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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Strunk
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nach.

    * * *

    Gegen Abend ließ Kiresh Yaren an einer Quelle rasten, die glucksend aus dem felsigen Untergrund sprudelte. Nachdem sie die Pferde abgesattelt hatten, entfernte er sich ein Stück vom Lager, um Brennholz zu sammeln. Ishira bereitete in der Zwischenzeit das Abendessen vor. Während sie das Gemüse schnitt, musste sie die ganze Zeit daran denken, was sie heute Morgen beim Aufbruch aus dem Fort erfahren hatte: Im Frühling wollten die Gohari gegen die Amanori ziehen.
    Sie hatte es kaum glauben wollen, als der Stallbursche Kiresh Yaren davon erzählt hatte. Dabei hatte der Junge die ganze Zeit über aufgeregt auf den Zehen gewippt, als könne er es kaum erwarten, dass die Armee ausrückte. Anschließend war ihr Begleiter mit kaum verhohlener Ungeduld zum Haus des Kouran geritten, vor dem sich bereits eine ganze Traube Kireshi versammelt hatte, die sich die Hälse nach einem Aushang verrenkten, in dem es offensichtlich um besagten Feldzug ging. Kiresh Yaren hatte die Gohari vor ihm kurzerhand aus dem Weg geschoben, ohne sich um deren lautstarke Proteste zu scheren. Nachdem er den Aushang gelesen hatte, war er im Haus des Kommandanten verschwunden, um ihre Abreise bekannt zu geben. Er war länger geblieben als üblich. Wahrscheinlich hatte er mit dem Kouran die Neuigkeit diskutiert. Unwillkürlich hatte Ishira sich gefragt, ob sie schon bald wieder mit einem neuen Begleiter auskommen müsste. Falls Kiresh Yarens Verlangen nach Rache sein Pflichtgefühl überwog, würde er sich diese Gelegenheit, Jagd auf die Amanori zu machen, kaum entgehen lassen.
    Im ersten Moment hatte sie frohlockt, dass die Gohari es nach ihrer damaligen verheerenden Niederlage noch einmal wagten, die Amanori anzugreifen. Was konnte den Inagiri Besseres passieren, als dass ihre Feinde einander den Garaus machten? Solange Gohari und Drachen im Inselinnern beschäftigt waren, konnten weder die einen noch die anderen den Rebellen gefährlich werden.
    Doch dann waren ihr Telan Rohins Sprengrohre in den Sinn gekommen. Sie wusste nur zu gut, was die Geschosse anrichten konnten, war mit eigenen Augen Zeugin gewesen, wie die Amanori einer nach dem anderen vom Himmel gestürzt waren. Erneut sah sie das Grauen des Kampfes vor sich, die Blutlachen, die Toten und Verwundeten und sie schämte sich dafür, bei dem Gedanken, dass Drachen und Menschen einander abschlachteten, Freude empfunden zu haben.
    Der Scham folgten die Schuldgefühle. Durfte sie ihre Visionen jetzt noch verschweigen? Würde nicht an ihren eigenen Händen Blut kleben, wenn sie den Dingen einfach ihren Lauf ließ, ohne auch nur den Versuch zu unternehmen, eine Verständigung zwischen Menschen und Amanori herbeizuführen und diesen Krieg zu verhindern?
    Es überraschte Ishira selbst, wie schwer diese Frage auf ihrer Seele lastete, aber es gelang ihr nicht, sie abschütteln. Die Trennung zwischen Freund und Feind war verwischt und unscharf geworden wie die Silhouetten der Bäume im Abenddunst und sie konnte keiner Seite den Sieg wünschen, ohne zugleich daran zu denken, was aus den Unterliegenden wurde. Die Gohari würden nicht ruhen, ehe sie nicht auch den letzten Amanori getötet hätten, und umgekehrt galt vermutlich dasselbe für die Drachen.
    Kiresh Yaren kehrte zurück. Abgelenkt beobachtete Ishira, wie er in die Hocke ging und einen Armvoll Äste sternförmig übereinander schichtete. Hatte sie nicht bereits Blutvergießen in Kauf genommen, als sie sich bereit erklärt hatte, Kanhiro zu helfen? Auch die Rebellion würde auf beiden Seiten Opfer fordern. Doch dieser Kampf war unausweichlich, weil die Gohari die Inagiri niemals freiwillig aus der Sklaverei entlassen würden.
    War der Kampf gegen die Amanori ebenso unvermeidlich? Konnte letztlich nur eine der beiden Spezies auf Inagi leben? Wenn sie doch nur herausfinden könnte, was die Drachen gegen die Menschen aufgebracht hatte! Aber war es dafür nicht längst zu spät? Könnte sie das Rad jetzt überhaupt noch anhalten?
    Ihr Begleiter hatte Feuerstein und Zunder zur Hand genommen, doch plötzlich verharrte er. »Warum siehst du mich so an?« fragte er irritiert. »Hast du etwas auf dem Herzen?«
    Unschlüssig grub Ishira die Zähne in ihre Unterlippe. Sollte sie ihm endlich alles erzählen? Oder würde sie die Dinge dadurch nur noch verschlimmern? Warum musste ausgerechnet er die Amanori so sehr hassen? Warum konnte er nicht wie Rondar sein? Bei ihm hätte sie nicht gezögert. »Ich… habe an den Feldzug gedacht«, wich

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