Ina: Der Konflikt (German Edition)
war. Wenn er dahinter kam, dass sie ihn betäubt hatten. Wann wurde Pirev zu einem Verbündeten Sefo's. Was hatte Sebiha übersehen? Pirev, Ifeta – Wie viele Anhänger hatte Sefo innerhalb des Senats? Yeter und Seter erkannten seine Geistesabwesenheit. „Bisher verläuft alles wie geplant, Ven.“ Sebiha sah Seter entgegen. Durch ihn hindurch. „Sobald sie bei der neutralen Vereinigung sind, sind sie in Sicherheit.“ Er nickte kaum merkbar. In Sicherheit. Wie lange? Würde die neutrale Vereinigung wirklich noch einmal seranische Verräter schützen? Oder würde sie sie einfach ausliefern? Was wenn letzteres zu traf? Würde Demir es früh genug erkennen um noch reagieren zu können? Wie würde er reagieren? Weiter zu den Tuma flüchten? Und Ina? Bei allem was heilig war, was hatte er von ihr verlangt?! Er hatte nie die Absicht gehabt, sie in eine derartige Situation zu manövrieren! Wie würde sie damit umgehen? Als sie ihr diesen Plan erläuterten geschah erst dasselbe wie auf Nek7. Ihre Augen wurden kalt. Ihre Gesichtszüge hart. Ihre Stimme hatte diesen unbeteiligten Klang, als würde sie etwas ausschalten. Dann kamen für einen kurzen Moment ihre wahren Gefühle an die Oberfläche, ehe sie wieder tief in ihr weg gesperrt wurden. Yeter und Seter hielten es für mutig, tapfer oder einfach für verrückt. Sie waren sich nicht ganz sicher. Aber er wusste, dass es etwas anderes war. Sie hatte sich distanziert. Keine einzige Gefühlsregung mehr gezeigt. Nichts. Doch innerlich musste sich alles in ihr gedreht haben. - Neven. War Neven auf diesem Schiff oder hatte er ein anderes geschickt? Wenn er darauf war, wie würde sie auf ihn reagieren? Was würde das in ihr auslösen? Und die Tuma. Vielleicht war es schon zu spät. Vielleicht hatten sie bereits reagiert. Sie angegriffen.
Demir hatte sich in eine der oberen Schlafkammern gelegt, den Vorhang gezogen und war eingeschlafen – das konnte Achri an seiner Atmung hören. Ina sass in zwei Decken eingewickelt auf einem der dünnen Kopfkissen in der Ecke und las einen Text auf ihrem Pad. Decha sass vorne und überwachte ihren Flug. Kontrollierte die Sensoren, spähte nach Schiffen oder anderen Komplikationen die auftreten konnten. „Was lesen sie?“ Ohne ihre Augen zu heben antwortete sie leise: „Grenzabkommen der Seraner mit der neutralen Vereinigung.“ Dieses Abkommen musste an die eintausend Seiten umfassen und musste für eine junge Frau so interessant sein, wie ein leeres Blatt Papier. „Bei welchem Absatz sind sie?“ Fragte er, um zu testen, ob sie wirklich das oder doch etwas anderes las. „Punkt zweihundertneunundsiebzig, Absatz zwei. – Sperrzone umgangssprachlich auch Pufferzone genannt.“ Sie liess das Pad auf ihre Beine sinken und sah mit müden Augen zu ihm auf. „Waren sie es?“
„Haben sie Zweifel?“
„Ich habe genug Einbildungsvermögen, um meine Zweifel zu übertönen. – Waren sie es?“
„Nein.“ Ihr Kopf neigte sich seitlich, ohne dass sie seinen Augenkontakt abreissen liess. Dann hob sie das Pad wieder und las weiter. „Wieso tun sie das?“
„Nächste Frage Botschafter.“ Jetzt war er überrascht. Bedeutete das, dass sie bereit war mit ihm zu sprechen? „Haben sie Angst?“
„Sie nicht?“ Das war keine Antwort und als ob sie seine Gedanken gelesen hätte, fügte sie leise an: „Ja.“
„Haben sie etwas zu befürchten, wenn Krieg ausbricht?“
„Kommt darauf an gegen wen wir in den Krieg ziehen.“
„Gegen uns.“
„Nächste Frage.“ Also ja! „Wieso?“
„Weil ich diese Frage nicht beantworte.“ Achri musste lächeln. Die fehlende Antwort auf seine Frage war ihm Antwort genug und Ina wusste das. Genauso wusste sie auch, dass seine Frage darauf bezogen war und er nicht den Grund wissen wollte, warum sie die Frage nicht beantwortete. „Werden sie bei der neutralen Vereinigung um Asyl bitten?“
„Nächste Frage.“
„Wieso lehnen sie den Kontakt zu uns ab?“ Jetzt liess sie das Pad wieder sinken und sah zu ihm hoch: „Nächste Frage.“ Ein Fortschritt, dass sie mit ihm redete. Aber er kam nicht weiter als Chevrin und Neche, weil sie sich auf kein richtiges Gespräch einliess. Sie machte sich nicht einmal die Mühe ausweichend zu antworten. – Also kam er eigentlich weniger weit. „Haben sie Angst vor uns?“
„Man fürchtet was man nicht kennt.“ Das fühlte sich gerade wie ein Messerstich in seinen Rücken an. „Sie sind Tuma…“
„Halb-Tuma“, korrigierte sie ihn unbarmherzig. „Wieso hat man unsere
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