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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Strunk
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Sperrstunde?
    »… entschieden, ob du dich dem Feldzug anschließt?« wehte ein Gesprächsfetzen zu ihm herüber. Unwillkürlich verharrte er, obwohl er eigentlich einen Schritt hätte zulegen müssen, um das Tor rechtzeitig zu erreichen. Was hatte der Gohari gerade gesagt?
    »Darauf kannst du wetten!« kam die prompte Antwort. Die Kireshi sprachen so laut, dass Kanhiro sie ohne Anstrengung verstand. Offenbar hatten sie ihn noch nicht bemerkt, wenn sie sich so sorglos unterhielten. »Ich warte schon lange darauf, es den verfluchten Drachen zu zeigen.«
    Hatte er richtig verstanden? Die Gohari wollten die Amanori angreifen? Langsam ging Kanhiro weiter und bemühte sich dabei, kein lautes Geräusch zu verursachen. Glücklicherweise war der Weg an dieser Stelle unbeleuchtet, so dass er die Wachen vielleicht noch einen Augenblick länger belauschen konnte.
    »Du nimmst mir die Worte aus dem Mund«, stimmte der erste Wächter seinem Kameraden zu. »Ich glaube, von uns würden sich viele gern dem Feldzug anschließen. Mehr, als der Marenash angefordert hat.« Er lachte auf. »Vielleicht müssen wir noch würfeln, wer gehen darf und wer hier bleiben muss.«
    Der andere Kiresh schnaubte. »Ist mir egal: in drei Monden bin ich hier weg. Mein Kesh dürstet es nach einem ordentlichen Kampf.«
    Kanhiro nahm seinen normalen Schritt wieder auf, um kein Misstrauen zu erregen. Er hatte genug erfahren, auch wenn er so viel Glück kaum fassen konnte. Ein Feldzug ins Landesinnere, das bedeutete weniger Kireshi in den Forts. Weniger Gegner, die es zu besiegen galt. Möglicherweise sollten diese neuen Waffen, die die Eroberer herbringen wollten, sogar vorrangig dazu dienen, die verminderte Besetzung des Lagers auszugleichen.
    Drei Monde… Er gab dem Lederbeutel an seinem Gürtel einen spielerischen Stoß. Wenn das kein Fingerzeig des Schicksals war.

    * * *

    Ishira erwachte davon, dass ihre Zähne vor Kälte aufeinanderschlugen. Ihre Schlafdecke fühlte sich klamm an, als wäre sie über Nacht feucht geworden. Dichte Nebelschwaden waberten über die Lichtung und hingen wie Gespenster in den kahlen Zweigen. Das Lagerfeuer war weit heruntergebrannt und gab kaum noch Wärme ab. Ihr Atem blieb als kleines weißes Wölkchen vor ihrem Gesicht stehen. Sie setzte sich auf und schlang die Arme um ihren Oberkörper, um das Zittern zu unterdrücken, aber es half nicht viel. Die feuchte Kälte kroch an ihr hoch wie ein lebendiges Wesen und drang selbst durch Schlafdecke und Mihiri hindurch auf sie ein.
    »Hier.« Über die schwelenden Äste hinweg warf Kiresh Yaren ihr seine eigene Decke zu.
    Überrascht fing Ishira sie auf. In dem dicken Stoff hing noch ein Rest seiner Körperwärme. »Danke, Deiro«, murmelte sie verlegen, während sie gegen das aufwallende Unbehagen ankämpfte. Es wäre ihr lieber gewesen, wenn er sie wie früher ignoriert hätte. Schon bald würde er sie ohnehin hassen.
    Sie hatte ihre Wahl getroffen. Auch wenn sie sich dem Feldzug nicht entziehen konnte, würde sie sich von den Gohari nicht zum Werkzeug machen lassen. Niemand konnte ihr vorschreiben, wem ihre Loyalität zu gelten hatte. Auch nicht der Marenash.
    Kiresh Yaren machte sich daran, mit einem langen Ast das Feuer wieder in Gang zu bringen. Seine Bewegungen waren steif, als setzte das Wetter seinen Narben zu. Mit ihrer Entscheidung, sich der Anordnung des Statthalters zu widersetzen, würde sie sich ihren Begleiter zum Feind machen, ob sie wollte oder nicht. Als Gohari stand er zwangsläufig auf der Gegenseite. Daran ließ sich nichts ändern. Es gab keinen Grund, deswegen ein schlechtes Gewissen zu haben.
    Wieso schmerzte sie der Gedanke trotzdem?
    Auf einmal ertrug sie die wohlige Wärme seiner Decke nicht länger. Obwohl ihre Zähne noch immer klapperten, streifte sie die beiden Decken ab und wickelte sich stattdessen in ihren Umhang. Dabei blieb ihr Blick an einem der hohen Berge hängen, die man von ihrem Lagerplatz aus sehen konnte. Die Wolkendecke war ein Stück aufgerissen und gab die Sicht auf den Gipfel frei, der bis zur Baumgrenze mit etwas Weißem überzogen war. Ishira blinzelte ungläubig. Hanari? Um diese Jahreszeit?
    Als sie sich zum Feuer umdrehte, entdeckte sie, dass der Kiresh den Gipfel gleichfalls mit zusammengekniffenen Augen musterte. Sein Gesichtsausdruck wirkte selbst für seine Verhältnisse ernst. »Also hat es bereits begonnen«, murmelte er düster.
    »Was hat begonnen, Deiro?« fragte Ishira alarmiert.
    Er fuhr herum, als hätte sie

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