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In Wahrheit wird viel mehr gelogen - Erben bringen Glück

Titel: In Wahrheit wird viel mehr gelogen - Erben bringen Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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hat man ja Engel und geistige Führer. Nichts geschieht ohne Grund, weißt du?«
    Ah, ja.
    »Auch der Tod deines Mannes hat einen Sinn, der sich dir noch erschließen wird«, fuhr Trudi fort.
    »Wenn ich nur richtig atme ?« Oje, diese Trudi hatte man als Kind aber wirklich zu heiß gebadet. »Oder meinst du, meine Engel und geistigen Führer haben sich zu einem Mordkomplott zusammengerottet und meinen Mann umgebracht, damit ich endlich mal aufhöre zu studieren?«
    Anstatt schockiert zu sein oder sich ein bisschen zu schämen, zuckte Trudi gelassen mit den Schultern. »Ich weiß nur, dass nichts ohne einen tieferen Sinn geschieht.«
    »Blödsinn!«, sagte Constanze heftig. »Es passieren so viele schreckliche Dinge auf der Welt – und die wenigsten davon machen irgendeinen Sinn!«
    »Das ist das, was du denkst«, sagte Trudi.
    Ich fing einen amüsierten Blick von Mimi auf und runzelte die Stirn. Schön, dass sie das mit Humor nahm. Mir wäre eine Geschäftspartnerin, die die Schuld für alles, was schiefgeht, auf Engel schiebt, nicht wirklich willkommen.
    »Bist du jetzt so eine richtig reiche Witwe?«, fragte Nelly.
    »Klar! Mir gehören lauter Girandolen und Schnupftabaksdosen. Die Frage ist nur, wo diese Dinger sind. Ich würde sie schrecklich gern bei ebay verticken.«
    »Cool!«, sagte Nelly. »Wenn überhaupt, dann will ich auch nur einen reichen Mann heiraten. Dann ist man vielleicht nicht ganz so traurig, wenn der stirbt.«
    Ich musste grinsen. Das Erbe als Trost für die Hinterbliebenen – das war im Prinzip eine schöne Idee.
    »Wir werden mal sehen, was übrig bleibt«, sagte Mimi nüchtern. »Leider muss sich Carolin das Erbe nämlich mit einer gierigen Schar Aasgeier teilen. Und wie wir alle wissen, schwindet die Erbmasse mit der Masse der Erben.«
    »Und du hattest echt keine Ahnung, dass der Typ in Geld schwimmt?«, fragte Trudi.
    »Ich nicht. Aber meine Engel werden es gewusst haben«, sagte ich. »Sie haben mich direkt in seine Arme geschubst.« Ich hatte es leichthin gesagt und wollte ein besonders spöttisches Lächeln dazu aufsetzen, aber meine Mundwinkel blieben auf dem halben Weg stecken.
    Und wenn es wirklich Engel gewesen waren?
    »Manche Wahrheiten sollen nicht,
    manche brauchen nicht,
    manche müssen gesagt werden.«
    Wilhelm Busch
    Nur für Frau Karthaus-Kürten zur tiefenpsychologischen
Deutung: Als Kind mochte ich Wilhelm Busch nicht, wegen Max
und Moritz und der Sache mit den Maikäfern. Aber heute denke
ich, er war ein kluger und witziger Mann. Hundertdreißig
Jahre jünger, und er wäre genau mein Typ gewesen.

    »Ich verstehe dich nicht«, sagte Leo. »Warum blamierst du meine Schwester so vor allen Leuten?«
    Wir saßen in seinem Auto vor meinem Studentenwohnheim, und während Leo sprach, zog ich die Haarnadeln aus meinem Hinterkopf. Leos Stimme und seine Blicke waren (selbst im Dunkeln) so kühl, dass es mich fröstelte und ich mich wie jemand fühlte, der etwas Böses getan hatte.
    Dabei hatte ich, genau genommen, nur Klavier gespielt.
    »Ich habe nie gesagt, ich könne nur Blockflöte spielen. Ich habe gesagt …«
    »Hör auf, das immer zu wiederholen. Ich weiß noch genau, was du gesagt hast. Ich verstehe nur nicht, warum.«
    Ich dachte ernsthaft über die Antwort nach. »Ich glaube, ich wollte etwas sagen, das deiner Mutter gefällt. Und ich verstehe nicht, warum du sauer auf mich bist.« Genauso wenig, wie ich verstand, warum ich so ein schlechtes Gewissen hatte. »Helen hat doch darauf bestanden, dass ich ihr das Stück richtig vorspiele.«
    »Ja, aber sie …«
    »… sie wollte, dass ich mich blamiere, ich weiß. Entschuldige bitte, dass ich ihr den Gefallen nicht tun konnte.«
    Leo schüttelte den Kopf. »Sie ist erst siebzehn, meine Güte. Deine Pubertät liegt ja wohl schon etwas länger zurück. Du hast sie mit Absicht ins offene Messer rennen lassen. Ich hätte nicht gedacht, dass du so zickig sein kannst. Echt nicht! Gerade das mochte ich immer so an dir.«
    Jetzt war er wirklich ungerecht. Ich war auf einmal den Tränen nahe. »Ich finde, deine Schwestern benehmen sich mir gegenüber total daneben, und du tust so, als würdest du das gar nicht merken. Ich frage mich außerdem, warum du auf mich sauer bist, nur weil ich besser Klavier spielen kann als sie.«
    »Ach, komm schon! Du hast uns doch mit Absicht in dem Glauben gelassen, du könntest nur ein bisschen Blockflöte spielen, um meine Schwester bei der erstbesten Gelegenheit schlecht aussehen zu

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