In Vino Veritas
Zusammenhang stehen. Zudem
wurden die Tötungsdelikte im Weingut Schultze-Nögel nicht mit Schusswaffen
verübt, wogegen Bernard Noblet mit drei Einschüssen eines Gewehres aufgefunden
wurde.
Julius wusste, dass von Reuschenberg bluffte. Sie
vermutete bestimmt, dass es sich um ein und denselben Täter handelte. Immerhin
ging sie davon aus, dass Markus Brück mit vorgehaltener Waffe in die Presse
gezwungen worden war. Julius las weiter, was die Kommissarin zum Besten gegeben
hatte:
Zur Aufklärung der Fälle wurde
unser Kommissariat aufgestockt. Wir arbeiten mit allen Mitteln daran, die
Verbrechen schnellstmöglich aufzuklären. Es besteht keine Gefahr für die
Bevölkerung. Wir gehen nicht davon aus, dass mit weiteren Morden zu rechnen
ist.«
Das musste sie wohl sagen, dachte Julius. Nach einem
Absatz folgte der Teil, auf den er gespannt war:
Nachdem die polizeiliche Suche
nach dem Franzosen erfolglos verlief, war es ein Wanderer, der die Leiche fand.
Der nicht namentlich genannte Mann steht noch unter Schock.
Das Waldstück ist nicht Teil
eines ausgewiesenen Wanderweges durch das Tal. Dadurch, vermutet die Polizei,
blieb der Tote so lange unentdeckt. Jagdpächter Antoine Carême vom ›Frais
Löhndorf‹ zeigte sich entsetzt. Auf Anfrage teilte er mit, das Waldstück sei
seit Wochen nicht mehr kontrolliert worden, da sein Restaurant ihn so in
Anspruch genommen hätte. Die Untere Jagdbehörde will ein Fehlverhalten
seinerseits prüfen.
»Sie haben sich dran gehalten!«, sagte Franz-Xaver. »Unser
Plan is aufgegangen!«
»Aber für wie lange?«, fragte Julius. »Irgendwas haben wir bestimmt
vergessen, irgendwann kommen sie uns drauf. Ich glaube, von Reuschenberg
vermutet bereits was. Sie hat mich so angeschaut …«
»Sie hat dir schöne Augen gemacht, Meisterkoch!«, scherzte
Franz-Xaver.
»Wenn das schöne Augen waren, will ich nicht wissen, wie ihre bösen
aussehen.«
Franz-Xaver klopfte seinem Chef freundschaftlich auf den Rücken.
»Mach dir keine Sorgen, wir haben unsere Hausaufgaben brav gemacht: Das Körberl
und alle Schwammerln eingesammelt, deine Fußabdrücke im Schmodder verschmiert.
Na gut, den Stock, mit dem du die Leichen ausbuddelt hast, haben wir net
gefunden, aber nach so was suchen die ja eh net.«
Julius sagte nichts, las stattdessen die Leitartikel der anderen
beiden Zeitungen. Sie schrieben grob dasselbe. Er schüttelte den Kopf. »Es ist
einfach zu offensichtlich, dass ich dich vorgeschoben habe.«
Franz-Xaver griff sich eine Flasche der Destillate, die um eine
Säule im Inneren des Restaurants aufgestellt waren. »Jetzt trink erst mal ein
Schluckerl Rheinischen Bohnapfel, um den Kopf klar zu bekommen. Was is schon
dabei, wenn du deinen Maître d’hôtel zum Schwammerlsammeln schickst und ihm
netterweise deinen Wagen und deine Gummistiefel zur Verfügung stellst? Für so
was würd ein Angestellter normalerweise natürlich einen Sonderzuschlag
erwarten …«
Julius kippte den Brand in einem Schluck runter. Ihm war nicht nach
Späßen zumute. Franz-Xaver fuhr fort mit seinem kleinen Resümee des gemeinsamen
Coups.
»Es kann auch niemand was dagegen sagen, dass wir die Polizei
gebeten haben, net meinen Namen zu nennen. Es is ja ganz offensichtlich, dass
des ein schlechtes Licht auf des erste Haus am Platze geworfen hätt.«
Julius hob sein Glas, andeutend, dass er Nachschub benötigte.
»Außerdem, Julius, gibt es auch gute Nachrichten. Du hast dir die
Zeitung noch gar net richtig angeschaut. Auf der Seiten zwei findest du was
wirklich Erfreuliches!«
Julius griff zögerlich nach der Zeitung und blätterte sie auf.
Er las.
Er hob sein Glas.
Franz-Xaver schüttete nach.
» Mehr !«, sagte Julius.
Franz-Xaver goss nach.
Julius trank und hob das Glas postwendend wieder.
»Ja, freust dich denn net?«
Neben Hans-Huberts Anzeige für den jetzt jeden Mittwoch angebotenen
»Original Rheinischen Sauerbraten mit Pferdefleisch« stand ein Artikel unter
der Überschrift »Die kulinarische Detektei«. Darin wurde über die »Alte Eiche«
berichtet und dass deren Besitzer und Chefkoch Julius Eichendorff
Nachforschungen anstellte, um die Unschuld seiner Großkusine zu beweisen. Ein
echter Heldenartikel.
»Hast du etwa damit zu tun, mein Sohn Brutus?«
»Natürlich! Is des net eine fesche Werbung für die ›Alte Eiche‹? Ein kochender Detektiv, des is eine Schau!«
»Ich bin aber kein kochender Detektiv! Ich
bin überhaupt kein Detektiv! Meinst
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