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In Tödlicher Mission

In Tödlicher Mission

Titel: In Tödlicher Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Geheimdienst nicht, im Gefängnis gelandet. Aber der große Fuchs, hinter dem Sie eigentlich her sind, hätte nur gelacht, während die Jagdgeräusche in der Ferne verklungen wären.«
    »Warum wollte Kristatos Sie umbringen lassen?«
    Colombo sah ihn listig an. »Mein Freund, ich weiß einfach zu viel. In der Bruderschaft der Schmuggler stolpern wir gelegentlich über die Geschäfte anderer. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich mir mit einem kleinen Kanonenboot aus Albanien eine Schlacht geliefert. Ein Zufallstreffer hat sein Segel in Brand gesetzt. Es gab nur einen Überlebenden. Wir brachten ihn dazu, zu singen. Ich habe viel Neues erfahren, aber idiotischerweise riskierte ich es, ihn an der Küste nördlich von Tirana auszusetzen. Das war ein Fehler. Seitdem hat es dieser Mistkerl Kristatos auf mich abgesehen.« Colombo grinste breit. »Glücklicherweise bin ich im Besitz einer Information, von der er nichts weiß. Und wir haben gleich morgen früh ein Treffen mit dieser Information – in einem kleinen Fischereihafen nördlich von Ancona, Santa Maria. Und dort«, Colombo stieß ein grausames Lachen aus, »werden wir sehen, was es dort zu sehen gibt.«
    »Was ist dabei für Sie drin?«, fragte Bond. »Sie sagen, dass meine Mission morgen früh abgeschlossen sein wird. Wie viel?«
    Colombo schüttelte den Kopf. »Gar nichts. Unsere Interessen überschneiden sich zufällig. Aber Sie müssen mir versprechen, dass das, was ich Ihnen heute Abend erzählt habe, unter uns und, wenn nötig, Ihrem Chef in London bleibt. Es darf nicht zurück nach Italien kommen. Versprechen Sie mir das?«
    »Ja. Ich verspreche es.«
    Colombo erhob sich. Er ging zu der Kommode, holte Bonds Pistole heraus und gab sie ihm zurück. »In diesem Fall, mein Freund, brauchen Sie die wohl zurück. Und Sie sollten noch etwas schlafen. Um fünf in der Früh gibt es für alle Rum und Kaffee.« Er streckte seine Hand aus. Bond ergriff sie. Plötzlich waren die beiden Männer Freunde. Bond spürte es einfach.
    »In Ordnung, Colombo«, sagte er linkisch, verließ den Raum und kehrte in seine Kajüte zurück.
    Die Mannschaft der
Colombina
bestand aus zwölf Leuten, junge, zäh wirkende Burschen. Sie sprachen leise miteinander, während Colombo im Aufenthaltsraum die Becher mit heißem Kaffee und Rum ausgab. Eine Sturmlaterne war die einzige Lichtquelle – das übrige Schiff war verdunkelt worden –, und Bond genoss die aufgeregte und verschwörerische Atmosphäre, die ihn an
Die Schatzinsel
denken ließ. Colombo ging von Mann zu Mann und inspizierte die Waffen. Alle hatten Luger, die sie im Hosenbund trugen, und Springmesser in den Taschen. Colombo hatte für jede Waffe ein Wort des Lobes oder der Kritik. Bond fand, dass sich Colombo ein gutes Leben eingerichtet hatte – ein Leben voller Abenteuer und Aufregung und Risiko. Es war das Leben eines Kriminellen – ein ewig währender Krieg mit dem Gesetz, dem Tabakmonopol des Staates, dem Zoll, der Polizei –, aber es lag ein Hauch von Spitzbüberei in der Luft, der die Farbe dieser Verbrechen von schwarz zu weiß änderte – oder zumindest zu grau.
    Colombo sah auf seine Uhr. Er schickte die Männer auf ihre Posten. Er löschte die Laterne, und Bond folgte ihm im ersten Licht des Tages zur Brücke hinauf. Dort stellte er fest, dass sich das Schiff nah an einer schwarzen, felsigen Küste befand, an der sie langsam entlangfuhren. Colombo deutete voraus. »Hinter dieser Landspitze ist der Hafen. Niemand wird bemerken, dass wir uns nähern. Im Hafen wird an der Anlegestelle ein Schiff von ungefähr dieser Größe sein, aus dem harmlose Rollen Zeitungspapier über eine Rampe in ein Lagerhaus gebracht werden. Sobald wir um die Landspitze herum sind, nehmen wir volle Fahrt auf, segeln zu diesem Schiff und entern es. Es wird Widerstand geben. Es werden Köpfe eingeschlagen werden. Ich hoffe, dass es nicht in eine Schießerei ausartet. Wir werden erst schießen, wenn sie es tun. Aber es ist ein albanisches Schiff mit einer zähen albanischen Mannschaft. Wenn es eine Schießerei gibt, müssen Sie mit uns schießen. Diese Leute sind nicht nur Feinde Ihres, sondern auch meines Landes. Wenn Sie getötet werden, werden Sie eben getötet. Okay?«
    »In Ordnung.«
    Als Bond die Worte ausgesprochen hatte, ertönte das Klingeln des Maschinenraumtelegrafen, und das Deck begann unter seinen Füßen zu zittern. Mit zehn Knoten umrundete das kleine Schiff die Landspitze in Richtung Hafen.
    Es war, wie Colombo gesagt hatte.

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