In Tödlicher Mission
würde – die Tränen, das Stewardessengehätschel, die ausführlichen aufrichtigen Entschuldigungen und Erklärungen, das Doppelbett.
Und dann kam Philip Masters nach Hause.«
Der Gouverneur hielt inne und sah nachdenklich zu Bond. »Sie sind unverheiratet, aber ich denke, dass es bei allen Beziehungen zwischen einem Mann und einer Frau das Gleiche ist. Sie können nur überleben, solange eine grundlegende Menschlichkeit zwischen den beiden Parteien besteht. Wenn jede Liebenswürdigkeit fort ist, wenn es einer Person offensichtlich vollkommen egal ist, ob die andere tot ist oder lebt, dann hat es einfach keinen Zweck mehr. Diese besondere Verletzung des Egos – schlimmer noch, des Selbsterhaltungstriebs – kann niemals vergeben werden. Ich habe das bei Hunderten von Ehen bemerkt. Ich habe gesehen, wie man sich nach heftigen Seitensprüngen wieder zusammengerauft hat, ich habe miterlebt, wie der eine dem anderen Verbrechen und sogar Mord vergeben hat, ganz zu schweigen von finanziellem Bankrott und jeder anderen Form gesellschaftlicher Verbrechen. Unheilbare Krankheiten, Blindheit, Katastrophen – all das kann man gemeinsam überstehen. Aber niemals den Tod des allgemeinen Respekts gegenüber dem Partner. Ich habe darüber nachgedacht, und mir eine recht hochgestochen klingende Bezeichnung für diesen grundlegenden Faktor in menschlichen Beziehungen ausgedacht. Ich habe ihn das Quantum Trost genannt.«
»Das ist ein hervorragender Name«, sagte Bond. »Auf jeden Fall ziemlich beeindruckend. Und natürlich verstehe ich, was Sie damit meinen, und finde, Sie haben damit absolut recht. Ein Quantum Trost – eine gewisse Menge an Zuneigung. Ja, wahrscheinlich kann man sagen, dass Liebe und Freundschaft am Ende stets darauf basieren. Menschen sind höchst unsichere Wesen. Wenn der eine dem anderen nicht nur die benötigte Bestätigung verwehrt, sondern ihn regelrecht zu zerstören versucht, ist das Ende ziemlich vorhersehbar. Wenn nicht mal mehr dieses Quantum Trost vorhanden ist, sollte man sich so schnell wie möglich aus dem Staub machen, um sich selbst zu retten. Hat Masters das erkannt?«
Der Gouverneur gab Bond keine Antwort auf seine Frage. Stattdessen erzählte er: »Rhoda Masters hätte gewarnt sein sollen, als ihr Mann durch die Tür des Bungalows trat. Es war gar nicht so sehr das, was sie an der Oberfläche sah – auch wenn der Schnurrbart abrasiert und Masters’ Frisur wieder so unordentlich war wie bei ihrer ersten Begegnung –, sondern die Augen, der Mund und der angespannte Kiefer. Rhoda Masters hatte ihr schlichtestes Kleid angezogen, einen Großteil der Schminke weggelassen und sich so auf einen Sessel gesetzt, dass ihr Gesicht im Halbschatten lag, die Seiten des Buchs auf ihrem Schoß jedoch beleuchtet wurden. Sie hatte sich überlegt, dass sie, wenn er hereinkam, fügsam und unterwürfig von ihrem Buch aufsehen und darauf warten würde, dass er zuerst sprach. Dann würde sie aufstehen, langsam auf ihn zugehen und sich mit gesenktem Kopf vor ihn stellen. Sie würde ihm alles erklären und dabei die Tränen fließen lassen, und er würde sie in seine Arme nehmen, und sie würde ein Versprechen nach dem anderen machen. Sie hatte die Szene so lange geprobt, bis sie zufrieden gewesen war.
Wie geplant sah sie von ihrem Buch auf. Masters stellte seinen Koffer ab, ging langsam zum Kamin und sah sie seltsam an. Sein Blick war kühl, unpersönlich und vollkommen gleichgültig. Er griff in die Innentasche seines Jacketts und holte ein Stück Papier heraus. ‚Hier ist der Grundriss des Hauses‘, sagte er sachlich. ‚Ich habe das Haus in zwei Hälften unterteilt. Deine Räume sind die Küche und dein Schlafzimmer. Ich bekomme dieses Zimmer und das Gästeschlafzimmer. Das Badezimmer kannst du benutzen, wenn ich nicht drin bin.‘ Er lehnte sich vor und ließ den Zettel in das aufgeschlagene Buch auf ihrem Schoß fallen. ‚Meine Räume wirst du niemals betreten, es sei denn, wir haben Freunde eingeladen.‘ Rhoda Masters öffnete den Mund, um zu sprechen. Doch er hob eine Hand. ‚Dies ist das letzte Mal, dass ich unter vier Augen mit dir spreche. Wenn du mich ansprichst, werde ich dir nicht antworten. Wenn du kommunizieren möchtest, kannst du einen Zettel im Badezimmer hinterlassen. Ich erwarte, dass meine Mahlzeiten pünktlich zubereitet und ins Wohnzimmer gestellt werden, das du nutzen darfst, wenn ich fertig bin. Ich werde dir zwanzig Pfund monatlich geben, um die Haushaltsführung abzudecken, und
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