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In Wahrheit wird viel mehr gelogen - Erben bringen Glück

Titel: In Wahrheit wird viel mehr gelogen - Erben bringen Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Erbschein vorliegt. Warum hattest du keine Vollmacht?«
    »Wer konnte denn ahnen, dass einer von uns sterben würde? Karl hatte ja auch keine Vollmachten über meine Konten. Ich sag doch, wir haben nie über Geld geredet. Entweder, es war genug da, um es auszugeben, oder es war gerade keins da, dann konnten wird es eben auch nicht ausgeben.«
    »Bei Karl war immer welches da«, sagte Mimi. »Er hat es dir nur nicht verraten. Er hat übrigens einen Lagerraum in einer Halle in Düsseldorf angemietet, wahrscheinlich für Möbel und Bilder. Die Anwälte möchten die Sachen so bald wie möglich katalogisieren, aber ich habe gesagt, du wärst noch nicht so weit. Vielleicht sind auch persönliche Gegenstände von Karl darunter, Briefe, Tagebücher – und ich finde, wenn, dann solltest du die Erste sein, die das sieht.«
    »Welche Rolle spielt Onkel Thomas eigentlich in dieser ganzen Sache?«
    Mimi zuckte mit den Schultern. »Papa und ich haben versucht, die Sachlage so gut es ging aus den vorhandenen Unterlagen zu rekonstruieren. Anscheinend geht es ihm in erster Linie um das Erbe von seiner Tante Jutta. Das ging nach ihrem Tod auf ihren Bruder über, also Thomas’ und Karls Vater, der es wiederum seiner Frau vermacht hat und die dann Karl. Und Karl dann dir. Aber Thomas meint, dass Tante Juttas Erbe von Anfang an ihm zugestanden habe. Und das will er jetzt haben, bis auf die letzte Schnupftabaksdose. Er hat auch schon dreimal hier angerufen, um mit dir zu sprechen, der widerliche Schleimbolzen.«
    »Wirklich?«
    »Jedenfalls meinte er, ein persönliches Gespräch mit dir würde verhindern, dass die Sache vor Gericht ginge. Wenn ich eine gute Schwester sei, sagte er, würde ich dich zu einem Gespräch überreden. Außerdem wollte er andauernd wissen, ob Karl einen Kosenamen für dich gehabt habe, der Spinner. Dein Anwalt hat dann an seinen Anwalt geschrieben, dass sein Mandant bitte die Stalkeranrufe bei seiner Mandantin unterlassen möge. Das hat geholfen.«
    Ich nippte an meinem Orangensaft und dachte nach. »Ist ja wirklich ein bisschen komisch, wenn ich nun alles kriege, was mal Karls Eltern gehört hat.« Auch wenn ich es für Jaguarbabys und Schulhefte für indische Kinder verwenden würde.
    »Du kriegst ja nicht alles«, sagte Mimi und wandte sich wieder der Zeitung zu. »Du musst es mit Karls Kindern teilen. Und so was kann sich jahrelang hinziehen.«
    »Hm.« Ein Nachteil hatte es, wieder klar denken zu können. Ich begann mich zu fürchten. Vor einem Wiedersehen mit Leo. Das letzte Treffen war fünf Jahre her.
    Ich bekam eine Gänsehaut, als ich daran dachte.
    Und genau in diesem Augenblick kreischte Mimi laut auf.
    Vor Schreck stieß ich meinen Orangensaft um. »Bist du bekloppt?«, rief ich aus, während ich aufsprang und mir die Rolle mit Küchenkrepp griff.
    »Nicht ich!« rief Mimi, schnappte nach Luft und zeigte auf die Zeitung. »Aber die !«
    Sie zeigte auf die Seite mit den Geburts- und Todesanzeigen, und ich dachte, es hätte schon wieder jemand sein Kind Nina-Louise genannt.
    Tatsächlich aber war es eine Todesanzeige, auf die Mimi zeigte.
    »Wer ist denn gestorben?«, fragte ich und tupfte den Orangensaft vom Tisch. Dann sprang mir der Name, obwohl ich ihn ja über Kopf entziffern musste, förmlich ins Gesicht.
    KARL SCHÜTZ .
    »Oh«, sagte ich betroffen. »Das scheint kein gutes Jahr für Leute zu sein, die Karl Schütz heißen. Woran ist dieser hier denn gestorben und wie alt war er?«
    »Carolin!« Mimis Augen waren weit aufgerissen, wie immer, wenn sie empört war. »Jetzt stell dich nicht so dumm an. Das ist nicht irgendein Karl. Das ist dein Karl!«
    »Aber meiner ist doch schon über fünf Wochen tot«, sagte ich, begriffsstutzig wie sonst niemals.
    Mimi nahm die Zeitung und hielt sie vor sich wie ein Demo-Transparent.
    »Bitte sehr! Überzeug dich selber.«
    Karls Todesanzeige nahm eine halbe Seite ein, das musste ein Vermögen gekostet haben.
    Gottes Wege sind unergründlich ...
    Wir nehmen Abschied von einem wunderbaren Menschen,
der uns mit seinem lebensfrohen Wesen beglückte
und uns Freude und Liebe schenkte.
Plötzlich und unerwartet starb unser geliebter Vater,
Bruder und Ehemann im Alter von nur 53 Jahren

    Dr. Karl Schütz
Ein Leben für die Kunst und die Familie
    In stiller Trauer
    Leo Schütz
    Corinne Schütz
    Helen Schütz
    Thomas Schütz
    Monika Lange-Schütz sowie
    Freunde und Verwandte

    Voll Dankbarkeit möchten wir an ihn erinnern.
Alle, die ihn kannten, sind ganz herzlich

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