Ina: Der Konflikt (German Edition)
„Ich glaube das nicht.“ Er suchte also nach ihrer Sympathie für die Tuma. „Sie zweifeln an meiner Loyalität Seran gegenüber?“
„Nein“, kam es wie aus seinem Mund geschossen: „Nein, sie haben deutlich gemacht, wie loyal sie sind“, er bemühte sich, sie nicht zu verärgern: „Ich wollte sagen, sie stehen hinter dem was sie tun.“ Er sah sich um: „Ich und die anderen Botschafter sowie Kapitän Decha, würden uns freuen, wenn sie uns Gesellschaft leisten würden.“ Ina sah an dem Fenster entlang zu der tumanischen Gruppe. Chevrin, Neche, Kichlep, Gechru und Decha. Ein zweifelhaftes Angebot. Aber es war niemand auf der Station, der ihr deswegen Schwierigkeiten bereiten würde. „Jetzt?“
„Wenn wir ihre Pläne nicht stören.“ Noch unterwürfiger hätte er sich nicht geben können. Sie gab ihm ein kurzes Nicken, welches er mit einem überraschten aber sehr zufriedenen Lächeln beantwortete.
Inmitten dieser fünf Botschafter und Decha fiel sie, bis auf ihre seranische Kleidung, nicht besonders auf, als sie sich mit ihnen durch die Station bewegte. Sie wollten ihr ein tumanisches Lokal zeigen oder vielleicht einfach an einen Ort gehen, an dem sie sich selbst wohler fühlten.
Es war düster, die Luftfeuchtigkeit war wesentlich höher als auf dem Rest der Station. Leises Geflüster füllte den Raum, nebst den Tuma. Sie waren auf einer Station der neutralen Vereinigung und doch gab es ein Lokal, das von Tuma geführt wurde und in dem nur Tuma zu gegen waren. Sicher, es gab auch einige Geschäfte die von Seranern geführt wurden und nur seranische Materialien anboten. Doch es gab kein Lokal, das nur für Seraner war. Sie suchten sich einen Tisch in einer der hinteren Ecken der verwinkelten Lokalität und setzten sich an einen runden Tisch, der von einer runden Bank umgeben war. Ina wurde neugierig gemustert, als sie sich dort hin bewegten. Die seranische Kleidung erweckte das Interesse an ihr. Oder war es ihr Geschlecht? Ihr fiel auf, dass sie die einzige Frau in dem Raum war. Offiziere, Soldaten, Händler. Aber alles nur Männer.
Beklemmtes Schweigen herrschte an ihrem Tisch. Bis Achri die Bestellung aufgeben konnte und Neche sich ermutigte, etwas zu ihr zu sagen: „Unser Arzt, Dr. Chuo wird mit ihnen Kontakt aufnehmen, um ihnen die neuen Behandlungsmethoden zu erläutern und sie mit den entsprechenden Mitteln einzudecken“, Neche wirkte nicht so verklemmt wie die anderen Botschafter. – Seit sie ihm das erste Mal begegnet war, wirkte er seltsam auf sie. Ina nahm sich ein Glas Wasser das serviert wurde. – Keine Frage. Kein Angebot. Es war schon fast eine Anweisung. „Dr. Chuo hat mich behandelt?“ Neche nickte ihr knapp zu und sie erwiderte es ebenso knapp. „Er soll sich von mir fern halten.“ Nun tauschte Chevrin einen langen Blick mit Achri: „Er möchte ihnen helfen“, erklärte dann Achri. „Er hat bereits genug Schaden angerichtet.“ Verständnislosigkeit wanderte über den Tisch zu ihr. „Die Seraner betrachten es als Schande die Heilung ihrer Verletzungen zu fördern“, Decha brachte den Botschaftern die Erklärung, welche Ina nicht vorbrachte. Zweifellos hatte der tumanische Arzt nur gute Absichten verfolgt. Es ging auch nicht darum, dass Ina die langwierigen Heilungsprozesse mochte oder gar die Schmerzen genoss. Beim Gehen keine Schmerzen mehr von den aufgeplatzten Blasen an den Füssen zu haben, hatte sichtliche Vorteile. Aber es war ihr schlichtweg zuwider, dass man sie ohne ihr Einverständnis behandelt hatte und die Heilung ihrer Verletzungen auf eine Art förderte, die ihr unbekannt war. „Dr. Chuo war das nicht bekannt. Wenn er es gewusst hätte, hätte er ihre Verletzungen nicht ohne ihr Einverständnis behandelt.“ Neche betrachtete Ina verständnislos: „Sie ertragen lieber tagelang Schmerzen und tragen danach die Narben, als dass sie es behandeln lassen?“
„Wir behandeln unsere Verletzungen. Nur nicht so wie sie es tun.“ Wieder war es Decha, der die notwendige Erklärung brachte:„Sie beugen Infektionen vor.“
„Sie legten also Wert auf die Wunde und die darauf folgende Narbe an ihrem Auge?“
„Ich sehne mich nicht nach Narben, Botschafter Chevrin.“
„Es wäre eine zurück geblieben.“
„Und sie hätte mich täglich an die Herkunft erinnert. Dafür gesorgt, dass ich das nächste Mal vorsichtiger bin. Was ihr Arzt nun verhindert hat.“
„Eine Narbe um sich an die Tyrannei von General Nilia zu erinnern?“
Tyrannei von Nilia. Natürlich. Achri und
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