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In Tödlicher Mission

In Tödlicher Mission

Titel: In Tödlicher Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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und in Sicherheit gelangen.
    Hinter ihm verfielen die drei Männer in einen schnellen Laufschritt. Die Bewegungen ihrer Beine und Arme waren synchron, was sie wie Athleten beim Training wirken ließ. Als sie an der Frau vorbeikamen, hob einer der Männer eine Hand. Sie erwiderte die Geste, legte sich wieder hin und drehte sich um – vielleicht deswegen, damit ihr Rücken ebenfalls Sonne abbekam, aber vielleicht auch, weil sie die Menschenjagd nicht sehen wollte.
    Während Bond rannte, löste er seine Krawatte und steckte sie in seine Tasche. Es war sehr heiß, und er schwitzte bereits stark. Aber den drei Männern würde es genauso gehen. Die Frage war, wer besser im Training war. An der Spitze der Nehrung kletterte Bond auf die Ufermauer und sah sich um. Die Männer hatten kaum aufgeholt, aber nun bogen zwei von ihnen am Golfplatz ab. Die Warnschilder mit dem Totenkopf schienen ihnen egal zu sein. Bond rannte über die breite Kaimauer und schätzte Winkel und Entfernung ein. Die beiden Männer liefen direkt auf ihn zu. Es würde knapp werden.
    Bonds Hemd war bereits vollkommen durchnässt, und seine Füße begannen zu schmerzen. Er war jetzt vielleicht anderthalb Kilometer gelaufen. Wie viel weiter noch, bis er in Sicherheit wäre? In regelmäßigen Abständen waren die Verschlussklappen antiker Kanonen in den Beton eingelassen. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um Anlegestellen der Fischerboote, bevor sie sich in die Adria aufmachten. Bond zählte seine Schritte zwischen zwei von ihnen. Fünfzig Meter. Wie viele schwarze Erhebungen waren es noch bis zum Ende des Kais – bis zu den ersten Häusern des Dorfs? Bond zählte bis dreißig, bevor die Mauer im Hitzeflimmern verschwand. Wahrscheinlich noch einmal anderthalb Kilometer. Würde er das schaffen, bevor ihn die Männer abfingen? Bonds Lunge brannte bereits. Jetzt war sogar sein Anzug vollkommen schweißdurchnässt, und der Stoff seiner Hose begann zu scheuern. Hinter ihm, etwa dreihundert Meter entfernt, war einer der Verfolger. Rechts von ihm waren die anderen beiden, die sich schnell näherten. Links von ihm ging es sechs Meter in die Tiefe und dahinter war nichts als Meer.
    Bond hatte gerade beschlossen, langsamer zu werden und die Angelegenheit mit seiner Pistole zu regeln, als zwei Dinge geschahen. Zuerst sah er durch den Hitzedunst vor sich eine Gruppe Speerfischer. Es war etwa ein halbes Dutzend Personen, einige im Wasser und andere, die sich auf der Kaimauer sonnten. Dann ertönte von den Dünen her das tiefe Dröhnen einer Explosion. Erde, Büsche und Brocken, bei denen es sich um die Überreste eines Menschen handeln konnte, flogen kurz in die Luft, und eine kleine Druckwelle erfasste ihn. Bond verlangsamte sein Tempo. Der andere Mann in den Dünen war stehen geblieben. Nun stand er stocksteif da. Sein Mund stand offen, und er stieß verängstigte Laute aus. Plötzlich ließ er sich zu Boden fallen und schlang die Arme um seinen Kopf. Bond kannte die Anzeichen. Der Mann würde sich nicht mehr bewegen, bis jemand kam und ihn von dort wegtrug. Bond atmete auf. Jetzt waren es nur noch zweihundert Meter bis zu den Fischern. Sie hatten sich bereits zu einer Gruppe versammelt und sahen zu ihm herüber. Bond durchforschte sein Gehirn nach ein paar Brocken Italienisch und wandte sie an. »
Mi Ingles. Prego, dove il carabinieri
.« Bond warf einen Blick über seine Schulter. Seltsam, aber trotz der Speerfischer rannte der Mann weiter auf ihn zu. Er hatte aufgeholt und war nur noch hundert Meter entfernt. In seiner Hand hatte er eine Kanone. In der Zwischenzeit hatten sich die Fischer in Bonds Weg gestellt, die Harpunen im Anschlag. In der Mitte stand ein großer Mann in einer engen roten Badehose. Seine grüne Taucherbrille hatte er auf den Kopf zurückgeschoben. Seine Füße, die in Taucherflossen steckten, standen nach außen, und seine Arme hatte er in die Hüften gestemmt. Er sah aus wie Taddäus Kröte in Technicolor. Sofort schob Bond diesen amüsanten Gedanken wieder beiseite. Keuchend wurde er langsamer, bis er nur noch ging. Automatisch tastete seine verschwitzte Hand unter seinem Jackett nach der Waffe und zog sie heraus. Der Mann im Zentrum der auf Bond gerichteten Harpunen war Enrico Colombo.
    Colombo verfolgte, wie Bond sich näherte. Als er nur noch zwanzig Meter entfernt war, sagte Colombo leise: »Legen Sie Ihr Spielzeug beiseite, Mr Bond vom Secret Service. Das hier sind Druckluftharpunen. Und bleiben Sie, wo Sie sind. Es sei denn, Sie

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