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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Strunk
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Jungen wurden schwächer. Seine Fäuste sanken hilflos herab und er ließ seine Stirn gegen Kanhiros Brust sinken. »Was wird dieser Kerl mit ihr machen?« schniefte er kläglich. »Er wird sie doch nicht… auspeitschen?« Das letzte Wort wollte kaum über seine Lippen kommen.
    Kanhiros Kehle wurde eng. Sein Mund fühlte sich auf einmal an wie ausgedorrt. Er fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Ich weiß es nicht«, sagte er rau.
    Der Kettenhund des Hemak hatte alles andere als den Eindruck eines verständnisvollen Charakters erweckt, doch Kanhiro versuchte sich damit zu beruhigen, dass der Gohari nicht wusste, worüber sie gesprochen hatten, und dass er die Karte nicht gesehen hatte. Er musste denken, Ishira hätte lediglich ihre Familie wiedertreffen wollen. Wenn er auch nur einen Funken Menschlichkeit besaß…
    Bitte, ihr Götter! flehte Kanhiro lautlos. Lasst nicht zu, dass dieser Mann sie auspeitscht! Alles, nur das nicht. Nicht dieser grauenvolle Schmerz.

    * * *

    Harten Schrittes durchquerte Yaren das dunkle Dorf und zog die Sklavin rücksichtslos neben sich her. Er war wütend, dass sie die Anordnung des Hemak dermaßen dreist missachtet hatte. Und er war wütend auf sich selbst, weil er sie unterschätzt hatte. Er hatte geglaubt, allen Problemen aus dem Weg zu gehen, indem er sichergestellt hatte, dass sie ihren Brüdern nicht über den Weg liefen. Aber wie es aussah, hatte er die Situation falsch eingeschätzt. Ihre Bindung zu den beiden Inagiri – offenbar ihre einzigen Angehörigen – war so stark, dass sie vermutlich jede Gefahr in Kauf genommen hätte, um sich mit ihnen zu treffen. Hätte er mit einer solchen Verzweiflungstat auch nur im Entferntesten gerechnet, hätte er das Mädchen in ihrem Zimmer eingesperrt und den Schlüssel eingesteckt.
    Erst als seine Schutzbefohlene ein schmerzvolles Keuchen von sich gab, merkte Yaren, dass er ihr Handgelenk umklammert hielt, als wollte er ihr die Knochen brechen. Er lockerte seinen Griff ein klein wenig. Es war wirklich kaum zu begreifen, wie sie auf solch eine törichte Idee hatte kommen können. Noch weniger wollte ihm allerdings in den Kopf, wie sie es bewerkstelligt hatte, das Fort unentdeckt zu verlassen. Dafür war mehr als Glück nötig gewesen. Nur hatte sie dadurch ihn und sich selbst in eine äußerst unangenehme Situation gebracht. Um sich seitens anderer Gohari nicht den Vorwurf gefallen lassen zu müssen, ihr gegenüber nicht hart genug durchzugreifen, würde er das Mädchen bestrafen müssen. Und Worte würden in diesem Fall nicht ausreichen. Ob es ihm gefiel oder nicht: er würde körperliche Züchtigung anwenden müssen. Tat er es nicht, würde der Kouran des Forts oder irgendjemand anders den Hemak davon unterrichten und dieser würde ihn vermutlich als unzuverlässig und untauglich für seine Aufgabe einstufen und durch einen anderen Kiresh ersetzen.
    Sie passierten das Tor der Siedlung. Der Gardist zu seiner Linken feixte. »Habt Ihr Euer Mädchen wieder eingefangen, Kojor? Ist Euch ganz schön auf der Nase herumgetanzt, was?«
    Yaren ignorierte ihn. Solche Sprüche würde er sich wohl in nächster Zeit noch öfter anhören müssen. »Du weißt, welche Strafe auf deinen Ungehorsam steht?« fragte er die Sklavin, während sie auf das Fort zuhielten. Das Mädchen schluckte und nickte stumm.
    Vor ihnen tauchte das Lagertor auf. Die beiden Wachen grinsten genüsslich. Yaren stieß verdrossen die Luft aus und bereitete sich auf weitere süffisante Kommentare vor. Offensichtlich betrachteten die Männer das Ganze als willkommene Abwechslung zu ihrem täglichen Einerlei.
    »Wie ich sehe, war Eure Jagd erfolgreich, Kojor«, empfing ihn der erste. »Juckt es Euch nicht schon in den Fingern, Eurem Mädchen Manieren beizubringen?«
    »Lasst sie ordentlich die Peitsche spüren«, fügte der andere hinzu. »Zeigt ihr, wer der Herr ist!«
    Yaren verzog gereizt den Mund. Die Sklavin hatte es wirklich geschafft, ihn zum Gespött zu machen! Ohne die Wachen einer Antwort zu würdigen, zerrte er das Mädchen weiter. Erst als sie die Ställe erreichten, blieb er stehen. »Warte hier!« befahl er ihr. »Und wage es ja nicht, dich vom Fleck zu rühren! Hast du mich verstanden?«
    Sie blieb stocksteif stehen. »Ja, Deiro.« Ihre Stimme klang gepresst, als sei sie außer Atem.
    Yaren betrat den Stall. Er wusste, dass er nicht umhin kam, das Mädchen auszupeitschen. Da er keine Peitsche besaß und nicht die Absicht hatte zu warten, bis die

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