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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Strunk
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fuhr er mit dem Zeigefinger die Maserung der Bank nach, während er nach der passenden Einleitung für das suchte, was ihm schon den ganzen Abend auf der Seele lag. »Ich habe in den letzten Tagen viel nachgedacht«, begann er schließlich. »Vor allem habe ich mich gefragt, warum ich zweimal knapp am Tod vorbeigeschrammt bin. Was glaubst du, Tasuke?«
    Sein Freund hob die Schultern. »Ich würde sagen, du hattest verdammtes Glück.«
    »Ja, schon, das auch, aber denkst du, das war alles nur Zufall?«
    »Worauf willst du hinaus? Dass es göttliche Bestimmung war?«
    »Naja, so was in der Art. Jedenfalls ist mir klar geworden, dass ich nicht einfach so weitermachen kann, als wäre nichts geschehen.«
    Tasuke hob die Brauen. »Und was willst du ändern?«
    Kanhiro schwieg einen Moment. »Wir lassen zu, dass die Gohari über unser Leben bestimmen, weil wir Angst haben, es zu verlieren, wenn wir uns wehren«, erwiderte er schließlich. »Dabei riskieren wir es genauso, wenn wir nichts tun. Die Minen können für jeden von uns zum Grab werden. Und damit meine ich nicht nur, wie Koru gestorben ist. Wie viele von uns sind schon elendig an diesem verfluchten Kristallhusten verreckt!« Seine Stimme wurde unbeabsichtigt lauter. »Wie lange wollen wir uns noch von den Gohari knechten lassen? Wie lange wollen wir tatenlos zusehen, wie die Menschen, die uns etwas bedeuten, einen sinnlosen Tod sterben? Ich will nicht länger kuschen, Tasuke! Ich will – !«
    Die Augen seines Freundes loderten auf. »Hör auf, Hiro!« fiel er ihm heftig ins Wort. »Ich kann ja verstehen, wie sehr dich der Tod deines Vaters mitnimmt und dass du nach einem Sinn für all das suchst, was geschehen ist. Aber was soll dieses Gerede von einem Aufstand? Willst du dich noch schneller umbringen?«
    Kanhiro ließ sich nicht beirren. »Bis vor kurzem habe ich auch geglaubt, dass unsere Situation ausweglos wäre.« Er lachte hart. »Weißt du, wie oft ich die Götter und meine Ahnen angefleht habe, mir nur den Ansatz eines Wegs zu zeigen, der uns aus dem Elend herausführen kann? Dabei lag der Weg die ganze Zeit direkt vor mir.«
    Tasuke blinzelte irritiert. »Wovon, bei allen Höllen, redest du?«
    »Nicht wovon, sondern von wem«, korrigierte Kanhiro. »Von Ishira.«
    Der Ärger seines Freundes wandelte sich in Verwirrung. »Wie sollte ihre Fähigkeit, Shigen vorherzusehen, uns gegen die Gohari helfen?«
    »Ihre Fähigkeit selbst nicht, aber ihre neue Stellung.«
    Tasuke war einen Moment lang still, dann hellte sich seine Miene auf. »Ich glaube, ich verstehe. Du meinst, dass sie in anderen Dörfern nach Gleichgesinnten suchen könnte.«
    Kanhiro nickte. »Zum einen das. Allein können wir nicht viel ausrichten, aber wenn wir die Bergleute anderer Siedlungen als Verbündete gewinnen, sieht die Sache schon anders aus. Zum anderen kann Ishira sich für uns umsehen und umhören. Sie kann uns sagen, in welcher Himmelsrichtung die anderen Minensiedlungen liegen, wie groß sie sind und wie viel Zeit man benötigt, um sie zu erreichen. Und mit Sicherheit hat sie Zutritt zu den goharischen Forts. Ihr Begleiter, dieser Bakouran, wird mit ihr kaum in den Hütten der Bergleute übernachten. Sie wird die Stärke der einzelnen Lager kennen lernen, die Ausrüstung und Organisation der Kireshi.«
    Tasuke nahm einen seiner Spielsteine zur Hand und strich mit dem Daumen über das polierte Holz. »Da ist was Wahres dran«, gab er zu. »Ishira hat ein gutes Gedächtnis und könnte uns wahrscheinlich wirklich mit brauchbaren Informationen versorgen. Aber ehrlich gesagt, bezweifle ich, dass sie die Richtige ist, um das Vertrauen der Inagiri zu gewinnen und sie von einer Rebellion zu überzeugen.«
    Kanhiro suchte nach einer passenden Antwort, wohl wissend, dass der Einwand seines Freundes nicht von der Hand zu weisen war. Auch wenn Ishiras Herkunft für ihn selbst nie eine Rolle gespielt hatte, konnte er nicht leugnen, dass die meisten Bewohner Soshimes seine Freundin verachteten. »Ich weiß, wie viele im Dorf über sie denken«, erwiderte er schließlich. »Aber glaubst du nicht, dass sich das ändern wird, wenn sie erst mal merken, was Ishira für sie tut?«
    Tasuke zuckte mit den Schultern. Er wirkte nicht eben überzeugt. Tatsächlich hatten die meisten Leute auf Ishiras Gabe ziemlich verhalten reagiert. Nicht wenige schienen es trotz aller Erleichterung als eine Art Provokation zu betrachten, dass ausgerechnet sie diese Fähigkeit besaß. Doch im Grunde war es müßig

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