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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Strunk
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ihm lag, als wollte das Wetter ihn verhöhnen. Hakkon. Der Ort, an dem sein Leben begraben lag. Er hatte sich geschworen, niemals wieder einen Fuß dorthin zu setzen, doch seine neue Aufgabe ließ ihm keine Wahl. Er fuhr sich über die Augen. Die ganzen letzten Tage hatte er sich vor diesem Moment gefürchtet.
    »Fühlt Ihr Euch nicht wohl, Deiro?« fragte die Sklavin, die ihre Stute neben ihm zum Halten gebracht hatte, besorgt.
    Er straffte die Schultern, verärgert, dass er sich hatte gehen lassen. »Es ist nichts«, entgegnete er schroff. Er stieß Bokan die Hacken in die Flanken und lenkte ihn auf den Weg, der von der Hauptstraße ins Tal führte. Das Mädchen folgte ihm schweigend.
    Nachdem sie sich in der kleinsten der drei Herbergen einquartiert hatten, schickte Yaren die Sklavin auf ihr Zimmer. Er wollte sich seinen Erinnerungen allein stellen. Mit erzwungener Ruhe schlenderte er durch das Fort. Hakkon war die größte Bergwerkssiedlung auf Inagi und das Lager der Kireshi beinahe selbst ein kleiner Ort. Es gab mehrere Geschäfte, Garküchen und sogar ein Bordell. Yaren konnte sich nicht erinnern, ob dieses Etablissement bereits zu seiner Ausbildungszeit existiert hatte. Er war zu jung gewesen, um sich dafür zu interessieren, und später hatte er für kein anderes Mädchen außer Larika Augen gehabt. War es nicht bittere Ironie, dass mit diesem Ort sowohl die schönsten als auch die entsetzlichsten Erinnerungen seines Lebens verknüpft waren?
    Es war buchstäblich ein halbes Leben her, dass es seine Familie nach Hakkon verschlagen hatte. Sein Vater hatte sich hier als Lagerkommandant beworben und war mit seiner Frau und den drei Kindern hergezogen, als Yaren gerade zwölf geworden war. Ebon bel Helerash hatte sich vom Festland nach Inagi versetzen lassen, weil er gehört hatte, dass es auf der Insel einfacher war, Karriere zu machen. Zwar entstammte er einer der angesehensten Adelsfamilien Gohars, doch die Familie war weit verzweigt und er war lediglich der dritte Sohn einer Seitenlinie. Seine einzige Aussicht auf Ruhm und einen Titel hatte in einer militärischen Laufbahn gelegen. Yarens Mutter und seine beiden Schwestern hatten sich heftig gegen die Entscheidung seines Vaters gesträubt. Sie hatten die Insel von Anfang an gehasst und sich stets nach ihrem alten Leben in Gohar zurückgesehnt. Auch Yaren hatte sich hier zunächst nicht besonders wohl gefühlt. Er hatte seine Freunde vermisst und alles um ihn herum war fremd und ungewohnt gewesen. Die schlichte Unterkunft, das Leben im Fort, der viele Regen, die schneelosen Winter.
    Und die Drachen. Die Geschichten, die die Kireshi erzählten, hatten ihm Angst gemacht und ihn zugleich fasziniert. In seiner kindlichen Naivität hatte er sich ausgemalt, wie er einmal selbst heroisch gegen diese Ungeheuer kämpfen würde. Schon in Gohar war dem Schwertmeister seiner Familie sein Talent im Umgang mit dem Kesh aufgefallen. In Hakkon schickte sein Vater ihn bei dem ansässigen Meister in die Lehre. Er wollte, dass Yaren weiterhin die beste Ausbildung erhielt, und Rondar Selan genoss einen hervorragenden Ruf. Außer ihm selbst bildete Rondar zu dieser Zeit noch sieben weitere Jungen aus. Einer davon war sein eigener Sohn Peron, der genauso alt war wie Yaren. Sie hatten sich von Anfang an verstanden und rasch Freundschaft geschlossen. Bei einem seiner Besuche in Rondars Haus hatte Yaren schließlich Perons zwei Jahre jüngere Schwester Larika kennen gelernt.
    Unbewusst hatte es ihn zum Trainingsplatz gezogen. Um diese Zeit waren nur wenige Kireshi da. Yaren lehnte sich gegen die Absperrung und blickte gedankenverloren auf den von unzähligen Füßen aufgewühlten Boden. Wie viele Stunden hatte er dort trainiert in dem Bestreben, einmal ein ebenso großartiger Krieger zu werden wie sein Vater und Rondar. Oft hatte Larika ihm und Peron beim Kämpfen zugesehen, wenn ihre Zeit es erlaubte. Sie hatten sich dann jedes Mal besonders ins Zeug gelegt, weil keiner von ihnen beiden vor ihr als Verlierer dastehen wollte. Rondars Tochter war ganz anders gewesen als seine beiden Schwestern, die ihren Fuß niemals auch nur in die Nähe des Übungsplatzes gesetzt hätten. Trotz ihrer zierlichen Figur war sie lebhaft gewesen wie ein Junge, dabei aber sanft und mitfühlend. Je älter Yaren wurde, desto stärker hatte er sich zu ihr hingezogen gefühlt und Larika hatte seine Gefühle erwidert.
    Mit vierzehn hatte er den ersten Angriff der Amanori miterlebt. Er hatte seinen Vater

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