Ina: Der Konflikt (German Edition)
Kerne die von einer Art schleimiger Masse umgeben waren. Das ganze wirkte äusserst wässrig. Jedoch geschmackvoll. Es war kalt und roh. „Tomaten“, gab ihr Demir kurz als Erklärung. Ihm schmeckte es.
Ina bemühte sich, ihn nicht mit Fragen zu quälen, während sein Mund voll war. Aber sie konnte den Augenblick kaum abwarten, bis sein Teller leer war, er die Gabel weglegte und fort fuhr: „Sie werden in zwei Tagen eintreffen. Dann werden wir wohl einige Fragen beantworten müssen. Es sei denn, Sebiha hat es getan. Was ich hoffe.“
Der Kellner brachte ihren nächsten Gang. Zwei grosse Runde Teller. Auf denen etwas Rundes lag, das grösser als die Teller selbst war. Es ragte auf jeder Seite etwa einen Zentimeter heraus. Während Ina versuchte es zu identifizieren, begann Demir dieses runde Ding zu zerschneiden. In der Mitte durch, dann halbierte er die eine Hälfte und danach diese Hälfte noch einmal. „Was ist das?“ Demir hob seinen Blick kaum: „Die Menschen nennen es allgemein Pizza.“
Ina verfolgte mit steigender Skepsis seine Bewegungen. Wie er eines dieser zerteilten Stücke aus dem gesamten heraus zog. Irgendwie klebte es am Rest fest. Es zog weisse oder eher gelbliche Fäden. Er nahm einen herzhaften Bissen und kaute genüsslich darauf herum. Wieder richtete sie sich zu ihrem Teller. Es schien ein flaches Brot zu sein. Belegt mit Gemüse und Fleisch und etwas anderem das klebte. Zögerlich ahmte sie seine Handlung nach und teilte ihre Pizza in kleine Stücke. Nahm ebenfalls eines davon in ihre Hand und führte es zu ihrem Mund. Kämpfte mit dem klebrigen Zeug darauf und zog ihre zweite Hand zu Hilfe, um die Fäden von dem Stück und ihrem Mund zu trennen. Knusprig, würzig, weich, saftig. Dieses Gericht vereinte vieles. Aber Salz fehlte.
Demir drehte sich wieder zu ihr, legte seinen Arm über die Lehne ihres Stuhles und musterte sie eindringlich. Er machte den Eindruck wieder bereit zu sein das Gespräch mit ihr weiter zu führen. „Was geschieht an unseren Grenzen zu den Tuma?“ Begann sie schliesslich, da er nichts sagte. „Nichts. – Gar nichts.“ Nach einigen Atemzügen fuhr er mit ernsterem Gesichtsausdruck fort: „Ina, du verstehst wieso ich mit Achri gesprochen habe.“ Ina entgegnete ihm ohne einen einzigen Gesichtsmuskel zu verziehen: „Mich an die Tuma ausliefern, um dann selbst nach Seran zurückkehren zu können. Mir alle Schuld zuschieben und darauf hoffen, dass man ihnen glaubt. – Ja, ich verstehe ihren Plan.“ Er stutzte einen Augenblick: „Das war ungefähr mein Plan. Es wäre dir bei den Tuma mit Sicherheit gut ergangen. Sie haben ein eigenartiges Interesse an dir.“ Ina entgegnete ihm leicht unterkühlt: „An mir oder am Inhalt meines Kopfes?“
„Wohl an beidem“, gab er irritiert zu. „Sie wollten mich verkaufen!“ Ina vermochte nicht zu erkennen, ob es Reue in seinem Gesicht war. Er strich ihre Haare auf den Rücken und flüsterte in ihr Ohr: „Ich hätte es bereut.“
„Ja. – Nilia hätte mir geglaubt.“ Demir studierte ihre Gesichtszüge lange: „Hättest du das wirklich getan?“ Hätte sie? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. „Natürlich.“ Demir belächelte sie. Er glaubte ihr nicht „Genugtuung. Ich lasse mich nicht verraten. Nicht noch einmal. Von niemandem“, die Bestimmtheit ihrer Worte erstickte jeden Zweifel. Langsam begann er zu nicken: „Ich wäre ihnen Dankbar, wenn es unter uns bliebe.“ Natürlich. Sebiha wäre kaum erfreut, wenn er davon erfahren würde. Ina lachte kurz auf: „Dankbar? – Was nützt mir ihre Dankbarkeit, Demir?“ Ausser einem irritierten Blick brachte er nichts zustande. „Bieten sie mir etwas anderes!“ Seine Lungen füllten sich langsam mit Luft: „Was kann ich ihnen bieten?“ Ina warf ihm einen vielsagenden Blick zu, den er durchaus verstand. „Ifeta?“ Eine skeptische Frage, obwohl er es längst wusste. „Und seine Männer“, fügte Ina trocken an. „Sie verlangen viel, für ein kleines Geheimnis.“
„Wie würde Sebiha wohl auf dieses kleine Geheimnis reagieren?“ Er musterte sie. Versuchte er zuerkennen, ob sie es Sebiha wirklich berichten würde. „Und auf das andere kleine Geheimnis.“ Jetzt neigte er den Kopf. Schliesslich machte er eine leichte Handbewegung. Er wandte den Blick zum Fenster hinaus und fuhr sich mit seinem Daumen über die Lippe: „Ich habe sie in mehr als einer Beziehung unterschätzt, Miss Norak.“
„Sie und alle anderen“, erwiderte Ina trocken. „Neven?“
„Was
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