Ina: Der Konflikt (German Edition)
ausgedehntes Gespräch mit Coba führte. Ihre Teller wurden durch einen anderen Bediensteten abgetragen. Wasser wurde serviert, dazu seranisches Gebäck. Hin und wieder vernahm Ina Gelächter von anderen Gästen, doch sie liess ihre Augen auf dem Pad. Ihren Ellbogen stützte sie auf dem Tisch ab, ihren Kopf auf ihrer Hand.
Irgendwann fühlte sie Demir's Hand an ihren Rücken. Sie richtete sich auf. Coba war nicht mehr bei ihnen, das Lokal beinahe leer. Ihre tumanischen Begleiter sassen gelangweilt an dem Tisch direkt neben dem Eingang. „Sie sollten aufhören, Miss Norak.“ Verdammt! Wieder einmal hatte sie jegliches Zeitgefühl verloren. Die Tatsache, dass ihre Kehle trocken wie eine Wüste war, deutete auf eine lange Zeitspanne hin. Sie legte das Pad auf den Tisch, nahm ihr Glas Wasser und lehnte sich zurück. Trank langsam. Leerte es. „Ihre Ausdauer ist Bemerkenswert.“
„Wie lange noch?“
„Noch etwas mehr als zwei Tage, bis sie Seran erreichen“, seine Hand griff nach dem Pad und liess es unter seiner Robe verschwinden. Er stand auf und liess ihr den Vortritt. Coba selbst brachte ihnen ihre Umhänge und verabschiedete sich von ihnen.
Ina sog die frische Luft tief in ihre Lunge. Es hatte aufgehört zu regnen. Nebeneinander spazierten sie zurück in ihre Unterkunft. Betraten den hinteren Eingang, der in den Garten führte. Auf dem Trainingsplatz kämpften drei Tuma gegeneinander. Ina und Demir gingen auf den Steinplatten zum Haus. An dem Tisch neben der Tür sassen Chevrin und Neche. Sie beobachteten die kämpfenden Tuma. Neben ihnen stand ein Krug aus dem Dampf aufstieg. „Boschafter Demir, Miss Norak. Sie waren lange weg.“ Ein gewisser Vorwurf klang in Chevrin’s Stimme. „Nicht lange genug“, aufgrund ihrer Arroganz, erhielt sie einen wertenden Blick von Neche, den sie kühl erwiderte. Demir zog einen Stuhl vom Tisch zurück und bat sie mit einer Handbewegung Platz zu nehmen. Es war kühl, daher legte sie ihren Mantel nicht ab. Demir setzte sich neben sie. Neche stellte zwei Gläser neben den Krug und füllte sie mit dem dampfenden Getränk. Es hatte eine blaue Farbe und war irgendwie zähflüssig. Als er den Krug wieder hinstellte, klebte noch ein Tropfen am Rand, der sich wie ein Faden auf den Tisch hinunterzog. Neche schob die beiden Gläser zu ihnen. Ina’s Augen waren an dem Krug, bei diesem Tropfen. „Jate“, murmelte Chevrin. Demir neigte sich zu ihr: „Das ist Jate“, sagte er leise. Ina löste ihre Augen von dem Krug und sah ihn an. Chevrin betrachtete sie interessiert: „Kennen sie Jate nicht?“ Ina wandte ihren Blick langsam zu Chevrin: „Sollte ich?“
„Jeder Tuma kennt Jate.“ Ihre Gesichtszüge veränderten sich nicht. „Aber nicht jeder Halb-Tuma wie es scheint.“ Sie sahen einander lange an. Neche unterbrach die Stille: „Wir erhielten noch keine Reaktion von ihrer Regierung, Botschafter Demir.“ Demir lächelte ihn an: „Wir arbeiten noch an der Formulierung.“ Neche und Chevrin starrten schockiert zu ihm. „Sie haben es noch nicht weitergeleitet?“
„Noch nicht“, Demir führte das Glas an seine Lippen. „Unser Bericht ist fertig. – Wir können ihn ihrer Regierung zukommen lassen.“ Man hörte seine Entrüstung über Demir’s Versäumnis deutlich heraus. Demir hatte noch nicht geschluckt. Dieses Getränk schien nur schwer den Hals hinunter zu gleiten. Es wirkte fast so, als würde es ihm den Mund verkleben. Ina runzelte ihre Stirn unter diesem Anblick. Sie richtete sich an Chevrin: „Ich bin beinahe fertig. Es ist nicht notwendig, dass sie etwas unternehmen.“ Neche hob seine Hand leicht an: „Was sie tun ist gefährlich.“ Er hatte begriffen worum es ging. „Ich weiss. – Das mit den richtigen Formulierungen liegt mir nicht besonders.“ Demir warf ihr einen Seitenblick zu, unterband ein Lachen. Schob sein leeres Glas vor sie und nahm ihres. – Sie hatte keine Lust es zu trinken und er wusste es. Schweigen breitete sich aus. Ina erkannte an Neche’s Gesichtsausdruck, dass er sich fragte, ob sie wirklich dermassen dumm war. „Kommandeur Lanik wünscht zu Miss Ina Norak zu kommen.“ Bei den heiligen Wäldern! Den hatte sie gänzlich vergessen! „Sagen sie ihm, dass ich krank...“
„Dass Miss Norak sich freut und gleich hinaus kommt“, unterbrach Demir sie heiter. Dann winkte er den verwirrten Bediensteten weg. „Vielleicht sollten sie etwas mit einem tieferen Ausschnitt anziehen, Miss Norak. – Ein Kleid würde ihm sicher gefallen.“
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