Ina: Der Konflikt (German Edition)
jugendlichen Naivität noch nicht immer die richtigen Schlüsse ziehen.“ Bevor Ina etwas darauf erwidern konnte, ertönte das Signal der Tür, dass sie alle neugierig aufsahen. In der letzten Zeit hatten solche unangemeldeten Besuche niemals etwas Gutes bedeutet. Es war Ina, die sich erhob und dem unerhofften Gast die Tür öffnete. „Verzeihung, ich bin noch nicht fertig. – Gewähren sie mir noch fünf Minuten verzögerung?“ Ihre liebreizende Stimme machte sie alle neugierig. Leider blieb ihre Neugierde unbeantwortet, denn Ina schloss die Tür, liess ihren Besucher draussen stehen, ohne dass er ihr geantwortet hatte. „Sie verlassen und schon wieder Miss Norak? – Eine weitere Degustation?“ Ohne Demir zu antworten ging sie in ihr Zimmer und kam nach drei Minuten umgezogen hinaus. Statt des blauen trug sie jetzt ein schwarzes Kleid. „Wer mutet sich ihre Gesellschaft für diesen Abend freiwillig zu, Miss Norak?“
„Botschafter Achri. Gute Nacht meine Herren.“ Ina nutzte die Sekunde ihrer Fassungslosigkeit und huschte aus dem Quartier, während sie alle ihr stumm hinter her starrten. Sebiha senkte den Blick zur Seite und legte sich die Hand an den Mund, damit seine Kollegen den Schock in seinem Gesicht nicht allzu deutlich erkannten. „Ven“, Seter fasste sich als erster wieder. „Das ist nicht gut Ven.“ Das wusste er selber! „Lasst uns allein“, verlangte Demir schroff und es gab keinen Zweifel, dass er damit Seter und Yeter meinte, die sofort gingen und sie beide mit diesem Problem gerne alleine liessen. „Was ist passiert Demir?“
„Ich weiss es nicht Sebiha! Sie redet mit mir noch weniger als mit dir. – Sie ist deine Gehilfin verdammt noch Mal!“ Aber er war bei ihr! Er musste bemerkt haben, dass sich etwas bei ihr veränderte. Er musste den Auslöser für dieses Verhalten mitbekommen haben! Dass sie sich seit Beginn ihrer Reise mit diesem Thema befasste war Sebiha klar. Aber dass sie es alle so deutlich sehen liess, passte nicht zu ihr! Auf Nek7 hatte sie sich von jedem Tuma aufs äusserste Distanziert.
Sebiha blieb an diesem Abend lange wach. Er wartete mit einer Tasse Kaffe auf dem Sofa, dass Ina zurückkam. Auf die erste Tasse folgte eine zweite und dann eine dritte. Er wartete. Es konnte nicht ewig dauern. Botschafter Achri musste sich vor den morgigen Gesprächen ebenso wie er erholen. Nach der vierten Tasse Kaffe wechselte Sebiha zu Tee. Es war bereits nach Mitternacht Stationszeit, als er aufhörte zu warten und zu Bett ging, wo er noch lange wach lag und immerzu hoffte gleich zu hören wie Ina zurückkam. Aber sie kam nicht.
Ina sass am Tisch und zerschnitt eine Frucht, als er am nächsten Morgen aufstand. Sie lächelte ihm entgegen, als wäre sie sich keiner falschen Handlung bewusst. „Miss Ina. – Haben sie sich gestern Abend gut unterhalten?“
„Vorzüglich Sir.“ Seine Anspielung verstand sie nicht. Also musste er direkter werden. „Ich habe auf sie gewartet.“
„Das hätten sie nicht tun müssen Sir.“
„Ich wollte noch mit ihnen sprechen.“
„Worüber?“ Fragte sie unwissend. – Naiv. „Sie wissen worüber Miss Ina. Sie sind intelligent genug, die richtige Schlussfolgerung zu treffen.“
„Ich wurde von einem Botschafter zum Abendessen eingeladen Sir. Botschafter Demir forderte, dass ich solche Einladungen annehme.“
„Aber nicht in solchen Zeiten Miss Ina. Nicht während wir solche Gespräche mit ihnen führen. Nicht“, er verstummte aber Ina führte seine Worte zu Ende: „Nicht in meiner Position. – Ich soll da sitzen, schweigen, zuhören und zusehen wie mein Leben Stück für Stück zerfällt und es einfach akzeptieren, ohne mir Gedanken um meine Zukunft zu machen. – Würden sie das tun, wären sie in meiner Situation?“ Er würde es nicht so offensichtlich machen. „Ich muss sie das jetzt fragen Miss Ina und es tut mir leid. – Beabsichtigen sie ernsthaft zu den Tuma überzulaufen?“ Sie legte ihren Kopf auf die Seite und sah ihn lange an. Zu lange! Diese Frage hätte sie ihm viel schneller beantworten müssen. Noch vor zwei Tagen hatte sie ihm gesagt, dass ihr klar wäre, dass sie das nicht tun konnte. Aber jetzt – Bei Quendresa! „Miss Ina – Es tut mir leid. Aber unter diesen Umständen fürchte ich, dass sie an den weiteren Gesprächen nicht teilnehmen sollten. – Zumindest bis wir in Ruhe über das alles sprechen konnten.“
„Sie misstrauen mir?“ Er konnte ihr kaum noch in die Augen sehen, so sehr schmerzte es ihn, dass
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