Ina: Der Konflikt (German Edition)
nickte langsam: „Ifeta hat sie vor vier Jahren verhört, Sebiha.“ Nun versteiften sich Sebiha’s Gesichtszüge und sein ganzer Körper. „Er hat es darauf angelegt. – Bedauerlich, dass Kadir sie zurückgehalten hat.“
„Sie hat mit dir über ihr Verhör gesprochen?“ Die Ungläubigkeit war deutlich zu hören. „Nein. – Ifeta hat mir davon erzählt. Aber du hättest das eigentlich wissen müssen Sebiha. Es ist deine Aufgabe solche Dinge über sie zu wissen“, Demir konnte nicht anders, als Sebiha einen Vorwurf zu machen. Wäre sie seine Gehilfin dann hätte er es gewusst. Sebiha schloss die Augen: „Ich wollte nicht, – Sie sollte es mir selbst sagen, wenn sie es für notwendig hielt.“
„Ina wird dir so etwas niemals sagen. Das hält sie nie für notwendig! Es ist deine Aufgabe es zu wissen.“
„Es ist ihre Sache.“
„Und deine! Da sie in deinem Dienst steht! Du hast deine Pflicht vernachlässigt!“
Kadir zerrte Ina unter roher Gewalt von dem Areal hinunter. Vorbei an den Gesichtern neugieriger seranischer und tumanischer Soldaten, die ihnen aus dem Weg gingen. Als sie von niemandem mehr zu sehen waren, entliess er sie mit einem Stoss aus seinem Griff. Sie drehte sich um und schlug mit ihrer Faust gegen sein Gesicht, das sie auch traf. Er erwiderte ihren Angriff. Traf mit seinem Ellbogen ihren Mund und warf sie unsanft auf den harten Boden. Ein dumpfer Schlag ertönte als sie rücklings aufschlug. Kadir blieb vor ihr stehen und sah auf sie herab. Die Wut stand in ihrem Gesicht, ihr ganzer Körper war angespannt. Er kniete sich neben sie. Ihre Faust holte zum Schlag aus, den er abwehren konnte. Nach weiteren Versuchen ihn mit Fäusten und Knien zu attackieren, hatte er sie irgendwie auf den Bauch gedreht und stemmte sein Knie in ihren Rücken, drückte einen Arm unter seinem anderem Bein auf den Boden, während er ihren anderen Arm auf ihrem Rücken fixiert hatte. Ein leiser Schmerzschrei verliess ihren Mund. Der erste Ton von ihr, seit sie an den Tisch gekommen war. Er atmete laut aus und wartete. Liess ihr Zeit. Minuten vergingen, bis er bemerkte wie ihre Atmung ruhiger wurde. Wie ihr Körper lockerer wurde. Vorsichtig liess er ihren Arm unter seinem Bein hervor. Als sie keine Anstalten machte, ihn erneut anzugreifen, ging er von ihr runter und setzte sich neben sie. Sie richtete sich langsam auf. Blieb knien. Mit seinen Augen sah er kurz neben sich auf den Boden. Zeichen genug, sie solle sich neben ihn setzen, was sie auch tat. Er hätte sie ohnehin daran gehindert zu gehen. Kadir drehte seinen Oberkörper zu ihr, nahm etwas aus seiner Jacke und drückte es an ihren Mund. Ina wich zurück. Ein brennender Schmerz. Er faltete das weisse Taschentuch, das nun Blutflecken aufwies. Legte eine Hand in ihren Nacken und drückte es erneut an ihre Lippen. Sie hatte nicht bemerkt, dass sie blutete. Eigentlich hatte sie nicht einmal bemerkt, dass Kadir sie geschlagen hatte.
„Besser?“ Fragte er kühl. Ina antwortete nicht. Weil sie die Antwort selbst nicht kannte. Vorsichtig hob er seine Hand von ihren Lippen, faltete das Tuch erneut und drückte es wieder gegen ihre Lippen. Nach einer Weile nahm sie es ihm ab. Sie blieben schweigend nebeneinander sitzen. Natürlich fragte er sie nicht was sie dazu getrieben hatte. Er verlangte keine Erklärung von ihr. Obwohl er es gerne gewusst hätte. Mehr als eine Stunde verging. Ihre Gedanken schwirrten hin und her. Ifeta’s Worte wiederholten sich immer wieder in ihrem Kopf. Sie hätte seine Soldaten in ihr Zimmer eingeladen! Davut war der einzige in ihrem Zimmer! Was dachte Kadir von ihr? Er sprach es nicht an aber natürlich machte er sich ebenfalls Gedanken über diese Aussage von Ifeta.
Ihre Ohren vernahmen Sebiha’s Schritte. Als sie Kadir ebenfalls vernahm drehte er sich um. Stillschweigend erhob er sich und ging. Sebiha setzte sich ohne ein Wort neben sie. Er würde eine Erklärung von ihr erwarten. Sie atmete tief durch und suchte nach den richtigen Worten: „Es tut mir leid.“ Sebiha hob seine Hand und hinderte sie daran, weiter zu sprechen: „Demir hat mir alles erklärt, Miss Ina. – Eine Entschuldigung ist nicht erforderlich.“ Ihre Blicke trafen sich und Sebiha lächelte sie wohlwollend an. „Ich hätte das wissen müssen.“
„Was hätten sie wissen müssen?“ Er betrachtete sie einige Sekunden: „Dass Ifeta sie damals verhört hat.“ Weil ihr Tränen in die Augen schossen, wandte sie sich von ihm ab. Überraschenderweise wechselte
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