Ina: Der Konflikt (German Edition)
ihn wirklich kontaktiert hatte, um den Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen abzufragen. – Ja, Lanik würde sich für sie verbürgen und dafür sorgen, dass die nV ihr Schutz gebot, wenn es notwendig wurde. Er hatte sie in seinem Vid mehrfach darum gebeten, ihm sofort zu antworten, damit er wisse, dass es ihr gut ginge. Aber das hatte sie nicht getan. Wenn es so weit war, dann würde sie ihm eine Nachricht schicken. „Wenn es soweit ist, dann bitte bei der nV um Asyl“, Ilean’s Worte hallten in ihrem leeren Kopf wieder und wieder. – War es jetzt soweit? Eigentlich kannte Ina die Antwort darauf. – Ja! Jetzt war es soweit! Und doch wehrte sich etwas in ihr dagegen. So sehr, dass es schmerzte, sie leise vor sich hin schluchzte und ihre Tränen im Kissen versickerten. Die beiden Katzen schlummerten neben ihr und bewegten sich nur, wenn sie durch sie gestört wurden. Blickten hin und wieder vorwurfsvoll auf und betteten sich anders hin. Irgendwann gab Ina es auf und zog sich wieder an. Demir war in seinem Zimmer. Wahrscheinlich schlief er. Er konnte immer schlafen! Es schien nichts zu geben, was ihm seinen Appetit oder seinen Schlaf rauben konnte.
Ina sass einige Minuten auf dem Sofa und wartete. Worauf wusste sie nicht. Nichts tat sich. Und so verging die Zeit nicht schneller. Schliesslich entschied sie, das Quartier zu verlassen. Im Fahrstuhl stellte sich ihr die Frage, wo sie eigentlich hin wollte. Die Entscheidung war einfach. In das tumanische Lokal auf der Station. Nur etwa drei Tische waren belegt. An der Bar standen vier weitere Tuma. Ina zog alle Blicke auf sich. Stellte sich ans Ende des Tresens und wartete nicht einmal fünf Sekunden bis der Tuma hinter dem Tresen zu ihr kam und sie zweifelnd lächelnd fragte, was er ihr bringen dürfe. Auf ihre übliche Antwort reagierte er etwas verlegen: „Wir haben keinen Talila. Aber vielleicht kann ich welchen organisieren.“ Natürlich gab es in einem tumanischen Lokal keinen Talila. Ina schüttelte ihren Kopf: „Entschuldigung. - Was können sie mir stattdessen anbieten?“ Er begann eine auswendig gelernte Liste der Getränke herunter zu sagen, bis Ina ihre Hand hob und ihn sofort zum schweigen brachte: „Ich vertraue Ihnen. Geben sie mir irgendetwas das so ungefähr wie Talila seien könnte.“ Diese Aussage machte den Tuma scheinbar nervös. Er stand nun lange vor den verschiedenen Flaschen und überlegte, was er ihr anbieten könnte. Unterdessen schlenderte oder schlich ein anderer Tuma, der weiter vorne an der Bar stand zu ihr. Legte seinen rechten Arm auf den Tresen und musterte Ina: „Ich bin Chamin.“ Naja, sie war die einzige Frau in dem Raum. Dennoch versuchte sie so zu tun, als ob sie in den Text auf ihrem Pad vertieft wäre. „Ich habe sie schon mit Achri und den anderen gesehen. Gehören sie zu den Ano?“ Chamin war erstaunlich nüchtern. Ina ging eigentlich davon aus, dass jeder der zu dieser Zeit hier war, ziemlich betrunken seien musste. Oder konnte Chamin es einfach nur gut überspielen? Er hatte es verdient, dass sie ihm nun einen Blick widmete. Zu ihrem erstaunen war er nicht nur nüchtern, sondern auch anders als normale Tuma. Seine Haare waren nicht weiss. Eher braun mit ziemlich vielen grauen Haaren vermischt. Doch er hatte keine Falten um seine Augen, die dunkelblau waren. Und seine Haut war nicht so blass wie üblich. Man konnte keine Blutgefässe erkennen. Noch nicht so alt wie Achri. Vielleicht um die vierzig. Das war bei den Tuma schwer zu schätzen. „Nein, ich gehöre nicht zu den Ano. Auch nicht zu Achri und den anderen.“ Ina wusste nicht einmal was die Ano waren. Es hörte sich wie eine politische Gemeinschaft an. Chamin sah auf ihr blaues Kleid und dann wieder in ihre Augen: „Ihre Mutter ist Mensch?“ Ina nickte schwach. Chamin lächelte leicht: „Ein seranisches Kleid. In der momentanen Situation“, er hielt ihren Augenkontakt und sprach nach einer langen Pause weiter: „Ich wusste nicht, dass Tuma unter den Seranern leben.“ Sie lächelte schwach und wich seinen Augen aus. „Was hat ihr Vater getan, dass ihre Mutter ihn für einen Seraner verlassen hat?“ Kein Gesichtszug von ihr veränderte sich. Auch Chamin wirkte starr. Der Tuma hinter der Bar stellte ihr ein hohes Glas mit gelblichem Inhalt hin. „Sie hat ihn nicht für einen Seraner verlassen.“ Nun senkte Chamin seinen Blick und fuhr sich mit der Zunge über die Zähne, schnalzte zum Abschluss und sagte enttäuscht: „Dann haben sie sich in einen Seraner
Weitere Kostenlose Bücher