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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Strunk
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Worte hervor, als würde sein Inneres zerreißen. Auf seinem Gesicht glitzerten Tränen. Stöhnend vergrub er den Kopf in den Händen und krallte die Finger in seine Haare. Seine Schultern bebten vor unterdrücktem Schluchzen. Er sah so verloren aus wie ein Kind, das mitten in der Nacht aufwachte und feststellen musste, dass es mutterseelenallein im Haus war.
    Erschüttert sank Ishira neben ihm zu Boden und streckte eine Hand nach seiner Schulter aus. Sie erwartete halb, dass er sie anfahren und aus dem Zimmer werfen würde, aber vollkommen unerwartet drehte er sich auf ihre Berührung hin zu ihr um und legte den Kopf an ihre Schulter. »Larika«, murmelte er gepeinigt.
    Sie spürte seinen warmen Atem an ihrem Hals. Er roch nach Alkohol. Hielt er sie etwa für Rondars Tochter? Er konnte unmöglich vollkommen wach sein! Sie saß einen Augenblick wie versteinert, unsicher, wie sie reagieren sollte. Bestimmt würde er zornig werden, wenn er seinen Irrtum bemerkte, aber durfte sie ihn in dieser Verfassung einfach sich selbst überlassen? Zögernd nahm sie ihn in den Arm, wie sie es bei ihrem Bruder oder Kanhiro getan hätte, und zog ihn an sich. »Sch«, flüsterte sie. »Es ist alles gut. Es war nur ein Traum.«
    Sie erstarrte erneut, als er mit seinen sehnigen Fingern ihre Taille umfasste und sein Gesicht in ihre Halsbeuge presste. »Es tut mir so leid«, flüsterte er erstickt. »Es ist alles meine Schuld. Ich weiß, dass ich nie wiedergutmachen kann, was ich getan habe, aber –« Er schluchzte auf. »Vergib mir, Larika!«
    Die Verzweiflung in seiner Stimme schnitt Ishira ins Herz. »Ich bin sicher, das hat sie längst«, sagte sie leise. »Bestimmt hat Larika Euch verziehen.«
    Die Zeit schien still zu stehen. Die einzigen Geräusche im Raum waren Kiresh Yarens abgehacktes Weinen und das Knarren einer Diele, als Ishira sich bewegte. Obwohl sie sich eine Närrin schalt, konnte sie nicht anders, als ihrem Begleiter tröstend über den Rücken zu streichen.
    Unter ihren Fingern fühlte sie die wulstigen Narben, die ihr schon in der Höhle in den Bergen aufgefallen waren. Das gezackte, verblasste Gewebe, das sich wie Leder anfühlte, zog sich von seinem rechten Schulterblatt bis beinahe zur Taille. Die Male ähnelten Kanhiros, doch mit Sicherheit waren die Wunden des Kiresh nicht von einer Peitsche gerissen worden. Wahrscheinlich stammten die Narben aus einem seiner Kämpfe gegen die Amanori. Vielleicht sogar aus dem Kampf hier in Hakkon. Es musste eine furchtbare Verletzung gewesen sein und es grenzte an ein Wunder, dass er sie überlebt hatte. Doch auch wenn sein Körper geheilt war, ließ sich von seiner Seele kaum dasselbe sagen.
    Ishira fühlte sich schuldig, dass sie ein Geständnis gehört hatte, das nicht für ihre Ohren bestimmt gewesen war. Doch wider Willen war ihre Neugier geweckt. Was glaubte Kiresh Yaren nicht wiedergutmachen zu können? Was war damals in Hakkon vorgefallen? Hatte er sich kurz vor dem Angriff mit Larika gestritten? Oder fühlte er sich in irgendeiner Weise für ihren Tod verantwortlich? Steckte hinter seiner besessenen Jagd auf die Amanori mehr als das Verlangen nach Rache? Wollte er dadurch eine Schuld sühnen?
    Endlich verebbten die Schluchzer des Kiresh. Sein Kopf sank gegen ihre Brust. Offenbar war er wieder eingeschlafen. Höchste Zeit, die Höhle des Drachen zu verlassen…
    Sie wollte seine Finger lösen, doch er umklammerte ihre Taille mit erstaunlicher Kraft. Je mehr sie versuchte, sich zu befreien, desto fester wurde sein Griff. Er murmelte protestierend und grub seine andere Hand in ihr offenes Haar. Ishiras Herz schlug heftig gegen ihren Brustkorb. Da hatte sie sich in eine schön verzwickte Lage gebracht.
    Um sich von der Vorstellung abzulenken, wie Kiresh Yaren reagieren würde, wenn er sich beim Aufwachen in ihren Armen wiederfand, vertiefte sie sich in die Betrachtung seines Gesichts, das kaum mehr als eine Handbreit von ihrem eigenen entfernt war. Seine Wimpern bildeten zwei dunkle Bögen, die winzige Schatten auf seine Wangenknochen warfen. Im rechten Augenwinkel hing noch eine Träne. Sein Mund war leicht geöffnet und in seltener Weise entspannt, während sein Oberkörper sich kaum merklich im Rhythmus seiner leisen, regelmäßigen Atemzüge bewegte.
    Unerwartet strömte Wärme durch Ishiras Adern und in ihren Eingeweiden machte sich ein merkwürdiges Ziehen bemerkbar. Sie zuckte zurück. Es war ein Fehler gewesen, nicht sofort zu gehen!
    In dem neuerlichen Bestreben,

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