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In Tödlicher Mission

In Tödlicher Mission

Titel: In Tödlicher Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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. Dann war das Spiel verloren, und er würde sich entscheiden müssen, ob er aufgeben, warten oder sich von jemandem erschießen lassen sollte. Aber bei diesem Treffen hatte er keinen Rauch wahrgenommen.
    Später an diesem Abend waren sie in das kleine Restaurant an der Piazza di Spagna mit dem Namen Colomba d’Oro gegangen. Bond hatte amüsiert festgestellt, dass er sich immer noch in der Probezeit befand. Kristatos beobachtete und prüfte ihn weiterhin und schien abzuwägen, ob er ihm vertrauen konnte. Diese Bemerkung über das riskante Geschäft war das einzige Mal gewesen, dass Kristatos zugegeben hatte, dass sie miteinander arbeiten sollten. Bond war ermutigt. Er war vorher nicht wirklich von Kristatos überzeugt gewesen. Aber all diese Vorsichtsmaßnahmen konnten eigentlich nur bedeuten, dass Ms Intuition richtig gewesen war und Kristatos etwas Bedeutendes wusste.
    Bond ließ den letzten Fetzen des Streichholzbriefchens in den Aschenbecher fallen. »Man hat mir mal beigebracht, dass jedes Geschäft, das mehr als zehn Prozent einbringt oder nach einundzwanzig Uhr beschlossen wird, eine gefährliche Sache ist. Die Angelegenheit, die uns zusammenbringt, wird mehr als tausend Prozent einbringen und fast ausschließlich nachts vonstattengehen. Es handelt sich also in beiderlei Hinsicht um ein riskantes Geschäft.« Bond senkte seine Stimme. »Geldmittel sind vorhanden. Dollar, Schweizer Franken, venezolanische Bolívares – alles, was benötigt wird.«
    »Das ist erfreulich zu hören. Ich habe bereits viel zu viele Lire.« Signor Kristatos warf einen Blick in die Speisekarte. »Aber lassen Sie uns zuerst etwas essen. Man sollte so wichtige Angelegenheiten nicht auf leeren Magen besprechen.«
    Eine Woche zuvor hatte M Bond zu sich gerufen. M war in schlechter Stimmung gewesen. »Sind Sie an etwas dran, 007?«
    »Nur Papierkram, Sir.«
    »Was meinen Sie damit, nur Papierkram?« Ungehalten deutete M mit seiner Pfeife auf seinen eigenen überfüllten Eingangskorb. »Wer hat denn keinen Papierkram?«
    »Ich meinte, nichts Aktives, Sir.«
    »Na, dann sagen Sie das doch gleich.« M nahm einen Stapel dunkelroter Akten, die mit Klebeband zusammengebunden waren, und schleuderte sie so heftig über den Schreibtisch, dass Bond sie auffangen musste. »Und hier ist noch ein bisschen mehr Papierkram. Hauptsächlich Scotland-Yard-Zeug – von der Drogenabteilung. Ein bisschen was vom Innenministerium und dem Gesundheitsministerium, und ein paar schöne dicke Berichte von der Internationalen Opiumkontrollbehörde in Genf. Nehmen Sie den Kram mit und lesen Sie es sich durch. Wahrscheinlich brauchen Sie dafür den gesamten Tag und einen Großteil der Nacht. Morgen fliegen Sie nach Rom und spüren die Hintermänner auf. Verstanden?«
    Bond bejahte die Frage. Das erklärte auch Ms schlechte Laune. Nichts machte ihn wütender, als wenn er sein Personal von seiner Hauptarbeit abziehen musste. Diese Arbeit war die Spionage, und wenn nötig auch Sabotage und Subversion. Alles andere war eine Verschwendung der Finanzmittel, die schon dürftig genug waren.
    »Irgendwelche Fragen?« M hatte seinen Unterkiefer wie den Bug eines Schiffes vorgeschoben. Dieser Kiefer schien Bond zu sagen, er solle diese Akten zusammensammeln und sich aus dem Büro scheren, damit sich M wieder Wichtigerem zuwenden konnte.
    Bond wusste, dass Ms Verstimmung zu einem gewissen Grad nur gespielt war. Er hatte einfach ein paar Schrullen. Dafür war M beim Service bekannt, und das war ihm auch bewusst. Aber das bedeutete nicht, dass er sie auch nur einen Deut weniger auslebte. Einige dieser fixen Ideen waren größer, wie die Verschwendung von Finanzmitteln und die Suche nach wahren Informationen im Gegensatz zu reinem Wunschdenken. Andere waren kleiner, wie seine Marotte, keine Männer mit Bärten einzustellen oder solche, die zweisprachig waren. Ebenso sortierte er die Männer direkt aus, die ihn durch Vetternwirtschaft unter Druck zu setzen versuchten. Er misstraute Männern und Frauen, die »zu schick« waren, und denen, die ihn außerhalb der Dienstzeit »Sir« nannten. Außerdem hatte er ein übersteigertes Vertrauen in Schotten. Doch M war sich seiner Obsessionen auf eine ironische Weise bewusst, was Bond an Churchill oder Montgomery erinnerte. Es machte ihm nichts aus, wenn sein Bluff durchschaut wurde. Und er hätte Bond niemals ohne eine ordentliche Einsatzbesprechung losgeschickt.
    Bond wusste das alles. »Nur zwei Dinge, Sir«, erwiderte er.

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