Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Strunk
Vom Netzwerk:
bemerken schien, was um ihn herum vorging, schaffte er es irgendwie, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Als sie den Pass erreichten, blieb Ishira stehen. Zur anderen Seite öffnete sich der Blick auf weitere Berge, deren Gipfel in Wolken gehüllt waren. Auf dem gegenüberliegenden Berghang entdeckte sie eine kleine Ansiedlung. Das musste ihr Ziel sein. Ihr sank der Mut. Selbst wenn Kiresh Yaren nicht verletzt gewesen wäre, hätten sie Aiboshi zu Fuß heute nicht mehr erreichen können. Sie kaute auf ihrer Unterlippe und blickte sich ohne große Hoffnung um. Der Pass war noch ungeschützter als der Rest der Straße. Außer ein paar Kaori-Fichten und einigen Felshaufen gab es nichts, dass ihnen als Unterstand hätte dienen können. Zwar war es nicht sehr wahrscheinlich, dass sie von einem weiteren Amanori attackiert werden würden, aber sie konnten die Nacht nicht im strömenden Regen verbringen. Sie musste wenigstens für ihren Begleiter einen halbwegs trockenen Platz finden. Seine fahle Haut und eiskalten Hände verrieten ihr, dass er mit seiner Kraft am Ende war. Jeden Augenblick konnte er erneut das Bewusstsein verlieren. Doch noch immer hielt er sein Kesh umklammert, wenn es auch mit der Spitze im Schlamm schleifte.
    Vor ihnen beschrieb der Pfad eine enge Kurve und verschwand hinter dem Bergkamm. Auf einmal hörte Ishira Hufgetrappel. Ihr Herz machte einen Satz. Kamen etwa die Pferde zurück? Als kurz darauf Bokan auftauchte, Lesha auf den Fersen, konnte sie ihr Glück kaum fassen. Leise rief sie nach den Tieren. Lesha spitzte die Ohren und kam vorsichtig näher. Nach kurzem Zögern folgte auch der Hengst, doch kaum stieg ihm Ishiras Witterung in die Nüstern, scheute er und wich wieder ein paar Schritte zurück. Auch Lesha blieb stehen. Nein, bitte, dachte Ishira verzweifelt, tut mir das nicht an! Nicht ausgerechnet jetzt!
    Wieder rief sie leise nach Lesha. Als die Stute sich in Bewegung setzte, hielt Ishira vor Spannung den Atem an. Endlich stand Lesha vor ihr und stupste sie mit dem Maul an. Ishira ließ Kiresh Yarens Arm los und streichelte liebevoll ihre Nüstern. Sie hätte vor Erleichterung und Dankbarkeit weinen können. »Gutes Mädchen«, murmelte sie. Die Stute schnaubte leise.
    Ishira rüttelte ihren Begleiter sacht an der Schulter. Seine Augen waren halb geschlossen und sie musste ihn dreimal ansprechen, bevor er reagierte. Mit Müh und Not gelang es ihm, sich mit ihrer Hilfe in Leshas Sattel zu hieven, wo er schwach in sich zusammensank. Einen Moment lang war Ishira versucht, hinter ihm aufzusteigen, doch dann griff sie nach den Zügeln und führte ihre Stute neben sich her. Ein Blick zurück zeigte ihr, dass Bokan ihnen folgte.

    * * *

    Als Yaren erwachte, fühlte er sich benommen und orientierungslos. Er hatte das Gefühl, jemand hätte ihm einen Knüppel über den Schädel gezogen. Um seine Stirn lag etwas Kühles. Seine Hand ertastete feuchten Stoff. Wo war er? Vage erinnerte er sich daran, dass er gestürzt war, als er versucht hatte, der Zeder auszuweichen. Als nächstes hatte er gesehen, wie die Sklavin mit seinem Kesh in der Hand vor dem Drachen stand. Er zog die Brauen zusammen. Hatte das Mädchen allen Ernstes versucht, den Amanori zu befreien? Zumindest hatte er nicht den Eindruck gehabt, dass sie das Ungeheuer töten wollte. Das hatte er erledigt. Doch was war danach geschehen?
    Er richtete sich ein wenig auf. Sofort wurde ihm schwindelig. Der kühlende Stoff, der sich als ein zusammengefaltetes Hemd herausstellte, kam ins Rutschen und fiel herunter. Er legte eine Hand auf seinen schmerzenden Hinterkopf und fühlte die dicke Schwellung an der Seite. Mit sparsamen Bewegungen blickte er sich um. Er befand sich in einer kleinen Höhle. Etwa ein Dutzend Schritte entfernt zeichnete sich schemenhaft der Eingang ab. Draußen war es dunkel. Er musste mehrere Stunden lang besinnungslos gewesen sein. Die Luft war erfüllt vom Rauch eines kleinen Feuers zu seiner Linken. Es musste einigen Geschicks bedurft haben, die nassen Zweige zum Brennen zu bringen. Einer der Äste knackte und sprühte einen Funkenregen in die Luft, als sich ein Harztropfen entzündete. Auf der anderen Seite des Feuers kauerte die Sklavin. Sie hatte den Kopf auf ihre um die Knie geschlungenen Arme gelegt. Ihr Gesicht wurde halb von ihrem Haar verborgen, das über ihre Hände floss wie ein schwarzer Wasserfall. Sie schien eingenickt zu sein. Angestrengt runzelte Yaren die Stirn. Wie waren sie hierhergekommen?
    Neben dem

Weitere Kostenlose Bücher