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In Tödlicher Mission

In Tödlicher Mission

Titel: In Tödlicher Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Das albanische Schiff lag mit schlaffen Segeln an einem steinernen Anlegeplatz. An seinem Heck ragte eine Rampe aus Holzplanken in das dunkle Maul eines baufälligen Lagers, in dessen Innerem elektrisches Licht brannte. Das Schiff schien tatsächlich Rollen aus Zeitungspapier geladen zu haben, und diese wurden nun eine nach der anderen auf die Rampe gehievt, damit sie von selbst in das Lager rollten. Es waren etwa zwanzig Männer zu sehen. Lediglich das Überraschungsmoment konnte die Chancen ausgleichen. Colombos Schiff war jetzt nur noch fünfzig Meter vom anderen Schiff entfernt, und ein, zwei Männer hatten aufgehört zu arbeiten und sahen in ihre Richtung. Einer lief ins Lager. Gleichzeitig gab Colombo einen scharfen Befehl. Die Maschinen stoppten und gingen in den Rückwärtsgang. Auf der Brücke ging ein großer Scheinwerfer an und erhellte die ganze Szene, während das Schiff neben den albanischen Dampfer trieb. Beim ersten Kontakt wurden Enterhaken über die Reling der Albaner geworfen, und Colombos Männer schwärmten auf das Schiff, Colombo ganz vorne mit dabei.
    Bond hatte seine eigenen Pläne. Sobald er sich auf dem feindlichen Deck befand, lief er quer über das Schiff, kletterte auf der anderen Seite über die Reling und sprang. Es waren etwa dreieinhalb Meter bis zum Steg, und er landete wie eine Katze auf seinen Händen und Zehenspitzen. Einen Moment lang verharrte er in dieser Position, um seinen nächsten Schritt zu planen. Auf dem Deck war bereits eine Schießerei ausgebrochen. Ein Schuss zerstörte den Scheinwerfer, und nun gab es nur noch das gräuliche Licht der Morgendämmerung. Ein Körper, einer der Albaner, fiel vor ihm auf den Stein und blieb bewegungslos liegen. Gleichzeitig eröffnete aus der Ladeluke des Lagerhauses ein Maschinengewehr das Feuer. Bond rannte im Schatten des Schiffs darauf zu. Der Mann mit dem Maschinengewehr sah ihn und gab eine Salve auf ihn ab. Die Kugeln schossen an Bond vorbei, prallten von der Eisenhülle des Schiffes ab und sausten heulend in die Nacht davon. Bond hechtete unter der Rampe in Deckung. Die Kugeln schlugen in das Holz über seinem Kopf ein. Bond kroch tiefer in den eng zulaufenden Raum. Als es nicht mehr weiter nach hinten ging, hatte er entweder die Möglichkeit, nach links oder nach rechts weiterzurobben. Über seinem Kopf erklangen schwere Schritte und ein kurzes Poltern. Einer von Colombos Männern musste die Sicherung durchgeschnitten und die ganzen Zeitungspapierrollen die Rampe heruntergeschickt haben. Das war Bonds Chance. Er lief nach links aus seiner Deckung. Wenn der Kerl mit dem Maschinengewehr auf ihn wartete, würde er annehmen, dass Bond rechts herauskam. Und tatsächlich hockte der Schütze an der Wand des Lagers. Bevor sein Gegner reagieren konnte, feuerte Bond zwei Mal. Die Finger des Toten drückten auf den Abzug, sein Gewehr gab ein paar unkontrollierte Schüsse ab, und als er zu Boden fiel, löste sich die Waffe aus seinem Griff.
    Bond rannte auf die Tür des Lagers zu, doch er rutschte aus und fiel der Länge nach hin. Einen Moment lang lag er benommen da. Sein Gesicht hing in einer Pfütze aus einer schwarzen sirupartigen Substanz. Fluchend kam er wieder auf die Beine und sprang hinter einem Haufen der großen Zeitungspapierrollen in Deckung, die gegen die Wand des Lagers geprallt waren. Eine von ihnen war von den Kugeln des Maschinengewehrs durchlöchert, und die seltsame schwarze Flüssigkeit quoll heraus. Bond wischte sich so viel wie möglich davon aus dem Gesicht und von den Händen. Sie verströmte den süßlichen Geruch, den Bond noch aus Mexiko kannte. Es war Rohopium. Nicht weit von seinem Kopf entfernt schlug eine Kugel in die Wand des Lagers ein. Bond wischte seine Pistole noch einmal an seiner Hose ab und rannte zur Lagertür. Er war überrascht, dass er nicht von innen angegriffen wurde, sobald er im Eingang stand. Im Inneren war es ruhig und kühl. Die Beleuchtung war abgeschaltet worden, aber draußen wurde es immer heller. Die weißlichen Zeitungspapierrollen waren ordentlich aufgestellt worden und so positioniert, dass sich in der Mitte ein Gang bildete. Am Ende dieses Gangs war eine Tür. Das ganze Arrangement schien ihn anzüglich anzugrinsen und ihn herauszufordern. Bond konnte den Tod geradezu riechen. Er wich durch den Eingang zurück nach draußen. Die Schüsse erklangen jetzt nur noch schubweise. Colombo kam auf ihn zugerannt, wobei sich seine Füße nicht weit vom Boden hoben, wie es bei dicken Männern

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