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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Strunk
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sie so erschreckt. Vielleicht liegt es daran, dass sie keine Angehörigen deines Volkes gewöhnt ist«, meinte er nachdenklich. Er versetzte der Stute einen leichten Klaps. »Dann werden wir wohl erst mal zu zweit auf Bokan reiten müssen. Du und Lesha werdet euch schon noch aneinander gewöhnen.«
    Ishira senkte den Kopf. »Es tut mir wirklich leid, dass Ihr meinetwegen Umstände habt, Deiro«, murmelte sie betreten.
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung und saß auf. Irgendwie schaffte er es, sie hinter sich in den Sattel zu ziehen, obwohl der Braune schnaubte und beinahe ebenso wild zu tänzeln begann wie zuvor die Stute. Es bedurfte der ganzen Entschlossenheit des Gohari, Bokan seinen Willen aufzuzwingen. Ishira saß stocksteif auf dem Pferderücken. Auch wenn es ihr unangenehm war, hielt sie sich mit aller Kraft an ihrem Begleiter fest. Wenn sie nicht aus dem Sattel rutschen wollte, blieb ihr keine andere Wahl.
    »Achte auf die Bewegungen des Pferdes«, riet ihr der Bakouran. »Du musst versuchen, dich dem Rhythmus der Schritte anzupassen.«
    Schon wieder etwas, das sich so leicht dahin sagt, dachte Ishira. Sie war mehr als genug damit beschäftigt, sich auf dem Pferderücken zu halten. Doch bald spürte sie tatsächlich einen gewissen Rhythmus in der Bewegung. Danach ging es besser. Dafür stellte sich bald eine andere Unannehmlichkeit ein. Noch vor dem Mittag fühlte sich ihr Hinterteil an, als wäre es über ein Waschbrett geschrubbt worden. Sie musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht bei jedem Schritt ihres Reittieres aufzustöhnen. Hätte sie geahnt, was auf sie zukommen würde, hätte sie etwas von der Salbe mitgenommen, die die Bergleute gegen Blasen und Abschürfungen benutzten! Immer verzweifelter sehnte sie den Moment herbei, da sie mit ihren Füßen wieder auf festem Boden stehen konnte, und war heilfroh, als der Bakouran endlich eine Mittagsrast verkündete.
    Aus einer seiner Satteltaschen holte er geräuchertes Fleisch und eines der länglichen flachen Brote aus gebackenem Asagi, die Kanhiro einige Male im Haus des Heilens bekommen hatte. Mit seinem Dolch schnitt Kiresh Rondar einen Streifen Fleisch ab und reichte ihn Ishira zusammen mit einem Stück Brot. Beim Essen bat er sie, ihm mehr über ihre Gabe zu erzählen. Er schien mit echtem Interesse zuzuhören und behandelte sie auch sonst nicht auf die herrische oder herablassende Art, die sie gewohnt war. Dennoch war sie auf der Hut. Er war ein Gohari, mochte er sich auch freundlich und verständnisvoll geben. Ein falsches Wort oder eine falsche Bewegung von ihr und von einem Moment auf den anderen konnte er sein wahres Gesicht zeigen.
    »Du kommst mir vor wie ein Uboshi, den man mit einem Tamonagi zusammengesperrt hat«, sagte ihr Begleiter plötzlich. »Jage ich dir solche Angst ein?«
    Der Vergleich mit dem Uboshi, der schreckerstarrt in die hypnotischen Augen der schlangenartigen Echse stierte und darauf wartete, dass diese ihm ihre Giftzähne in den Hals schlug, war so dicht an der Wahrheit, dass Ishira die Hitze ins Gesicht stieg. Nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe. Sie hatte ihre Gefühle nie gut verbergen können.
    Kiresh Rondar schmunzelte. »Wenn du mir noch etwas Tee einschenkst, verspreche ich, dich zumindest bis Oshue nicht zu fressen«, sagte er liebenswürdig.
    Ishira griff eilig nach der Teekanne. Ihre Wangen brannten vor Verlegenheit, doch um ihre Mundwinkel zuckte es, als ihre Anspannung sich löste. Ein Gohari mit Humor konnte so schlimm nicht sein.
    Zwei Tage lang folgten sie einer breiten befestigten Straße, die meist in der Nähe des Flusses verlief. Schließlich schwenkte dieser nach Süden ab, während ihr Weg weiter nach Westen führte. Gelegentlich ritten sie an einer Abzweigung vorbei. Wohin mochten diese Straßen führen? Zu goharischen Siedlungen? Bergwerken außerhalb Roshos? Das brachte sie zurück auf die Frage, wie lange sie von zu Hause fort sein würde. »Darf ich Euch etwas fragen, Deiro?«
    »Nur zu«, antwortete er über die Schulter.
    »Wie viele Kristallminen gibt es in Hemak Kirans Hem?«
    »Zwölf oder dreizehn. Es gibt acht Siedlungen, aber einige besitzen wie Soshime mehrere Minen.«
    Sofort bereute Ishira, die Frage gestellt zu haben. So viele! Falls sie in allen diesen Bergwerken die Trennung der Kristallader überwachen musste, würde es Monde dauern, ehe sie nach Soshime zurückkehrten.
    Obwohl sie zu ihrem Bruder gesagt hatte, dass die Zeit schneller umgehen würde als gedacht, war es

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