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In Wahrheit wird viel mehr gelogen - Erben bringen Glück

Titel: In Wahrheit wird viel mehr gelogen - Erben bringen Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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jung ist, sollte man sich genau überlegen, was man tut.«
    Aber ich war mir ganz sicher, dass ich nicht mehr überlegen musste. Zum ersten Mal in meinem Leben wusste ich ganz genau, was ich wollte. Ich wollte Karl. Ich wollte mit ihm zusammen sein, egal wo und egal wie. Es war ein dermaßen starkes und gutes Gefühl, dass ich vollkommen davon überwältigt war.
    »Ist das immer so, wenn man richtig verliebt ist?«, fragte ich Karl.
    Karl sagte, das könne er nicht beantworten, es sei auch für ihn das erste Mal. »Normalerweise kommt die Liebe bei mir eher schleichend und langsam. Und meistens dreht sie auf halber Strecke wieder um und geht.« Er zuckte mit den Achseln. »Nur dieses Mal hat sie sich direkt in meine Arme geworfen, die Liebe. Eine seltsame Sache, das. Die ganze Zeit will ich ein Gedicht schreiben oder einen Song komponieren oder wenigstens ein Bild malen, mit lauter roten Herzen drauf.«
    »Ich auch!«, rief ich entzückt. »Ich hätte sogar Lust, dir ein Ständchen auf der Mandoline zu bringen.«
    Karl begann wieder, mich zu küssen.
    »Jetzt hat Leo wenigstens einen guten Grund, mich zu hassen«, sagte er später.
    »Aber du kannst doch gar nichts dafür«, sagte ich. »Das war alles meine Schuld.«
    Karl strich mir das Haar aus der Stirn. »Ja, schön wär’s.«
    »Passiert ist passiert«, sagte ich, weil ich Angst hatte, er könne es sich noch mal anders überlegen.
    »Allerdings. Es ist dir aber schon klar, dass die anderen nicht unbedingt positiv darauf reagieren werden? Ich könnte mir vorstellen, dass deine Familie nicht besonders begeistert sein wird. Wäre ich auch nicht, wenn du meine Tochter wärst.«
    »Von deiner Familie mal ganz zu schweigen«, sagte ich.
    »Richtig«, sagte Karl und seufzte.
    Ich verdrängte ganz schnell das mulmige Gefühl des schlechten Gewissens, das sich zwischen mein überschwängliches Glücksgefühl schmuggeln wollte. »Wahrscheinlich ist es besser, wenn wir niemandem etwas davon erzählen.«
    »Ich glaube nicht, dass sich so etwas verheimlichen lässt«, sagte Karl. »Früher oder später kommt es ohnehin ans Licht.«
    Möglich. Aber wenn ich die Wahl hatte, dann bitte lieber später als früher. Selbst wenn man zu meiner Verteidigung vorbringen konnte, dass ich der Meinung war, Leo habe mit mir Schluss gemacht, so muss man doch zugeben, dass es nicht wirklich die feine Art war, nur ein paar Stunden später mit seinem Vater im Bett zu landen. Mir war klar, dass ich für diese Vorgehensweise wenig Verständnis ernten würde, nicht mal von den Leuten, die daran glaubten oder aus eigener Erfahrung wussten, dass zwei Menschen sich Hals über Kopf und unsterblich ineinander verlieben können. Und am allerwenigsten von Leo selber. Wenn es also nach mir ginge, bräuchte er das einfach niemals zu erfahren.
    Aber leider ging es nicht nach mir. Als Karl und ich das Hotelzimmer verlassen wollten, um zu frühstücken, stand Onkel Thomas im Flur und glotzte uns mit kugelrunden Augen an.
    Karl fragte erschrocken und wenig intelligent: »Was machstdu denn hier, Tommi?«, und ich versuchte, ganz anders auszusehen als am Abend vorher und hoffte sehr, dass Onkel Thomas ein schlechtes Personengedächtnis hatte.
    » Ich wollte gern noch mal mit dir reden, bevor du wieder im Ausland bist«, sagte Onkel Thomas, wobei er seine Lippen befeuchtete und ein wenig verschlagen grinste. »Aber was macht Leos kleine Freundin in deinem Hotelzimmer, großer Bruder?«
    Es gab eine Menge möglicher Antworten, sicher hätten wir spontan ganz glaubhaft lügen können, wenn ich nicht noch das Kleid vom Vortag getragen und mir das Schuldbewusstsein ins Gesicht geschrieben gestanden hätte. So stotterte ich nur: »Ich bin nicht mehr Leos Freundin«, während Karl sagte: »Das geht dich wieder einmal überhaupt nichts an. Worüber willst du mit mir reden?«
    »Über Geld, worüber sonst«, sagte Onkel Thomas. »Obwohl ich mir, ehrlich gesagt, recht wenig Chancen ausgerechnet habe, dass du mich unterstützt.« Er sah mich an und lächelte. Ich bekam eine Gänsehaut. »Allerdings – jetzt denke ich, ich könnte vielleicht mehr Glück haben.«
    Karl runzelte die Stirn. »Thomas, selbst wenn ich Geld hätte – an einer Finanzierung eines deiner Pleite-Projekte habe ich kein Interesse.«
    »Sehr schade, sehr schade. Aber vielleicht möchtest du ja mit den Eltern noch einmal über eine kleine Finanzspritze reden, so von Lieblingssohn zu Mami und Papi.«
    »Tommi, du hast den beiden immer und immer wieder

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