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In Tödlicher Mission

In Tödlicher Mission

Titel: In Tödlicher Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Schwimmtier eines Kindes. Die ganze Hütte wirkte so marode, dass Bond davon ausging, dass sie auch während der Sommersaison nicht viel einbringen konnte. Er trat von den schmalen Laufplanken auf den weichen, warmen Sand und ging um die Hütte herum zum Strand. Er lief bis zum Wasser. Der breite, leere Sandstrand erstreckte sich nach links, bis er im Dunst der Augusthitze verschwand. Auf der rechten Seite war er nach etwa achthundert Metern von einer Ufermauer begrenzt. Diese Mauer zeigte wie ein ausgestreckter Finger ins Wasser, auf dem die fragil wirkenden Lastkräne der Oktopusfischer zu sehen waren. Hinter dem Strand waren die Dünen und der Drahtzaun, der den Golfplatz umgab. Am Rand der Dünen, vielleicht fünfhundert Meter entfernt, war ein kleiner hellgelber Fleck zu sehen.
    Bond machte sich in diese Richtung auf.
    »Ähem.«
    Die Hände flogen zum Bikinioberteil und zogen es hoch. Bond stellte sich so, dass sie ihn sehen konnte, und schaute zu ihr hinunter. Der Schatten des Sonnenschirms bedeckte lediglich ihr Gesicht. Der Rest von ihr – ein leicht sonnenverbrannter milchweißer Körper in einem schwarzen Bikini auf einem schwarzweiß gestreiften Badetuch – lag in der prallen Sonne.
    Sie blickte aus halb geschlossenen Augen zu ihm auf. »Sie sind fünf Minuten zu früh und ich hatte Ihnen gesagt, dass Sie anklopfen sollen.«
    Bond setzte sich neben sie in den Schatten des großen Schirms. Dann zog er ein Taschentuch hervor und trocknete damit sein Gesicht. »Sie sind zufällig im Besitz der einzigen Palme in dieser Wüste. Ich musste so schnell ich konnte darunter. Ein schrecklicher Ort für ein Rendezvous.«
    Sie lachte. »Ich bin wie Greta Garbo. Ich bin gerne allein.«
    »Sind wir denn allein?«
    Sie riss die Augen auf. »Warum denn nicht? Denken Sie etwa, ich habe einen Anstandswauwau mitgebracht?«
    »Da Sie der Meinung sind, alle Männer wären Schweine ...«
    »Ah, aber Sie sind ein wohlerzogenes Schwein«, erwiderte sie kichernd. »Ein Gentleman unter den Schweinen. Außerdem ist es hier ohnehin viel zu heiß für so etwas. Und hier ist zu viel Sand. Es ist doch ein Geschäftstreffen, nicht wahr? Ich erzähle Ihnen etwas über Drogen und Sie geben mir dafür eine Diamantbrosche. Von Van Cleef. Oder haben Sie es sich anders überlegt?«
    »Nein. So sieht es aus. Wo sollen wir anfangen?«
    »Sie stellen die Fragen. Was wollen Sie wissen?« Sie setzte sich auf und legte die Arme um ihre Knie. Jegliche Koketterie war aus ihren Augen verschwunden. Ihr Blick war aufmerksam geworden, und vielleicht auch ein wenig vorsichtig.
    Bond bemerkte die Veränderung. Während er sie beobachtete, meinte er beiläufig: »Es heißt, dass Ihr Freund Colombo in diesem Geschäft eine große Nummer ist. Erzählen Sie mir von ihm. Er würde einen guten Charakter für mein Buch abgeben – natürlich unkenntlich gemacht. Aber das ist die Art Details, die ich brauche. Wie geht er vor, und so weiter? Das ist etwas, das sich ein Autor nicht einfach so ausdenken kann.«
    Sie senkte den Blick. »Enrico würde sehr wütend werden, wenn er wüsste, dass ich seine Geheimnisse verraten habe. Ich weiß nicht, was er mir dann antun würde.«
    »Er wird es niemals erfahren.«
    Sie warf ihm einen ernsten Blick zu. »Lieber Mr Bond, es gibt nur sehr wenig, das er nicht weiß. Und er ist ziemlich gut darin, den Rest zu erraten. Ich wäre nicht überrascht«, Bond bemerkte, wie sie einen schnellen Blick auf seine Uhr warf, »wenn es ihm in den Sinn gekommen wäre, mir hierher zu folgen. Er ist ein sehr misstrauischer Mann.« Sie streckte ihre Hand aus und berührte seinen Ärmel. Nun wirkte sie nervös. »Ich denke, Sie sollten jetzt besser gehen«, sagte sie nachdrücklich. »Das alles war ein großer Fehler.«
    Bond sah offen auf seine Uhr. Es war fünfzehn Uhr dreißig. Er neigte seinen Kopf, damit er am Sonnenschirm vorbei auf den Strand blicken konnte. Zwischen den Badehütten, deren Umrisse in der Hitze flimmerten, marschierten drei Männer in schwarzer Kleidung zielstrebig über den Strand. Ihre Schritte waren im Einklang, als ob sie eine Militäreinheit wären.
    Bond erhob sich. Er sah die Frau an. »Ich verstehe, was Sie meinen«, kommentierte er trocken. »Sagen Sie Colombo einfach, dass ich von jetzt an seine Biografie schreiben werde. Und ich bin ein äußerst beharrlicher Autor. Auf Wiedersehen.« Bond lief den Strand in Richtung der Nehrungsspitze entlang. Dort würde er umdrehen und an der anderen Küste entlang zum Dorf

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