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In Vino Veritas

In Vino Veritas

Titel: In Vino Veritas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Henn
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noch etwas war merkwürdig an der Sache. Es war nicht üblich, dass Mitglieder
des Restaurateurs-Stammtisches ohne den Rest der Gruppe testessen gingen.
    »Sie haben auch über den armen Herrn Schultze-Nögel geredet. Als ich
servierte, sprachen sie gerade über ihn. Das ist ja eine ganz schlimme Sache.
Mord hier im Tal. Und nicht nur einer! Wer denkt denn an so was?«
    »Leider nur der Mörder. Hätten die Opfer dran gedacht, wären sie
jetzt noch unter uns. – Wo sitzt die illustre Runde?«
    Uli führte ihn zum Tisch und rückte den Stuhl zurück, damit er Platz
nehmen konnte. Das Innere des Restaurants war so hell, dass Julius sich wie in
einer Kalksteinhöhle vorkam. Im Hintergrund lief klinisch tote verpopte
Klassik, aber davon bekam Julius im Augenblick nichts mit, denn Gerdt
Bassewitz, Hans-Hubert Rude, Antoine Carême und Tommy Prieß klatschten ihm
lachend Beifall.
    »Da ist ja endlich unser kulinarischer Detektiv!«,
sagte Prieß.
    »Ich hoffe, du willst keinen von uns verhaften!«, rief Bassewitz
prustend.
    Jetzt wurde das Lachen noch lauter. Hans-Hubert reichte Julius die
Menü-Karte.
    »Setz dich erst mal. Wir haben schon für dich mitbestellt. Das
Ahr-Menü.«
    »Klingt verlockend!«, meinte Julius.
    »Und? Rennen sie dir schon deine Restaurant ein? Wer will nicht bei
ein Meisterdetektiv speisen?«, fragte Antoine.
    »Lasst gut sein, Jungs! Vergesst das lieber ganz schnell. Ich hab
mich nur ein bisschen umgehört, das war’s auch schon. Ich bin weiterhin Koch.«
    »Zumindest im Hauptberuf!«, ergänzte Bassewitz.
    »Ich gäb was für so ein Ruf! Könnt ihr euch vorstellen, was bei mir
los ist, seit den Zeitungen geschrieben haben, dass die Leiche in mein Pacht
lag? Wie sieht denn das aus! Ich bekomm Absagen über Absagen! Von den
Trüffelreise ins Languedoc, die ich im Januar anbiete, sind heut schon vier
abgesprungen! Und ich hab doch den Hotel schon gebucht!«
    Antoine gestikulierte so wild, dass er fast seine Champagnerflöte
umschmiss. Julius legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm.
    »Das renkt sich schon wieder ein«, sagte er. »Wenn ich Pech habe,
ist mein Haus demnächst komplett leer.«
    Alle Blicke richteten sich auf ihn, als stünde sein Haarkranz in
Flammen.
    »Was soll das heißen, Julius?«, wollte Hans-Hubert wissen.
    »Die Polizei hat mich in Verdacht wegen dem Mord an Markus Brück.«
Julius war froh, im Kreis der Freunde darüber reden, es loswerden zu können.
    » Dich ?!«, stieß Bassewitz hervor, den
Champagner, der sich zuvor in seinem Mund befand, als feinen Dunst über die
Tischdecke verteilend.
    Hans-Hubert setzte sich gerade hin. »Wieso denn dich?«
    »Ich habe doch Brücks Leiche gefunden. Und ich hab von Anfang an
verlangt, dass sie Gisela freilassen sollen. Jetzt denken die, ich hätte eine
falsche Spur gelegt.«
    »Und für so einen Schwachsinn zahl ich Steuergelder! Hart verdientes
Geld!«, sagte Prieß kopfschüttelnd.
    »Die spinnen doch, den Polizei!«
    »Könnt ihr euch vorstellen, was los ist, wenn die Presse das
spitzkriegt?«, fragte Julius in die Runde.
    Alle nickten betroffen.
    »Die Welt ist voll von unfähig Leuten! Wisst ihr schon, was den
Herold jetzt macht? Ist ja nun zuständig für den Verkauf von die Wein von
Schultze-Nögel.«
    Das war für Julius keine Überraschung. Gisela hatte ihm erzählt,
dass sie den Verkauf Herold übertragen hatte. Sie hatte immer nur Privatkunden
betreut, die großen Fische wollte Siggi stets selber an Land ziehen und
verspeisen.
    »Jetzt will den Kerl nur Wein von Schultze-Nögel verkaufen, wenn man
auch sein Wein abnimmt! Gleiche Menge!«
    »Clever!«, sagte Prieß. »So stellt er sicher, dass kein Restaurant
nur Schultze-Nögel-Weine führt. Aber Häuser nur mit Porzermühle wird es schon
geben. Wundert mich, dass die Gisela nix dagegen sagt.«
    »Die weiß bestimmt nichts von den Sache. Da bekommt man nun endlich
Schultze-Nögel-Wein, und dann wird man so über die Ohr gehauen!«
    Antoine sprach genau das aus, was Julius dachte.
    Das Essen kam, und Uli stellte die Amuse Bouche mit leuchtenden
Augen zuerst vor ihren ehemaligen Chef. Dann annoncierte sie die
»Schweinereien« in Miniaturgröße, die so übersichtlich auf den großen Tellern
drapiert waren.
    »Ein kleiner Gruß aus der Küche. Zu Ihrer Linken haben wir ein
Schalottenschaumsüppchen, oben in Tempurateig ausgebackenes Seezungenfilet mit
Curry-Mango-Chutney und direkt vor Ihnen auf dem Teller Rehnüsschen auf
Maronen-Feigen-Omelett mit einer

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