Ina: Der Konflikt (German Edition)
ist mit ihm?“ Fragte sie absichtlich dumm. „Wieso haben wir sein Schiff so verlassen?“
„Das geht im Moment nur mich etwas an.“
„Wirklich? – Was hat er dir gesagt?“ Wie hätte sie das Demir sagen können? Wäre doch nur Ilean hier! „Wir haben uns lange über Salen, Dais und Tali unterhalten.“ Er schürzte seine Lippen: „Ina...“
„Ich bin eine unter vielen.“ Seltsamerweise schien er über diese Aussage erleichtert zu sein. – Hatte er etwa geglaubt, dass sie sich in ihn verliebt hatte?! „Aber ich bin keine von denen Demir“, fügte sie streng an. „Sorgen sie dafür, dass mein Name nie genannt wird, wenn man eine solche Aufzählung startet.“ Wie seltsam ihre Forderung war wurde ihr selbst erst bewusst, als sie sie schon ausgesprochen hatte. „Ich hoffe sie bleiben mir länger erhalten, als der momentane Bezug meines Bettes“, ein schelmisches Lächeln begleitete diese Worte. „Sie wollten mich verkaufen, Botschafter Demir“, mit diesen trockenen Worten erinnerte sie ihn an eine traurige Tatsache. Doch sie tat es vielmehr, um sich selbst daran zu erinnern. Er war nicht mehr nur Botschafter Demir, ein guter Freund Sebiha's. An seinem Namen und dem zwischen ihnen haftete etwas. Etwas Schwerwiegendes. Und dadurch, dass sie sich bereit erklärt hatte, es vor Sebiha zu verheimlichen damit er ihr half, Ifeta und seinen Männern zu schaden, wurde es noch schwerwiegender. Demir sog Luft zwischen seinen Zähnen durch. „Sie hatten nicht das Recht es Neven zu erzählen.“ Demir presste seinen Kiefer zusammen. „Eine harte Wahrheit. Für ihn und für mich.“
„Aber sie verzeihen ihm“, war das ein leiser Vorwurf in seiner Stimme? Ihre Augen schwebten zu dem Fenster hinaus, ohne die Aussicht wahr zu nehmen: „Was mich betrifft, steht es ihnen nicht zu über ihn zu urteilen. Es ist eine Sache zwischen ihm und mir, genauso wie zwischen ihnen und mir. Ich Urteile darüber. Kein anderer.“ Demir's Lippen setzten an etwas zu sagen, das sofort wieder verschluckt wurde. Einige Minuten sassen sie schweigend da. „Als er sagte, dass sie es nicht verstehen, was meinte er?“ Ina schwieg, weil sie ihm schon gesagt hatte, dass es ihn nichts anging. „Wollte er Achri an Seran verkaufen?“ Erwog Demir laut. „Für eine Begnadigung?“
„Würden sie mich bitte alleine lassen?“ Er schürzte die Lippen, schob ihr dann aber doch die Zutrittskarte ihres Quartiers zu.
Ina streute etwas Salz auf die Serviette und tupfte es mit ihrem befeuchteten Finger auf. Sebiha war auf dem Weg hier her. – Das musste zweifellos ein gutes Zeichen sein. Aber irgendetwas in ihr weigerte sich gegen jedes Gefühl. Sie brauchte Zeit um nachzudenken. Der Senat war aufgelöst! Wann er wieder eingesetzt werden würde, schien noch nicht bekannt zu sein. Ihr Finger tupfte wieder auf das Salz und wanderte zurück in ihren Mund. Wer war jetzt an der Macht? Nilia?! In wieweit konnte man Sefo mit alldem in Verbindung bringen? Je länger Ina nachdachte, desto verzwickter wirkte die ganze Situation. Zu viele Fragen. Zu wenig Antworten. Und Demir konnte oder wollte ihr keine Antworten geben. Er hielt seine Informationen kurz. Beschränkte sie auf ein Minimum. Sebiha würde ihr Antworten geben. – Die Tuma. Was war mit ihnen? Und dieser Situation? Jederzeit konnte wieder ein Angriff auf ein seranisches Schiff stattfinden. Wie würde man dann darauf reagieren? Wertvolle Zeit ging verloren, ohne dass man bei diesem Problem vorankam. – Was konnte sie tun? Mit wem konnte sie sprechen? Was sollte sie sagen? – Sollte sie überhaupt irgendjemandem irgendetwas sagen?! – Ja! Irgendjemandem musste sie etwas sagen!
„Miss Ina.“ Ina wurde unvorbereitet aus ihren Gedanken gerissen. „Störe ich sie?“ Achri stand seitlich von ihr und sah auf sie herab. „Nein, ich glaube ich bin fertig“, dabei leckte sie ein letztes Mal ihren salzigen Finger ab und schob die Serviette von sich weg. „Ich fürchte wir haben uns noch nicht gebührend für ihr Tun bedankt“, er setzte sich zaghaft auf den freien Stuhl neben ihr. „Das sollten sie nicht zu früh tun. Niemand weiss wie es ausgeht.“
„Aber trotzdem haben sie uns geholfen.“
„Weil es von mir verlangt wurde“, Ina wollte ihm nicht den Eindruck vermitteln, dass sie es tat, weil sie zur Hälfte eine Tuma war. Obwohl diese Tatsache wahrscheinlich einen grossen Teil dazu beitrug. Doch er musste das nicht wissen. Er und die anderen Tuma hätten nur falsche Schlüsse daraus gezogen.
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