In Tödlicher Mission
weitsichtig, voller Ideen und mit jeder Menge Schwung. Kaurimuscheln! Das ist brillant. Dadurch könnten wir zum ersten Mal seit dem Patschuli-Boom nach dem Krieg den Haushalt ausgleichen. Ich habe auch schon eine Idee für einen Werbespruch: ‚Sea-shells from the Seychelles‘ – ‚Muscheln von den Seychellen‘. Ich werde dafür sorgen, dass du die Lorbeeren dafür kassierst.«
»Damit würde man mehr Geld machen als mit dem Verlustverkauf von Vanille.« Sie zankten sich gutmütig weiter, bis die Palmenhaine den riesigen Narrabäumen wichen, die typisch waren für die Hauptstadt von Mahé.
Es war fast einen Monat her, dass M Bond mitgeteilt hatte, dass er ihn auf die Seychellen schicken würde. »Das Marineamt hat Schwierigkeiten mit seinem neuen Flottenstützpunkt auf den Malediven. Sie werden von Ceylon aus von Kommunisten unterwandert. Streiks, Sabotage – das Übliche. Vielleicht müssen sie sich sogar komplett auf die Seychellen zurückziehen, um den Schaden zu begrenzen. Sie liegen zwar tausendsechshundert Kilometer weiter südlich, aber zumindest wirken sie recht sicher. Doch sie wollen sich nicht wieder kalt erwischen lassen. Das Kolonialamt sagt, dass es dort absolut sicher ist. Dennoch habe ich eingewilligt, jemanden hinzuschicken, um sich eine unabhängige Meinung zu bilden. Als Makarios vor ein paar Jahren dort im Exil saß, hat es eine ganze Reihe von Sicherheitsproblemen gegeben. In der Nähe hielten sich japanische Fischerboote auf, ein paar entflohene Verbrecher aus England waren dort untergetaucht, und es gab starke Verbindungen nach Frankreich. Sehen Sie sich einfach mal um.« M blickte aus dem Fenster auf den stürmischen Märzregen. »Passen Sie auf, dass Sie keinen Sonnenstich bekommen.«
Bonds Bericht, der zu dem Ergebnis kam, dass das einzige Sicherheitsproblem auf den Seychellen in der Schönheit und Offenherzigkeit der weiblichen Einheimischen bestand, war eine Woche zuvor fertig geworden, und er hatte nichts weiter zu tun gehabt, als darauf zu warten, dass ihn die
S.S. Kampala
nach Mombasa brachte. Er war die Hitze gründlich leid, die schlaff herabhängenden Palmen, den klagenden Ruf der Meerschwalben sowie die nicht enden wollenden Gespräche über Kopra. Die Aussicht auf eine Veränderung gefiel ihm.
Bond verbrachte seine letzte Woche im Haus der Barbeys, und nachdem sie dort angerufen hatten, damit man ihre Seesäcke packte, fuhren sie zum Ende von Long Pier und ließen ihren Wagen im Zolllager stehen. Die glänzend weiße Jacht lag an einer achthundert Meter weit ins Wasser ragenden Reede. Sie nahmen eine Piroge mit Außenbordmotor über die spiegelglatte Bucht und durch die Öffnung im Riff. Die
Wavekrest
war nicht wirklich schön – die Breite der Deckbalken und die überladenen Aufbauten verdarben ihre Form –, doch Bond sah auf einen Blick, dass es sich um ein richtiges Schiff handelte, das die Welt umsegeln konnte und nicht nur die Florida Keys. Sie schien verlassen zu sein, doch als sie längsseits kamen, tauchten zwei adrette Matrosen in weißen Hosen und Unterhemden auf und stellten sich mit Bootshaken an die Leiter, bereit, die schäbige Piroge vom glänzenden Anstrich der Jacht abzuwehren. Sie nahmen die zwei Seesäcke in Empfang. Einer von ihnen öffnete eine Aluminiumluke und signalisierte ihnen, an Bord zu kommen. Bond schlug eine Wand eiskalter Luft entgegen, als er durch die Luke ging und die paar Stufen in den Aufenthaltsraum hinunterstieg.
Der Raum war leer. Es handelte sich nicht um eine einfache Kabine, denn sie war so luxuriös eingerichtet, dass sie kaum an das Innere eines Schiffes erinnerte. Die Fenster hinter den halb geschlossenen Jalousien waren ebenso großzügig bemessen wie die tiefen Sessel um den niedrigen Tisch in der Mitte. Der Teppichboden war dick und hellblau. Die Wände waren mit silbrig glänzendem Holz vertäfelt, und die Decke war cremefarben gestrichen. Es gab einen Schreibtisch mit den üblichen Schreibutensilien und einem Telefon. Neben dem großen Grammofon stand eine Anrichte mit Getränken. Darüber hing ein Gemälde, das wie ein ganz hervorragender Renoir aussah – der Kopf und die Schultern eines hübschen dunkelhaarigen Mädchens in einer schwarzweiß gestreiften Bluse. Der Eindruck eines luxuriösen Wohnzimmers in einem Stadthaus wurde von einer großen Schale mit weißen und blauen Hyazinthen vervollständigt, die auf dem Tisch stand, sowie von einem ordentlichen Stapel Zeitschriften auf einer Seite des
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