In Tödlicher Mission
und die Lichter ausschalten. Bond war ebenfalls aufgestanden. Der Gouverneur wandte sich ihm zu. »Kommen Sie mit, und ich erzähle Ihnen den Rest. Ich begleite Sie durch den Garten und sorge dafür, dass der Wachmann Sie hinauslässt.«
Langsam gingen sie durch die langen Räume und die breiten Stufen hinunter in den Garten. Es war eine wunderschöne Nacht unter einem vollen Mond, der über ihren Köpfen durch die dünnen hohen Wolken schien.
»Masters war weiter im Kolonialdienst beschäftigt, konnte aber niemals an seinen guten Anfang anknüpfen. Nach der Bermudageschichte schien ihm etwas zu fehlen. Ein Teil von ihm war durch diese Erfahrung getötet worden. Er war ein versehrter Mann. Hauptsächlich natürlich durch ihre Schuld, aber ich nehme an, dass ihn auch das, was er ihr angetan hatte, verfolgte. Natürlich heiratete er nie wieder, und am Ende verlor er sich im Ostafrikanischen Erdnuss-Plan. Nach diesem Fehlschlag stieg er aus und kehrte nach Nigeria zurück – zu den einzigen Leuten, die ihn freundlich aufgenommen hatten –, dorthin, wo der ganze Ärger angefangen hatte. Ziemlich tragisch, wenn ich mich daran erinnere, wie er als junger Mann war.«
»Und die Frau?«
»Oh, sie machte eine harte Zeit durch. Wir ließen den Hut für sie herumgehen, und sie hatte eine Reihe von Jobs, die sie mehr oder weniger aus Mitleid bekommen hatte. Sie versuchte, wieder als Stewardess anzufangen, aber aufgrund der Art und Weise, wie sie ihren Arbeitsvertrag mit Imperial Airways gebrochen hatte, bekam sie dort keinen Fuß mehr in die Tür. Es gab damals nicht so viele Fluggesellschaften, und die wenigen Stellen als Flugbegleiter waren heiß begehrt. Die Burfords wurden im gleichen Jahr nach Jamaika versetzt, und so verlor sie ihre Hauptstütze. Wie ich schon sagte, hatte Lady Burford sie aus irgendeinem Grund ins Herz geschlossen. Rhoda Masters war praktisch mittellos. Sie hatte natürlich immer noch ihr gutes Aussehen, und eine Zeit lang ließ sie sich von verschiedenen Männern aushalten. Aber das kann man an einem überschaubaren Ort wie Bermuda nicht unbegrenzt machen. Schließlich stand sie kurz davor, in die Prostitution abzurutschen und Schwierigkeiten mit der Polizei zu bekommen, als die Vorsehung erneut eingriff und entschied, dass sie genug bestraft worden war. Sie bekam einen Brief von Lady Burford. Darin enthalten waren ein Ticket nach Jamaika und die Mitteilung, dass sie ihr eine Anstellung als Empfangsdame im Blue Hills Hotel verschafft habe, einem der besten Hotels in Kingston. Also ging sie, und ich nehme an – ich war zu dieser Zeit bereits nach Rhodesien versetzt worden –, dass Bermuda froh war, sie los zu sein.«
Der Gouverneur und Bond waren am breiten Eingangstor des Herrenhauses angelangt. Dahinter lag, weiß, schwarz und rosa im Licht des Mondes, das Durcheinander aus schmalen Gassen und hübschen Schindelhäusern mit verschnörkelten Giebeln und Balkonen, die für Nassau so typisch waren. Als der Wachmann sie sah, nahm er automatisch Habtachtstellung an. Der Gouverneur hob abwehrend eine Hand. »Schon gut. Stehen Sie bequem.« Erneut erwachte der Aufziehwächter kurz zum Leben und erstarrte wieder.
»Und das ist das Ende der Geschichte«, schloss der Gouverneur, »bis auf eine letzte Laune des Schicksals. Eines Tages tauchte ein kanadischer Millionär im Blue Hills Hotel auf und blieb den ganzen Winter über. Am Ende dieser Zeit nahm er Rhoda Masters mit zurück nach Kanada und heiratete sie. Seitdem lebt sie in Saus und Braus.«
»Du lieber Himmel. Was für ein Glückstreffer. Auch wenn sie ihn kaum verdient hat, wie ich meine.«
»Wohl nicht. Genau kann man es natürlich nicht sagen. Das Leben ist eine komplizierte Angelegenheit. Vielleicht hatte das Schicksal entschieden, dass sie genug für das gebüßt hatte, was sie Masters angetan hatte. Vielleicht waren Masters’ Eltern auch die eigentlichen Schuldigen. Sie haben Masters zu dem Menschen gemacht, der er ist. So geriet er unausweichlich in diese emotionale Katastrophe, die für ihn vorgesehen war und auf die sie ihn konditioniert hatten. Vielleicht hatte das Schicksal Rhoda zu seinem Werkzeug erkoren. Und dann entschädigte es sie für ihre Dienste. Diese Dinge sind schwer zu beurteilen. Jedenfalls hat sie ihren Kanadier sehr glücklich gemacht. Zumindest fand ich, dass die beiden heute Abend glücklich wirkten.«
Bond lachte. Plötzlich kamen ihm die brutalen Dramen seines eigenen Lebens sehr unwichtig vor. Die Affäre um die
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