Ina: Der Konflikt (German Edition)
für ihn sein. „Ich sollte gehen.“ Wie sehr sie wollte, dass er blieb, konnte sie gar nicht in Worte fassen. Ina berührte sein Gesicht. – Sollte sie es sagen? „Ich liebe dich“, flüsterte sie und die Worte klangen seltsam in ihren Ohren. Kadir schluckte schwer: „Dann sag es ihm.“ Verständlich, dass er gereitzt war. Wäre jeder in seiner Situation.
Kapitel 36
„Was ist das?“ Die Vorsitzende ging zum Fenster. Neben ihnen flog ein Schiff, das sich ihrem in Kurs und Geschwindigkeit anpasste. Kadir’s Augen weiteten sich bei dessen Anblick. „Kapitän?“
„Sieht aus wie ein Schiff der Arek.“ Plünderer und Piraten! Die Arek waren ein Volk von Gesetzlosen, seit sie ihren eigenen Planeten durch ihre Kriege selbst zerstört hatten. – Ein Volk das dem Untergang geweiht war, weil jede Sippe ziellos im All umherstreifte, statt sich zusammen zu tun und einen neuen Planeten zu besiedeln. „Aber das ist zu schnell und zu gross für die Arek.“
Ina’s Augen weiteten sich als sie an Sebiha’s Kopf vorbei sah. Ihr Botschafter drehte sich dem Fenster zu, um zu sehen was ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. In Gedanken rechnete Ina nach, wann ihr Schiff in die Pufferzone eingeflogen war und ob sie demnach noch immer darin waren oder bereits seranisches Hoheitsgebiet erreicht hatten. – Es war ganz ohne Zweifel noch die Pufferzone und das Schiff da draussen kein seranisches. Diese Arek wussten garaniert nicht, welche wertvolle Fracht hier an Bord war. – Sie interessierten sich in erster Linie nur für das Schiff an sich. In zweiter Linie waren Gefangene, die sie an Sklavenhändler verkauften, eine willkommene weitere Einnahmequelle für die Arek. Kurz nachdem Ina das Schiff bemerkt hatte, dröhnte der Schiffsalarm. „Miss Ina?“
„Halten sie sich fest.“ Obwohl Ina die Botschafter vorgewarnt hatte, wurde Sebiha vom ersten Treffer vom Stuhl geworfen, Yeter und Seter konnten sich am Tisch, der am Boden verschraubt war, festhalten. Sofort verlangsamte sich das Flaggschiff, der nächste Treffer galt dem Kommunikationssystem, dass sie keinen Notruf absetzen konnte. – Hoffentlich hatte Nilia den bereits abgesetzt, als er die Arek identifizierte. Das Licht in Sebiha’s Quartier flackerte. „Wieso schiessen wir nicht zurück?“ Fragte Seter nach dem nächsten Treffer. „Tun wir“, flüsterte Ina und stützte sich an der Wand ab. Im Grunde wartete sie nur noch auf das Evakuationshorn, dass sie mit den Botschaftern endlich losrennen konnte. „Raus!“ Befahl sie, weil es nur noch eine Frage der Zeit war. Sebiha folgte ihr ohne darüber nachzudenken. Die Yerko Brüder zögerten, kamen dann aber auch. „Nein!“ In seiner Unwissenheit steuerte Sebiha den Fahrstuhl an. „Leiter.“ Sie bog in den Korridor rechts ab, bis zu dessen Ende, wo eine Leiter vom obersten bis zum untersten Deck des Schiffes verlief. „Demir!“ Ihrem Botschafter war bewusst geworden, dass sie zu den Rettungskapseln gingen. „Weis bescheid“, erklärte Ina ihm ruhig und schob ihn zur Leiter. Der Platz war derart eng, dass man sich kaum festhalten musste, trotzdem ermahnte sie ihn: „Festhalten. Es geht weit runter.“ Vielleicht hätte sie das besser nicht gesagt, denn aus seinem Unbehagen wurde Angst. „Wieviele Decks?“ Fragte Yeter, als er nach seinem Bruder die Sprossen bestieg. „Neun. Los!“ Ina zählte das fünfte Deck, als das Evakuationshorn erklang. „Schneller!“ Schrie sie hinunter, weil sie wusste, wie schnell sich die enge Röhre jetzt mit Leuten füllen würde. Sie schafften ein weiteres Deck, ehe sich weiter unten Soldaten vordrängten und sie aufhielten. „Durchdrängen Sebiha!“ Drei Decks hatten sie noch zu bewältigen aber wenn ihr Botschafter allen den Vortritt liess, dann wurde es verdammt knapp weg zu kommen, bevor die ersten Arek auf das Schiff kamen und den Rest der Besatzung daran hinderten zu fliehen. Und die weisse Robe eines seranischen Botschafters erkannten sogar die Arek! Endlich ging es langsam weiter. Über Ina hatte sich die Leiter längst gefüllt. Stau auf dem Fluchtweg – Wie es während ihrer Ausbildung zur Soldatin immer passierte. Seranische Kriegsschiffe waren einfach nicht darauf ausgelegt, dass die Besatzung flüchtete. Der Soldat über ihr schlug ihr bereits zum wiederholten Mal den Fuss auf den Kopf, weil es ihm nicht schnell genug ging. Währe die Röhre etwas grösser gewesen, hätten einige bestimmt versucht zu überholen. – Zum Glück war sie es nicht.
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