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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Strunk
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ihn bei etwas Verbotenem ertappt. Offenbar war ihm nicht bewusst gewesen, dass er laut gedacht hatte. »Nichts«, wiegelte er ab. »Es ist nicht wichtig.«
    Seine abwehrende Reaktion beunruhigte sie nur noch mehr. Wenn es nicht wichtig war, wieso war er dann so nervös? »Ungewöhnlich, dass dort oben jetzt Hanari blühen, meint Ihr nicht?« sagte sie betont beiläufig, ohne ihn dabei aus den Augen zu lassen.
    Sein Kinn spannte sich. »Das sind keine Blumen«, gab er unwirsch zurück. »Das ist Schnee.«
    »Schnee?« wiederholte Ishira erstaunt. Sie erinnerte sich daran, wie Rondar ihr in Inuyara erzählt hatte, dass es in einigen Teilen Gohars jeden Winter schneien würde. So sah Schnee also aus. Doch warum hatte sie bisher noch nie welchen gesehen? Und was gefiel Kiresh Yaren daran nicht? »Schneit es hier sonst nicht?« riet sie ins Blaue hinein.
    Er warf den Ast mit einer so heftigen Bewegung ins Feuer, dass die Funken aufstieben wie verschreckte Glühwürmchen. »Eine Sklavin sollte nicht so viele Fragen stellen!«
    Beabsichtigt oder unbeabsichtigt war auch das eine Antwort. Es war also nicht normal, dass es geschneit hatte. Genauso wenig, wie diese Kälte normal war. Aber wenn ihr Begleiter wusste, was es damit auf sich hatte, warum konnte er es ihr nicht einfach sagen? Was hatte er zu verbergen? Beziehungsweise, was hatten die Gohari zu verbergen?
    Auf einmal kam Ishira ein bestürzender Gedanke. Hingen Kälte und Schnee etwa mit der schwindenden Kristallenergie zusammen? Sie rief sich ihre letzte Vision ins Gedächtnis zurück. Es würde passen: das erlöschende Herz des Kristalls, die absterbenden Adern, die sich über die gesamte Insel erstreckten und die Energie verteilten, die nun jedoch nicht mehr ankam.
    »Es sind die Kristalladern, die Inagi Wärme spenden, nicht wahr?« sprach sie ihre Ahnung laut aus und hoffte zugleich, dass Kiresh Yaren sie davon überzeugen würde, dass sie sich irrte.
    Ihr Begleiter zuckte zurück. »Woher weißt du das?«
    Die Starre in ihren Gliedern schien sich nach innen auszubreiten. »Also ist es wahr?« flüsterte sie.
    Er atmete geräuschvoll aus und ließ sich in einer Geste der Kapitulation auf die Hacken zurücksinken. »Es ist wohl müßig, ein Geheimnis zu bewahren, das keines mehr ist.« Sein Blick wanderte zurück zu den Berggipfeln, vor die sich eine neue Wolkenfront geschoben hatte. »Genau weiß ich es selbst nicht, aber zumindest gehen die Telani davon aus, dass die Kristallenergie für das milde Klima deiner Heimat verantwortlich ist. Normalerweise müsste es hier jedenfalls wesentlich kälter sein, da Inagi weitaus nördlicher liegt als das Festland. Niemand kann wirklich vorhersagen, was passieren würde, wenn die Energie versiegte, aber der Schnee auf den Gipfeln verheißt nichts Gutes. Soweit die Aufzeichnungen zurückreichen, hat es auf Inagi nie zuvor geschneit. Es wäre durchaus möglich, dass die Insel ohne die Kristallenergie einen Großteil des Jahres unter Eis und Schnee begraben wäre.«
    Eine unbestimmte Furcht griff nach Ishira. »Was… würde das für uns bedeuten?« fragte sie stockend.
    Kiresh Yaren rieb sich mit einer Hand über das Gesicht. »Das Leben würde für alle härter werden – Menschen wie Tiere. Die hiesige Vegetation ist auf solche Winter nicht ausgerichtet. Einige Pflanzen würden vermutlich eingehen, weil sie die Kälte nicht vertragen. Es könnte zu Hungersnöten kommen.«
    Sie starrte vor sich ins Leere. Das Szenario, das er ausmalte, war schlimmer als jeder Alptraum. Aber eine Sache wollte ihr nicht in den Kopf. »Wenn die Gohari schon so lange um die Bedeutung der Energie wissen, wieso lassen sie uns dann trotzdem die Kristalladern abbauen?«
    Der Kiresh blickte unbehaglich beiseite. »Kannst du dir das nicht denken? Sie sind Inagis größter Reichtum. Abgesehen von ihrem unmittelbaren Nutzen bringen die Kristalle eine Menge Geld – auf dem Festland noch mehr als hier.«
    So viel Gewissenlosigkeit trieb Ishira die Zornesröte auf die Wangen. Allein aus Habgier zwangen die Eroberer die Inagiri dazu, unwissentlich ihre eigene Insel zu zerstören? »Euer Volk hatte also von Anfang an nie etwas anderes vor, als meine Heimat auszuplündern?« rief sie schockiert.
    Dem Gesicht ihres Begleiters war deutlich abzulesen, dass er in diesem Moment jeden anderen Ort demjenigen vorgezogen hätte, an dem er sich gerade befand. »Einige von uns vielleicht«, gab er zu. »Aber nicht alle. Es stimmt zwar, dass wir Inagi ursprünglich

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