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In Tödlicher Mission

In Tödlicher Mission

Titel: In Tödlicher Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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wollen Mantegnas Heiligen Sebastian nachstellen.« Er wandte sich an den Mann zu seiner Rechten. Er sprach Englisch. »Auf welche Reichweite habt ihr letzte Woche diesen Albaner erwischt?«
    »Auf zwanzig Meter,
padrone
. Und die Harpune ist komplett durchgegangen. Und das war ein fetter Mann – vielleicht zweimal so dick wie der hier.«
    Bond blieb stehen. Neben ihm war einer der eisernen Poller. Er setzte sich und ließ die Pistole auf seinem Knie ruhen. »Fünf Harpunen in mir werden eine Kugel auf Sie nicht aufhalten, Colombo.«
    Colombo lächelte und nickte, und der Mann, der sich von hinten an Bond herangeschlichen hatte, schlug ihm mit dem Griff seiner Luger einmal fest auf den Hinterkopf.
    Wenn man nach einem Schlag auf den Kopf wieder zu sich kommt, muss man sich meist als Erstes übergeben. Doch selbst während dieses Anflugs von Übelkeit waren Bond zwei Dinge bewusst – er befand sich auf einem Schiff auf See, und jemand, ein Mann, wischte ihm die Stirn mit einem feuchten Tuch ab und murmelte ihm in schlechtem Englisch ermutigende Worte zu. »Ist okay,
amico
. Nimm leicht. Nimm leicht.«
    Bond fiel erschöpft auf sein Lager zurück. Er befand sich in einer komfortablen kleinen Kajüte mit hübschen Vorhängen und Farben. Ein femininer Duft lag in der Luft. Ein Matrose in zerschlissener Weste und Hose beugte sich über ihn. Bond meinte in ihm einen der Speerfischer wiederzuerkennen. Er lächelte, als Bond die Augen öffnete. »Ist besser, ja?
Subito
okay.« Er rieb sich mitfühlend den Nacken. »Tut noch eine Weile weh. Bald ist es nur noch ein blauer Fleck. Unter den Haaren. Die Mädchen werden nichts sehen.«
    Bond lächelte schwach und nickte. Das Nicken löste einen scharfen Schmerz aus, der ihn die Augen zukneifen ließ. Als er sie wieder öffnete, schüttelte der Matrose warnend den Kopf. Er hob seine Armbanduhr dicht vor Bonds Augen. Es war neunzehn Uhr. Er deutete mit seinem kleinen Finger auf die Zahl neun. »
Mangiare con padrone, si

    »
Si
«, antwortete Bond.
    Der Mann legte seine Hand an seine Wange und neigte den Kopf zur Seite. »
Dormire

    Wieder sagte Bond »
Si
«. Der Matrose verließ die Kabine und zog die Tür zu, ohne sie abzuschließen.
    Vorsichtig rutschte Bond von der Koje herunter und ging zum Waschbecken, um sich zu waschen. Auf einer Kommode lagen seine persönlichen Besitztümer auf einem ordentlichen Stapel. Bis auf seine Pistole war alles da. Bond verstaute die Dinge in seinen Taschen, setzte sich wieder auf die Koje, rauchte und dachte nach. Doch er kam zu keinem Ergebnis. Er war auf ein Schiff verschleppt worden, aber aus dem Verhalten des Matrosen schloss er, dass er nicht als Feind betrachtet wurde. Und doch hatte man viel Mühe auf sich genommen, um ihn gefangenen zu nehmen, und einer von Colombos Männern war dabei sogar, wenn auch unbeabsichtigt, ums Leben gekommen. Es schien nicht darum zu gehen, ihn einfach zu töten. Vielleicht war diese sanfte Behandlung ja die Vorbereitung, um einen Handel mit ihm abzuschließen. Aber wie sah dieser Handel aus – und was war die Alternative?
    Um einundzwanzig Uhr holte der Matrose Bond ab, führte ihn durch einen kurzen Gang in einen kleinen, ungepflegten Raum und ließ ihn dort zurück. In der Mitte des Raums standen ein Tisch und zwei Stühle, und neben dem Tisch befand sich ein Servierwagen, beladen mit Essen und Getränken. Bond versuchte, die Luke auf der anderen Seite des Zimmers zu öffnen. Sie war verschlossen. Er öffnete eines der Bullaugen und sah hinaus. Es war gerade hell genug, um zu erkennen, dass das Schiff ein Zweihunderttonner und vielleicht mal ein großes Fischerboot gewesen war. Der Motor klang wie ein einfacher Diesel, und sie führten Segel. Bond schätzte, dass die Geschwindigkeit des Schiffs bei etwa sechs oder sieben Knoten lag. Am dunklen Horizont war eine kleine Gruppe gelber Lichter zu sehen. Wahrscheinlich segelten sie die Adriaküste entlang.
    Der Riegel der Luke wurde zurückgezogen. Bond zog seinen Kopf wieder ins Schiff. Colombo kam die Stufen herunter. Er trug ein Sweatshirt, eine Latzhose und abgenutzte Sandalen. In seinem Blick lag ein amüsiertes Funkeln. Er setzte sich auf einen der Stühle und deutete auf den anderen. »Kommen Sie, mein Freund. Essen und Trinken und reichlich Gespräche. Wir hören jetzt auf, uns wie kleine Jungs zu verhalten, und werden erwachsen sein. Ja? Was wollen Sie trinken – Gin, Whisky, Champagner? Das da ist die feinste Wurst von Bologna. Oliven von

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