INAGI - Kristalladern
die die Energie hören kann. Ich hoffe nur, dieser Rondar passt gut auf unser Mädchen auf.«
Das hoffte Kanhiro auch. Vor allem, dass der Bakouran nichts anderes tun würde! »Hast du ihn schon getroffen?« fragte er. »Wie alt ist er?«
»Schon etwas älter«, erwiderte seine Freundin. »Etwa so wie Bilar, schätze ich. Er macht einen recht umgänglichen Eindruck.«
Das beruhigte Kanhiro ein wenig. Dennoch war ihm nach wie vor nicht wohl bei dem Gedanken, dass seine Freundin mit einem Mann allein reisen sollte.
Ishira sah sie der Reihe nach an. »Ihr werdet mir fehlen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, ohne euch zu sein.«
»Du wirst uns auch fehlen«, versicherte Kanhiro ihr. »Sehr sogar.« Und das war noch untertrieben. Er wusste, dass sie ihm mehr fehlen würde, als Worte ausdrücken konnten.
»Hat der Anreshir dir schon gesagt, wann du aufbrechen wirst?« fragte sein Vater.
Sie nickte beklommen. »Morgen.«
»Morgen!« Das Gesicht ihres Bruders schwankte zwischen Bestürzung und Aufregung. »Wie lange wirst du fort sein?«
»Ich weiß nicht, Ken. Kommt darauf an, wie viele Bergwerke zu Kirans Hem gehören.«
»Ich wünschte, ich könnte dich begleiten, Nira«, sagte der Junge sehnsüchtig. »Du wirst so viele neue Dinge sehen.«
Ishira bemühte sich um ein Lächeln. »Ich werde mir alles gut einprägen und dir später davon erzählen.«
Seine Miene hellte sich auf. »Versprochen?«
»Versprochen.« Sie wandte sich an Kanhiros Vater. »Würdet ihr euch hin und wieder um Kenjin kümmern, während ich weg bin, Togawa? Es behagt mir nicht, dass er so lange allein bleiben soll.«
»He«, rief ihr Bruder beleidigt. »Ich bin doch kein kleines Kind mehr, Nira! Ich kann auf mich selbst aufpassen.«
»Das bestreitet ja auch niemand, Kenjin«, sagte Togawa begütigend. »Aber vielleicht wird es dir irgendwann zu einsam in eurem Haus. Dann bist du jederzeit willkommen.«
»Und wir könnten Hilfe beim Kochen gebrauchen«, fügte Kanhiro mit einem Augenzwinkern hinzu.
Kenjin brummelte irgendetwas vor sich hin, schien aber insgeheim froh über das Angebot.
Es wurde langsam Zeit zu gehen. Ishira würde einige Dinge zusammenpacken müssen und sicher wollte sie noch ein wenig Zeit mit ihrem Bruder allein verbringen. Unvermittelt wurde Kanhiro schwer ums Herz. Wer weiß, wie lange er seine Freundin nicht sehen würde. Aber er hatte wenigstens seinen Vater, Kenjin und Tasuke. Ishira würde ganz allein sein.
Kapitel VI – Rondar
AM NÄCHSTEN MORGEN kamen Kanhiro und sein Vater zu Ishira, um sich zu verabschieden. Erstaunt sah sie, dass Togawa sein Rehime dabei hatte.
»Ich möchte dir gern etwas geben, bevor du abreist.« Kanhiros Vater hielt ihr das eingewickelte Instrument entgegen. »Das Rehime soll dir abends die Zeit vertreiben und dich an uns erinnern, wenn du dich einsam fühlst.«
Sie starrte erst das Rehime und dann ihn an. »Das kann ich nicht annehmen, Togawa!« wehrte sie schockiert ab. »Das ist ein viel zu kostbares Geschenk.«
»Nicht annähernd so kostbar wie das Leben meines Sohnes«, widersprach er. »Nimm das Rehime, Ishira, bitte! Es würde mir viel bedeuten.«
Zögernd streckte sie ihre Hand nach der Hülle aus, ohne sie jedoch zu berühren. »Ist das wirklich richtig? Es ist schon so lange im Besitz eurer Familie.«
Ihr Freund, der neben seinen Vater getreten war, ergriff ihre Hand und schloss ihre Finger sanft um das abgewetzte Leder. »Und dort wird es auch bleiben. Schließlich gehörst du zur Familie.«
Sie blinzelte eine Träne fort. »Ich danke euch beiden«, sagte sie, gleichermaßen gerührt von Togawas Geschenk und Kanhiros Worten. Sie wickelte das Musikinstrument aus und fuhr mit dem Daumen liebkosend über das glatte Holz. »Ich werde es immer in Ehren halten.«
Kanhiro umarmte sie fest. »Alles Gute, Shira! Ich werde die Tage bis zu deiner Rückkehr zählen.«
Sie erwiderte seine Umarmung und schluckte den Kloß hinunter, der sich in ihrem Hals gebildet hatte. »Pass ja gut auf dich auf, Hiro!«
»Werde ich.«
Kenjin stand neben ihnen und gab sich alle Mühe, unbeteiligt auszusehen. Doch allein die Tatsache, dass er es sich widerstandslos gefallen ließ, dass Ishira ihm mit ihrer freien Hand das Haar zerwühlte, verriet, wie sehr ihn dieser Abschied mitnahm. »Lass dich nicht unterkriegen, Ken«, sagte sie betont heiter. »Und mach Hiro und seinem Vater keinen Ärger.«
Sie hatte den Satz noch nicht richtig beendet, als ihr Bruder sich in ihre Arme warf. »Komm
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