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In weißer Stille

In weißer Stille

Titel: In weißer Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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dafür hat er sich ja eine Prinzessin geangelt, auf deren Kosten er leben konnte.«
    »Katja hat sich darauf eingelassen. Sie wird schon gewusst haben, warum. Auch sie wird von dieser Ehe profitiert haben.«
    Caroline stand auf. Sie wollte das Gespräch nicht fortsetzen. »Ich brauche jetzt einen Kognak.«
    Marc schob den Stuhl zurück. »Lass nur. Ich mach schon.« Sie waren in seine Wohnung gefahren. Sein Territorium. Caroline ließ sich aufs Ledersofa fallen. »Am besten einen doppelten.«
    Während Marc in der Küche war, starrte Caroline auf die Lichter der Stadt, die hinter der großen Fensterfläche der Penthousewohnung im Regen verschwammen. Sie zog ihre Pumps aus und legte die Beine auf die Couch. Das Essen lag ihr im Magen. Sicher würde sie Sodbrennen bekommen. Aber sie hatte keine Lust, aufzustehen und die Tabletten aus der Handtasche zu holen. Marc kam mit zwei Gläsern zurück, reichte ihr eines und setzte sich neben sie. Schweigend nippten sie an ihren Drinks. Dann nahm Marc ihre Beine, legte sie auf seine Knie und massierte ihr die Zehen. Das tat gut. Vermutlich würden seine Hände bald in eine andere Richtung wandern. Caroline war müde und außerdem ein wenig verärgert. »Was, denkst du, hat Bertram Katja im Gegenzug für ihre Großzügigkeit gegeben? Liebe vielleicht?«
    »Unabhängigkeit«, sagte Marc.
    Caroline lachte. »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Erinnerst du dich an das Fest, das die beiden vorletzten Sommer gegeben haben?«
    Natürlich erinnerte sie sich. Es war eine pompöse Veranstaltung gewesen.
Käfer
hatte das Catering gemacht, der Champagner war in Strömen geflossen, und Bertram hatte den grandiosen Architekten gegeben, der nur so um den Globus jettete und Gott und die Welt kannte.
    »Katja hat mir damals erzählt, dass sie ohne Bertrams Unterstützung die Galerie nicht eröffnet hätte. Er hat ihrMut gemacht, sich endlich von ihren Eltern zu lösen und sich auf eigene Beine zu stellen. Sie sagt, er war der erste Mensch in ihrem Leben, der sie ernst genommen und sie als eigenständigen Menschen wahrgenommen hat. Bis dahin war sie für ihre Eltern nur das Kind und für ihre Bekannten die verwöhnte Tochter aus reichem Haus gewesen …«
    »…die man mehr oder weniger ausnehmen konnte«, fiel ihm Caroline ins Wort. »Und das hat Bertram auch ausgiebig getan.«
    Marc seufzte. »Und wenn. Es ist eine Angelegenheit zwischen den beiden. Es betrifft uns nicht.« Seine Hand löste sich von ihren Zehen und glitt langsam über Knöchel und Wade zum Knie. Er beugte sich zu ihr, strich ihr das Haar aus dem Gesicht und küsste sie. Sie erwiderte den Kuss. Sex war ihr allemal lieber als Streit. Komisch. Seit Wochen hatte er kein Wort über den Börsengang von Kerity verloren. Mit einem Mal rebellierte ihr Magen. Sie schaffte es gerade noch, sich von ihm zu lösen, bevor die saure Welle in ihr aufstieg und die Speiseröhre verätzte. »Entschuldige.«
    »Wieder der Magen?«
    Caroline nickte. Sie brauchte ihre Tabletten und wollte aufstehen, um sie zu holen. Aber Marc war schon unterwegs. Warum tat er das? Doch es galt nicht ihr. Er hätte das auch für jede andere Frau getan.
    Er kam mit der Tasche zurück. Caroline suchte nach der Schachtel mit dem Medikament, dabei fiel ihr das Päckchen ihrer Sekretärin entgegen, das seit gestern in den Tiefen der Handtasche schlummerte.
    »Was ist das?« Marc setzte sich neben sie.
    »Ein Geschenk meiner Sekretärin.« Caroline entfernte Schleife und Papier. Ein Büchlein kam zum Vorschein.
Lass Deiner Trauer Flügel wachsen. Wenn man von einem geliebten Menschen Abschied nehmen muss. Ein
Ratgeber. Im ersten Moment war sie gerührt.
    Marc betrachtete das Buch. »Das ist sehr nett von ihr. Die meisten Menschen würden in so einem Fall eine Karte schicken, aber sie macht sich Gedanken, wie schwer diese Zeit für dich sein muss.«
    »Ihr Arbeitsvertrag läuft bald aus. Vermutlich denkt sie, so Punkte für die Übernahme in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis zu bekommen.«
    In Marcs Gesicht ging eine Veränderung vor sich, die Caroline erschreckte. Das warme Blau seiner Augen bekam einen metallischen Glanz, seine Gesichtszüge verhärteten sich. »Herrgott, warum kannst du nicht einfach mal glauben, dass du gemeint bist, dass dich jemand mag, dass er sich Gedanken über deine Gefühle macht? Merkst du denn gar nicht, wie verletzend dein Verhalten ist? Am Ende glaubst du noch, ich habe dich gebeten, meine Frau zu werden, um mir den Börsengang von Kerity zu

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