Ina: Der Konflikt (German Edition)
ausspionieren liess, war geschmacklos. Geschmacklos und doch vollkommen typisch für Nilia. Sie hatte genug gehört und wollte es dabei belassen. Also ging sie leise zwei Schritte zurück und lief dann in normalem Tempo in den Speisesaal. Als sie um die Ecke abbog sagte sie mit heiterer Stimme: „Guten morgen meine Herren.“ Beide sahen auf und begrüssten sie als hätten sie gerade eine Diskussion über das Wetter beendet. Sie setzte sich zu ihnen und nahm sich als erstes ein Glas heisses Wasser. Nilia lächelte sie an: „Hast du gut geschlafen?“ Dass sie ihn anspucken wollte, durfte sie sich nicht anmerken lassen. „Sehr gut General“, antwortete sie mit aufgeweckter Stimme. „Gut. Wir sehen uns heute Abend bei der Feier“, damit verabschiedete er sich.
Ina und Kilven sassen schweigend nebeneinander. Nein, sie würde ihn nicht darauf ansprechen. Als sie ihr Frühstück beendet und keiner von ihnen ein einziges Wort gesagt hatte, kochte sie innerlich dermassen, dass sie fast platzte. Er hätte genug Zeit gehabt es ihr zu sagen – aber nichts. Sie lag richtig damit, jemandem der von Nilia finanziert wurde nicht zu trauen. Gequält stand sie auf und ging hinaus. Kilven folgte ihr: „Zeigst du mir den Garten?“
„Den Garten?“ Ina dachte, sie hätte sich verhört. Doch von Kilven kam ein: „Ja“, zurück. Sie hatte keine Lust ihm den Garten zu zeigen oder irgendetwas anderes. Aber etwas bewog sie es zu tun. Nebeneinander gingen sie durch den grossen Salon hinaus, liefen die steinerne Treppe hinunter auf den Rasen in Richtung des Tisches. Danach weiter zum Kampfplatz der mit blauem Sand bedeckt war. Als sie daran vorübergingen fing er an: „Er weiss, dass du zu Neven willst.“ Ina's Mund trocknete aus. „Ich will nicht zu Neven“, gab sie ihm mit ruhiger Stimme zurück. „Ina, bitte belüg mich nicht. Auch wenn du es nie ausgesprochen hast, ich weiss, dass du zu ihm willst“, es lag Bitterkeit in seiner Stimme. Enttäuschung über ihre Lüge. Natürlich wollte sie zu Neven. Trotzdem schwieg sie. Es war nicht nötig etwas dazu zu sagen. „Er will, dass ich ihm berichte wenn du Kontakt zu ihm aufnimmst oder äusserst es vorzuhaben. – Eigentlich soll ich ihm berichten sobald ich einen Verdacht habe.“ In langsamem Schritt gingen sie über den Rasen. Kilven erwartete keine Antwort von ihr. „Ich habe ihm gesagt, dass du nie von Neven gesprochen hast. – Sei vorsichtig Ina. Du kannst hier niemandem vertrauen.“ Wie Recht er doch hatte. „Kann ich dir vertrauen?“ Fragte sie beiläufig. Sichtlich schockiert durch ihre Frage blieb er abrupt stehen und sah sie entsetzt an: „Natürlich.“ Ina drehte sich zu ihm um: „Wie lange noch?“ Er nahm Ihre Hände in seine und sah ihr tief in die Augen: „Ich hoffe wir können einander immer Vertrauen. Du und ich. Es sollte nichts geben das sich zwischen uns stellt. – Nichts.“ Beide wünschten sich so sehr, dass es immer so bleiben würde. Dass sie einander immer Vertrauen konnten. Aber es war Wunschdenken. Beide begannen einen neuen Abschnitt in ihrem Leben. Wohlmöglich war es nur eine Frage der Zeit, bis sich ein Keil zwischen sie schob. Sie hatte bereits an ihm gezweifelt. Und das schon am ersten Tag nach der Rekrutenschule. In diesem Haus war es schwer jemandem zu vertrauen. Beide fürchteten um ihre Freundschaft, um das was sie verband. „Irgendwann Kilven, irgendwann wird es nicht mehr so sein.“ Er drückte ihre Hände fester zusammen, dabei sah sie Angst in seinen Augen. „Ich werde für dich immer ein treuer Freund sein. – Mehr noch. – Du bist wie eine Schwester für mich. Und was ist stärker als Familie? Es wird immer so sein“, seine Augen bohrten sich durch ihre hindurch. „Und Nilia ist dann wohl dein Vater?“ Fragte sie mit sarkastischer Stimme. „Er ist mein Gönner. Genauso wie er dein Gönner ist. Für dich ist er nicht mehr und für mich auch nicht. – Wir beide sind miteinander verbunden. Er hat damit nichts zu tun. – Nur du und ich. Und unsere Freundschaft. – Vielleicht gibt es Momente, vielleicht sogar Tage oder Wochen in denen es uns schwer fällt einander loyal zu sein – Aber wir werden es sein Ina“, er liess ihren Blick nicht los, im Gegenteil, er sah ihr so tief in die Augen, dass sie das Gefühl hatte er würde in sie hineindringen. „Jeder braucht jemanden dem er ohne Einschränkung vertrauen kann. Jeder! Ich vertraue dir! Und es wird immer so sein. Du wirst mir immer vertrauen können, egal was
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