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In Tödlicher Mission

In Tödlicher Mission

Titel: In Tödlicher Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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genug mit ihm ins Bett hüpften, nahm er sie auch nicht in seinem Cabrio oder seinem Rennboot oder abends in die örtlichen Nachtclubs mit. Nach einem harten Kampf im Finale gewann das Team das Turnier, und Philip Masters befand sich in der eleganten Menge am achtzehnten Grün, um ihr zuzujubeln. Das war das letzte Mal für eine lange Zeit, dass er jubeln sollte, wenn nicht sogar das letzte Mal in seinem Leben. Fast sofort danach begann sie eine stürmische Affäre mit dem jungen Tattersall. Und glauben Sie mir, Mr Bond«, der Gouverneur ballte seine Hand zur Faust und schlug sie sanft auf den Rand des Getränkewagens, »es war schrecklich mit anzusehen. Sie machte nicht den geringsten Versuch, den Schlag zu mildern oder die Affäre auf irgendeine Art und Weise zu verschleiern. Sie rieb Masters diesen Tattersall richtiggehend unter die Nase. Immer öfter kam sie erst spätnachts nach Hause – unter dem Vorwand, dass es zu heiß war, um im gleichen Raum zu schlafen, hatte sie darauf bestanden, dass Masters ins Gästezimmer zog –, und wenn sie danach doch einmal mehr schlecht als recht das Haus aufräumte oder für ihn kochte, war das nicht mehr als der Versuch, die Fassade aufrechtzuerhalten. Natürlich war die Sache innerhalb eines Monats allgemein bekannt, und der arme Masters hatte das größte Paar Hörner aufgesetzt bekommen, das man in der Kolonie jemals gesehen hatte. Schließlich schaltete sich Lady Burford ein und sprach ein ernstes Wort mit Rhoda Masters. Sie sagte ihr, dass sie die Karriere ihres Mannes zerstören würde und so weiter. Doch das Problem war, dass Lady Burford Masters für einen fürchterlichen Langweiler hielt und in ihrer eigenen Jugend vielleicht selbst ein oder zwei Seitensprünge gewagt hatte – sie war immer noch eine schöne Frau mit einem Funkeln in den Augen –, daher war sie vielleicht ein wenig zu nachsichtig mit dem Mädchen. Natürlich machte Masters, wie er mir später erzählte, die üblichen fürchterlichen Phasen durch – die Proteste, die erbitterten Auseinandersetzungen, Wutanfälle, Gewalt (er gestand mir, dass er sie einmal fast erwürgt hätte) und schließlich der eisige Rückzug und das mürrische Elend.« Der Gouverneur machte eine Pause. »Ich weiß nicht, ob Sie jemals miterlebt haben, wie jemandem das Herz gebrochen wurde, Mr Bond, langsam und mit Vorsatz. Nun, genau das musste ich bei Philip Masters mit ansehen, und es war einfach entsetzlich. Da war er, ein Mann, dem anfangs noch die Freuden des Paradieses ins Gesicht geschrieben gestanden hatten, und innerhalb eines Jahres nach seiner Ankunft in Bermuda blickte einem daraus die Hölle entgegen. Natürlich tat ich, was ich konnte, wie wir alle auf die eine oder andere Art, aber jener Tag am achtzehnten Grün im Mid-Ocean hatte sein Schicksal besiegelt, und man konnte nicht viel mehr machen, als zu versuchen, die Scherben aufzulesen. Doch Masters war wie ein verwundetes Tier. Er zog sich in eine Ecke zurück und knurrte jeden an, der ihm zu nahe kam. Ich habe mir sogar die Mühe gemacht, ihm ein, zwei Briefe zu schreiben. Später erzählte er mir, dass er sie zerrissen hatte, ohne auch nur einen Blick hineinzuwerfen. Eines Tages kamen ein paar von uns zusammen und luden ihn zu einem Herrenabend in meinen Bungalow ein. Wir füllten ihn ordentlich ab. Plötzlich hörten wir, wie er im Badezimmer umkippte. Masters hatte versucht, sich die Pulsadern mit meinem Rasiermesser aufzuschneiden. Das machte uns schließlich klar, wie ernst es um ihn stand, und ich wurde auserkoren, den Gouverneur über die ganze Sache zu unterrichten. Natürlich wusste er davon, hatte aber gehofft, dass er sich nicht würde einmischen müssen. Nun stellte sich die Frage, ob Masters überhaupt noch tragbar war. Seine Arbeit hatte gelitten. Seine Frau war ein öffentlicher Skandal. Er war ein gebrochener Mann. Würde es uns gelingen, die Scherben wieder zusammenzufügen? Der Gouverneur war ein anständiger Mann. Nachdem er nun zum Handeln gezwungen war, war er entschlossen, einen letzten Versuch zu starten, um den fast schon unausweichlichen Bericht nach Whitehall zu vermeiden. Dieser würde Masters endgültig vernichten. Und siehe da, die Vorsehung schritt ein. Am Tag nach meinem Gespräch mit dem Gouverneur kam die Nachricht, dass es in Washington eine Konferenz zum Thema Fischereirechte auf hoher See geben würde und dass Bermuda und die Bahamas eingeladen wurden, Stellvertreter zu schicken. Der Gouverneur ließ Masters zu sich kommen.

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