In Tödlicher Mission
diesen Betrag wirst du zum Ersten jedes Monats von meinen Anwälten bekommen. Meine Anwälte bereiten die Scheidungspapiere vor. Ich lasse mich von dir scheiden, und du wirst keinen Einspruch dagegen erheben, weil du keine Grundlage dazu hast. Ein Privatdetektiv hat für mich jede Menge Beweise gesammelt. Wenn meine Dienstzeit auf Bermuda in einem Jahr vorbei ist, wird die Sache erledigt sein. Bis dahin werden wir uns in der Öffentlichkeit wie ein normales Paar verhalten.‘ Masters steckte seine Hände in die Hosentaschen und blickte höflich auf sie hinab. Inzwischen liefen ihr dicke Tränen über die Wangen. Sie wirkte verängstigt – als hätte ihr jemand ins Gesicht geschlagen.
‚Gibt es sonst etwas, das du wissen möchtest?‘, fragte Masters gleichgültig. ‚Wenn nicht, sammelst du besser deine Sachen zusammen und bringst sie in die Küche.‘ Er warf einen Blick auf seine Uhr. ‚Ich würde gerne jeden Abend um zwanzig Uhr zu Abend essen. Es ist jetzt neunzehn Uhr dreißig.‘«
Der Gouverneur trank einen Schluck Whisky. »All das habe ich mir aus dem Wenigen zusammengereimt, was ich von Masters persönlich weiß, und aus den etwas ausführlicheren Details, die Rhoda Masters an Lady Burford weitergegeben hat. Offenbar versuchte Rhoda alles, um ihn umzustimmen – Argumente, Flehen, Hysterie. Doch er blieb hart. Sie konnte ihn einfach nicht erreichen. Es war, als ob er fortgegangen wäre und für dieses außergewöhnliche Gespräch jemand anders an seiner statt geschickt hätte. Und am Ende musste sie einwilligen. Sie hatte kein Geld. Sie konnte sich keine Überfahrt nach England leisten. Um ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen zu haben, musste sie tun, was er ihr sagte. Und so geschah es. Ein Jahr lang lebten sie so, in der Öffentlichkeit höflich zueinander, doch untereinander vollkommen wortlos und getrennt. Natürlich waren wir alle von der Veränderung überrascht. Keiner von beiden erzählte jemandem etwas von dem Arrangement. Sie schämte sich, und Masters hatte keinen Grund dazu. Er kam uns ein wenig verschlossener vor als zuvor, aber seine Arbeit war erstklassig und alle atmeten erleichtert auf und stimmten darin überein, dass die Ehe durch eine Art Wunder gerettet worden war. Das wurde beiden hoch angerechnet, und sie wurden wieder zu einem beliebten Paar. Alles war vergeben und vergessen.
Das Jahr ging vorüber, und Masters’ Abreise stand kurz bevor. Er verkündete, dass Rhoda zurückbleiben würde, um sich um die Hausübergabe zu kümmern, und sie besuchten die üblichen Abschiedsfeiern. Wir waren ein wenig überrascht, dass sie nicht mit zum Schiff kam, um ihn zu verabschieden, aber er sagte, sie fühle sich nicht gut. Das war es dann also, bis nach ein paar Wochen Scheidungsgerüchte aus England durchzusickern begannen. Dann tauchte Rhoda Masters plötzlich im Haus des Gouverneurs auf und sprach lange mit Lady Burford, und allmählich kam die ganze Geschichte, einschließlich des nächsten wirklich furchtbaren Kapitels, ans Licht.«
Der Gouverneur spülte den letzten Rest Whisky herunter. Das Eis klirrte im Glas, als er es wieder hinstellte. »Offenbar fand Masters am Tag vor seiner Abreise einen Zettel von seiner Frau im Badezimmer. Darauf stand, dass sie ihn unbedingt noch einmal sprechen musste, bevor er sie für immer verließ. Das war nicht das erste Mal, dass sie ihn darum bat, und bisher hatte Masters die Zettel immer zerrissen und die Fetzen auf der Ablage über dem Waschtisch liegen lassen. Doch dieses Mal antwortete er ihr, dass sie sich um achtzehn Uhr im Wohnzimmer treffen konnten. Als es so weit war, kam Rhoda kleinlaut aus der Küche geschlichen. Sie hatte es schon lange aufgegeben, emotionale Szenen zu machen oder zu versuchen, an sein Mitleid zu appellieren. Nun stand sie einfach nur da und sagte leise, dass sie nur noch zehn Pfund von ihrem monatlichen Haushaltsgeld übrig habe, und sonst nichts auf der Welt. Wenn er ging, wäre sie mittellos.
‚Du hast noch den Schmuck, den ich dir geschenkt habe, und den Pelzmantel.‘
‚Dafür bekomme ich höchstens fünfzig Pfund, wenn ich Glück habe.‘
‚Dann wirst du wohl eine Arbeit annehmen müssen.‘
‚Es wird dauern, bis ich etwas finde. Ich muss irgendwo wohnen. In zwei Wochen muss ich hier raus. Gibst du mir denn gar nichts? Dann werde ich hungern müssen.‘
Masters sah sie gleichgültig an. ‚Du bist hübsch. Du wirst niemals hungern.‘
‚Du musst mir helfen, Philip. Du musst. Es wird deiner
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