In weißer Stille
zwischen den Fingerspitzen. »Und dann hätten hundert Polizisten sich an den Bildern aufge…« Sie blickte hoch. »Sie vielleicht nicht. Aber die anderen. Franzi wollte das nicht.«
»Was hat sie stattdessen gemacht?«
»Wie? Stattdessen? Sie hat nichts gemacht. Der alte Knacker hat die Bilder auf seinem PC gespeichert, und den hat er mit einem Passwort geschützt, das Franzi nicht knacken konnte.«
»Sie hat es also versucht.«
»Na klar. Ihre Mutter hat ja einen Wohnungsschlüssel.« Laura ließ die Haarsträhne los und blickte ihm indie Augen, als suche sie etwas. Er hielt diesem forschenden Blick stand. Er kannte ihn.
»Sie musste die Bilder doch irgendwie löschen, aber sie hat es nicht geschafft … sie war ganz verzweifelt … der alte Sack hat versucht, Franzi zu erpressen. Er hat ihr gedroht, die Fotos auf unserer Schulwebsite hochzuladen, wenn sie nicht …«
»Wenn sie nicht was tut?«
»Also, das ist echt widerlich. Dieses Scheißviagra gehört verboten.«
* * *
Das Handy klingelte, als er sein Auto erreichte. Hinter dem Scheibenwischer steckte ein Strafzettel. Dühnfort schob ihn in die Manteltasche und stieg ein. Erst dann holte er das Mobiltelefon hervor und meldete sich. Es war Meo. »Ich habe auf Heckeroths PC einen Trojaner gefunden. Willst du dir das ansehen?«
»Ich bin ohnehin auf dem Weg ins Büro. Bis gleich.« Er fuhr durch den dichter werdenden Berufsverkehr zum Präsidium, parkte auf seinem Stellplatz und ging hinauf in Meos Labor.
Heckeroths PC stand auf der Arbeitsfläche. Meo saß vor dem Monitor. Ein angebissener Energieriegel lag neben der Tastatur, mehrere leere Pappbecher mit vertrockneten Kaffeerändern standen absturzbedroht am Rand der Arbeitsplatte, einer mit frischem Kaffee befand sich in Meos Hand. Er blickte auf, als Dühnfort eintrat. »Echt nicht blöd, der Kerl.« Meo wies auf den Bildschirm. »Das hat einer gemacht, der sich auskennt. Willst du mal sehen?«
Dühnfort stellte sich hinter Meo, der den Kaffee austrank, den Becher in einen bereits geleerten steckte undnach der Maus griff. »Wirklich geil gemacht. Aber bestimmt nicht von ihr. Das war ein Profi. Also guck mal.« Meo öffnete das Eingangspostfach des Mailaccounts und wies mit dem Mauszeiger auf eine Mail mit dem Betreff
Also gut.
Mit einem Doppelklick öffnete er den elektronischen Brief. Er stammte von Franziska.
Also gut, wenn es sein muss. Aber erst in den Herbstferien und nicht hier. Wie gefällt Ihnen das? Sie können mich ja als Ihre Enkelin ausgeben.
www.serenahotel.de
Meo blickte auf. »Der Link führt zu einer Hotelwebsite, aber die ist fingiert. In Wirklichkeit verbirgt sich darin ein Trojaner, und der hat auf Heckeroths PC einen Keylogger installiert.«
»Was ist das, ein Keylogger?«
»Ein Programm, das Tastatureingaben aufzeichnet.«
»Franziska hat damit das Passwort ausgespäht?«
»Yeah. Aber sicher hat ihr jemand geholfen. Dafür musst du ein echter Freak sein.«
»Und? Hat es geklappt?«
Meo zuckte die Schultern. »Ich geh davon aus. Schließlich wurden die Aufnahmen gelöscht. Ach ja. Die Logfiles lagen jungfräulich in den Tiefen des Systems. Die Aktion fand am Montag, 6 . Oktober, um genau 22.11 Uhr statt.«
Dühnfort überlegte. Franziska musste außer Laura noch jemanden ins Vertrauen gezogen haben. Jemand, der sich mit Computern nicht nur auskannte, sondern Hackerqualitäten besaß. Wenn sie auf diese Art das Passwort herausgefunden hatte, brauchte sie nur abzuwarten, bis Heckeroth nicht in seiner Wohnung war und sieunbemerkt von ihrer Mutter an den Schlüssel gelangen konnte, um die Bilder zu löschen. Dann hätte sie keinen Grund gehabt, Heckeroth wegen des Passworts zu überfallen. Aber vielleicht war es auch nicht geglückt, und Franzi hatte gemeinsam mit ihrem Hackerfreund handgreifliche Mittel eingesetzt.
»Kannst du herausfinden, ob der Keylogger erfolgreich eingesetzt wurde?«
Meo sah auf die Uhr. »Klar. Wird wohl nix mit Feierabend.«
* * *
Dunkelheit senkte sich herab, während Caroline die Überarbeitung der Budgetplanung für diesen Tag beendete. Lichter begannen vor dem Bürofenster zu flirren, der Himmel spannte sich tiefschwarz über die Stadt. Sie schloss den Laptop, beendete den Arbeitstag und verließ das Büro. Ein eisiger Wind empfing sie, als sie vor die Drehtür trat. Er fuhr ihr in die Haare und unter den Mantel, trieb ihr Tränen in die Augen. Sie eilte zu ihrem Wagen und fuhr nach Hause.
Kaum saß sie im Auto, fiel ihr
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