Ina: Der Konflikt (German Edition)
Alles ausser dem Kleid das sie trug. Oder tragen sollte. Denn Demir wünschte das graue, welches sie als erstes anprobiert hatte. Also zog sie sich erneut um und begleitete ihn frisch eingekleidet hinaus auf die Strasse, die mittlerweile wesentlich heller beleuchtet war. Sie legten keine weite Strecke zurück, ehe Demir sie schweigend in das nächste Geschäft zog. Hinter einer Vitrine hob eine Seranerin ihren Kopf, um zu erspähen wer ihr Geschäft betrat. Sie kämpfte sich sofort auf ihre Beine und strich ihre Kleider glatt, fuhr über ihre Haare, um sie zu glätten und setzte ein mehr als freundliches und einladendes Gesicht auf. „Guten Tag.“ Die Seranerin mittlerer Jahre räusperte sich: „Sir.“
„Diese junge Dame – Ihr fehlt etwas“, dabei tippte er mit einem Finger auf seinen Nasenflügel. Ina starrte ihn ungläubig an. Sie hatte nicht vor sich ein zusätzliches Loch in ihre Nase bohren zu lassen. Sie hatte von Natur her zwei Löcher und sie schienen ihr völlig ausreichend. Auch wenn es seranische Mode oder schon fast Pflicht war, sich als Frau noch ein drittes Loch stechen zu lassen, um dieses dann mit einem Schmuckstück zu verzieren. „Bot...“
„Etwas diskretes, klein und schlicht“, Demir ignorierte ihre beginnende Widerrede. Ihre Nase wurde mit einem schnellen Blick begutachtet und dann machte sie sich an einer der zahlreichen Vitrinen zu schaffen. Ina neigte sich zu Demir: „Ich...“
„Ihnen fehlt es an seranischen Merkmalen. Das könnte zu der falschen Erkenntnis führen, dass sie sich nicht mit Seran identifizieren.“ Seranische Merkmale? Eine Bestätigung, dass sich etwas geändert hatte. Aber was? „Es ist nur ein kurzer Stich. Sie werden es kaum bemerken.“
„Und sie wissen das?!“ Natürlich wusste er es nicht. Er war ein Mann. Er hatte nichts in seiner Nase! Die Seranerin kam mit einem kleinen Tablett zu ihnen. Darauf ein schwarzes Tuch auf dem wiederum diverse kleine edle Nasenstecker lagen. Sie ging an ihnen vorbei zu einem Stuhl. Demir schob Ina hin. Sie war noch angeschlagen, verwirrt, konnte noch nicht klar denken. Und auch nicht klar sehen. Für sie sahen all diese Stecker genau gleich aus. Silbern und rund. Klein und blendend. Doch Demir schien zahlreiche Unterschiede festzustellen. „Bitte setzen sie sich.“
„Eine Erklärung Demir!“
„Danach“, er nickte ihr befehlend zu. Ehe sie es recht begriff, sass sie auf dem Stuhl und er wurde zurück geklappt, sodass sie beinahe lag. „Auf welcher Seite? Links oder rechts?“
„Links“, da Ina keine Antwort gab, fällte er diese Entscheidung. Ebenso die Entscheidung für den Stecker.
Und schon hatten sie das Geschäft wieder verlassen. Ihre Nase war heiss, brannte und schmerzte bei jeder noch so sanften Berührung ihres Fingers. Ina blieb stehen: „Demir. Sie schulden mir eine Erklärung.“ Er betrachtete sie mit geneigtem Kopf und sagte schliesslich: „Sie müssen hungrig sein“, damit war das Gespräch wieder beendet.
In einem Restaurant einige Ebenen über dem Asteroiden erhielten sie einen Tisch direkt vor dem gewaltigen Fenster, das eigentlich eine traumhafte Aussicht auf den Asteroiden, das Kraftfeld und alles andere bot. Doch Ina hatte nichts für den Ausblick übrig. Da sie noch nicht so weit sehen konnte und andererseit endlich eine Erklärung wollte. Nicht einmal einen Blick in die Speisekarte brachte sie zustande. Ein Kellner kam, nahm Demir's Bestellung entgegen. Wartete auf ihre. Schliesslich übernahm Demir diesen Teil ebenfalls und bestellte für sie. Er drehte sich zu ihr. Blickte konzentriert über die anderen Gäste in dem Lokal. Seine Augen stoppten weiter hinten. Dort sassen Chevrin, Achri und Neche. Er liess seinen Blick weiter gleiten und endete wieder bei ihr. Senkte den Kopf und betrachtete sie eindringlich: „Sebiha hat uns eine Nachricht geschickt.“ Endlich begann er zu erklären! „Abgesetzt von unserem Flaggschiff. Sie sind auf dem Weg hier her.“
„Kein Krieg?“
„Noch nicht. Zumindest gemäss Achri. Sebiha's Nachricht war sehr kurz. Keine Informationen woran wir sind oder was geplant ist. Aber er hätte sich nicht gemeldet, wenn er uns damit Schaden würde. – Es ist ein gutes Zeichen. – Sehr gut, wage ich zu behaupten.“ Der Kellner brachte eine Flasche, zwei eigenartige Gläser und ihren ersten Gang. Knall rotes Gemüse. Es war ursprünglich wohl rund, nun aber in flache Scheiben geschnitten. Aussen war es fest und doch weich, innen beherbergte es teils grünliche
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