Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Strunk
Vom Netzwerk:
konnte ebenso gut mitten in der Nacht sein. Ihre Hand tastete nach der Abdeckung der Kristalllampe. Mildes Licht hüllte sie ein und verbannte die Schatten. Ein weiterer Schrei durchschnitt die Stille – heiser, verzweifelt. Er kam eindeutig von nebenan. Kiresh Yaren musste wieder einen seiner Alpträume haben. Ishira seufzte unwillig, rollte sich auf den Bauch und presste sich das Kissen auf den Kopf. Sie wollte nichts davon hören, wie er mit den Dämonen seiner Vergangenheit rang.
    Als der nächste Schrei durchs Haus gellte, kämpfte sie sich widerstrebend aus dem Bett. Wenn das so weiterging, würde der Kiresh noch die gesamte Herberge aus dem Schlaf reißen. Seufzend streifte sie sich ihr Mihiri über und lief auf den Flur. Sie klopfte laut an die Tür ihres Begleiters. »Kiresh Yaren, Deiro!«
    Keine Antwort. Seine Alpträume hielten ihn fest umklammert.
    Aus dem Zimmer gegenüber streckte ein älterer Gohari seinen Kopf heraus. »Was ist los? Wer schreit da so?« fragte er ängstlich.
    »Kein Grund zur Sorge, Deiro«, beruhigte Ishira ihn rasch. »Mein… Begleiter leidet nur unter Alpträumen.«
    »Ach.« Das klang jetzt eindeutig unwirsch. »Dann sieh besser zu, dass du ihn wachkriegst! Bei dem Lärm kann ja kein Mensch schlafen!« Der Kopf verschwand.
    Ishira hob erneut die Hand, um an die Tür zu klopfen – und ließ sie wieder sinken. Was tat sie eigentlich hier? Es war nicht ihr Problem, ob die anderen Gäste schlafen konnten. Sie war nicht für den Kiresh verantwortlich. Und sie konnte ihm auch nicht helfen.
    Gerade als sie sich abwandte, um zurück ins Bett zu gehen, drangen aus seinem Zimmer Laute, als würde er wild um sich schlagen. Kurz darauf ein dumpfer Aufprall und ein Stöhnen. Ishira blieb stehen, gegen ihren Willen beunruhigt. War Kiresh Yaren aus dem Bett gefallen? Er würde sich doch nicht verletzt haben? Immerhin hatte er sich gerade erst von seinem letzten Sturz erholt.
    Sie wünschte ihn und seine Alpträume in die neunte Hölle – und sich selbst dazu, weil sie seine Schlaflosigkeit nicht einfach ignorieren konnte. Missmutig lief sie nach unten, um den Wirt um einen zweiten Zimmerschlüssel zu bitten, obwohl sie sich damit nur Scherereien einhandeln würde. Wahrscheinlich machte sie sich völlig grundlos Sorgen.
    Der Besitzer der Herberge wohnte mit seiner Familie gleich neben der Gaststube. Ishira klopfte mehrmals. »Bitte, macht auf, Deiro!« rief sie verhalten. »Ich brauche Eure Hilfe!«
    Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete der Wirt verschlafen die Tür. »Was willst du?« schnarrte er unfreundlich.
    »Ich muss in Kiresh Yarens Zimmer. Irgendetwas stimmt nicht, aber ich bekomme ihn nicht wach.« Wie um ihre Worte zu bestätigen, drang gedämpft ein weiterer Schrei zu ihnen nach unten.
    Die Augen des Wirts schossen unwillkürlich zur Decke. »Ist er krank?«
    »Nicht direkt, aber es geht ihm nicht gut.«
    Der Wirt schimpfte unverständlich vor sich hin und verschwand. Ein paar Augenblicke später drückte er ihr einen Schlüssel in die Hand. »Behalte ihn bis morgen früh«, blaffte er. »Ich will nicht noch einmal gestört werden. Und sorge dafür, dass dein Herr nicht das ganze Haus aufweckt.«
    Ishira verneigte sich hastig. »Es tut mir leid, dass ich Euch belästigt habe, Deiro.«
    Sie rannte zurück nach oben und schloss die Tür zu Kiresh Yarens Zimmer auf. Im Licht der Kristalllampe, die einen Spalt offenstand, bot sich ihr ein Bild des Chaos. Ihr Begleiter lag in verdrehter Haltung vor dem Bett. Er sah aus, als hätte er einen Kampf mit der Bettdecke ausgefochten, die völlig zerknittert halb unter ihm begraben war. Seine Haare breiteten sich wirr um seinen Kopf aus und verdeckten einen Teil seines Gesichts. Auf seiner nackten Brust glänzte Schweiß. Rastlos wälzte er sich hin und her und stöhnte dabei leise.
    Eilig schloss Ishira die Tür. »Kiresh Yaren!« Sie beugte sich über ihn und rüttelte ihn an der Schulter. »Kiresh Yaren, Deiro, wacht auf!«
    Er reagierte nicht. Erst jetzt sah Ishira den leeren Weinkrug, der umgestürzt neben seinem Bett lag. Gütige Ahnen, dachte sie bestürzt, wenn er den ganzen Mishuo allein getrunken hat, bekomme ich ihn niemals wach! Sie schüttelte ihn erneut. »Kiresh Yaren! Wacht auf!«
    Unvermittelt schoss er hoch. Seine weit aufgerissenen Augen waren blutunterlaufen. Vor Schreck ließ Ishira ihn los, doch er schien ihre Anwesenheit gar nicht zur Kenntnis zu nehmen. »Larika! Ihr Götter, nein…bitte! NEIN!«
    Er stieß die

Weitere Kostenlose Bücher