Ina: Der Konflikt (German Edition)
nichts mehr, ausser seinem grinsenden Gesicht, um das sich ein schwarzer Schatten legte, der immer enger wurde. „Sollten sie nicht wissen, wie sie zu bändigen ist, kann ich ihnen behilflich sein Botschafter.“ Sebiha begriff es nicht. Konnte es nicht begreifen. Ebenso wenig Kadir oder einer der anderen. Doch als Ifeta es aussprach. Mit diesem Klang in seiner Stimme. Als es in ihrem Kopf ein Echo hinterliess und er sie angrinste, verlor sie die Beherrschung um die sie bei jeder Silbe die er aussprach gekämpft hatte. Obwohl sie ihre Lippen aufeinander gepresst hatte, zitterten sie. Ihre Hände zuckten bis in ihre Arme hinauf. Ihre Selbstkontrolle fand ein jähes Ende. Mit einem Ruck sprang sie von ihrem Stuhl auf. Hätte einen Satz über den Tisch genommen, um in sein widerwärtig grinsendes Gesicht zu schlagen. Aber Kadir hatte ebenso schnell reagiert. Sein Arm umfasste ihren Bauch und riss sie mit voller Wucht zurück, während ihre Stühle umgeschmettert wurden, landete sie unsanft auf dem Rücken und rang nach Luft. Er packte ihre Arme, riss sie hoch, hielt sie fest, dass es schmerzte und zerrte sie weg. Ifeta und Yeter waren von ihren Stühlen gesprungen. Die Tuma blieben ruhig auf ihren Plätzen sitzen und beobachteten das Geschehen mit kalten, gleichgültigen Mienen. Einige konzentrierten sich auf Kadir, der Ina nur mit Mühe unter Kontrolle halten und wegzerren konnte, andere beobachteten Ifeta und Sebiha. Sebiha sah Kadir und Ina schockiert hinterher. Er verstand nicht wie die Situation dermassen eskalieren konnte. Verstand nicht, wie Ina innerhalb eines Bruchteils der Sekunde aus nichts heraus die Fassung verlieren konnte. Ifeta holte ihn aus seinen Gedanken: „Wollen sie ihr dafür die Konsequenzen etwa auch erlassen, Botschafter Sebiha?!“ Seine Stimme war von Wut durchbohrt: „Ich werde diesen Vorfall melden, Botschafter!“ Demir schlug mit seiner Faust auf den Tisch und stand dabei auf: „Das werden sie nicht Ifeta! – Den Grund dafür brauche ich ihnen nicht zu nennen!“ Er schrie. Seine Miene war von Wut erfüllt. Einige Sekunden starrte er in Ifeta’s Gesicht: „Scheren sie sich weg Ifeta! Wagen sie es nicht ihr noch einmal über den Weg zu laufen!“ Ifeta hob sein Kinn an: „Sie können mir drohen, Botschafter Demir. Aber sie können ihre Drohungen nicht in die Tat umsetzen!“ Er wandte sich Sebiha zu: „Sie ist nichts weiter als die Tochter eines Verräters. – Noch weniger als das. So sollten sie sie auch behandeln!“ Nach diesen Worten ging er. Demir sah mit ernster Miene zu Sebiha, der nicht verstand, worum es eigentlich ging. Doch er richtete sich wieder gerade an den Tisch und bat Yeter mit einer Geste, sich ebenfalls wieder zu setzen.
Minutenlanges beklemmtes Schweigen hing über ihnen. Nachdem die Teller abgetragen wurden, entfehrnten sich die Tuma stillschweigend.
Weiterhin herrschte beklemmtes Schweigen. Bis Pirev das Wort ergriff: „Eine interessante junge Dame, die sie in ihren Dienst gestellt haben Sebiha“, er hatte eine trockene Aussprache. Aber erhoffte sich zweifellos eine Erklärung der Situation. Sebiha hatte sich in seinem Stuhl zurück gelehnt, sein Arm auf der Lehne abgestützt, seine Hand an dem Mund und den Kopf nachdenklich auf den Tisch gerichtet. Er richtete seine Augen zu Demir, ohne den Kopf zu bewegen. „Ifeta hätte es verdient“, Yeter sprach ebenso trocken wie Pirev. Sebiha atmete tief durch: „Würden sie uns bitte alleine lassen, Botschafter“, eher eine Aufforderung als eine Frage oder Bitte. Natürlich entfernten sie sich. Demir drehte sein Glas Wasser in der Hand. „Was ist passiert?“ Sebiha wusste selbst nicht so genau, worauf seine Frage bezogen war. Vielleicht war es etwas das sich in den vergangenen Tagen zugetragen hatte. Vielleicht aber wusste es Demir eben so wenig wie er selbst. „Ifeta hat es herausgefordert.“ Sebiha wartete einige Sekunden. Doch Demir fuhr nicht fort. „Demir.“ Er nahm einen Schluck Wasser, weil er nicht wusste wo er beginnen sollte. „Ifeta hat übertrieben. Ihr Verhalten war nicht deplatziert. – Sie hat eine Nacht hier draussen an einem Feuer verbracht, zusammen mit einigen seiner Soldaten. Was ist daran falsch? Als Feier kann man es nicht bezeichnen. Sie haben sich ruhig verhalten“, er unterbrach sich kurz: „Mister Davut war in ihrem Quartier. Sie kennen sich von der Rekrutenschule. Also.“ Sebiha studierte Demir’s Gesicht: „Das erklärt weder ihr Verhalten, noch deines Demir.“ Demir
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