INAGI - Kristalladern
zunächst aus der Luft mit ihren Blitzen attackierten. Einmal in den Strahl eines Drachenblitzes geraten, konnte das Opfer in der Regel weder fliehen noch sich verteidigen. Der Drache brauchte ihm dann nur noch das Genick zu brechen. Gelang es dem Kämpfer, den Blitzen zu entgehen, musste er sich vor den scharfen Klauen und Zähnen der Amanori und ihren giftigen Stacheln in Acht nehmen. Jede noch so kleine Wunde konnte gefährlich werden. Um das Risiko so gering wie möglich zu halten, hatte Yaren sich daher einige Tricks einfallen lassen. Je nach örtlicher Gegebenheit hatte er verschiedene Fallen ersonnen, die einen Drachen zumindest lange genug beschäftigten, um ihm den entscheidenden Stoß zu ermöglichen.
Er griff nach seinem Kesh und der Schlinge und rollte sich aus seinem Versteck. Seine übrigen Sachen ließ er, wo sie waren. Nachdem er seine Muskeln, die sich vom langen Liegen in der niedrigen, engen Nische steif anfühlten, gestreckt und gedehnt hatte, bis sie wieder geschmeidig waren, schlich er vorsichtig näher an den Höhleneingang. Alles war ruhig. Yaren legte die Schlinge vor dem Eingang aus und band das andere Ende um den einzigen verfügbaren Baum – eine tote Kaori-Fichte, die ihre kahlen Äste neben der Höhle in den Himmel reckte. Zur Tarnung legte er einige kleinere Steine auf die Fasern. Die Falle ließ sich auf dem harten Untergrund nicht besonders gut verbergen, aber wenn er den Amanori genügend aufschreckte, würde dieser hoffentlich auf nichts anderes außer ihm achten.
Die Sonne hatte den optimalen Winkel erreicht. Sie schien genau auf den Höhleneingang. Yaren baute sich einige Dutzend Schritte vor der Höhle auf. Mit seinem Kesh schlug er lärmend auf die lackierte Waffenscheide ein und brüllte dabei aus Leibeskräften. Kurz darauf zeigte seine Taktik Erfolg. Das Ungeheuer erschien im Höhleneingang, um der Ursache des Lärms auf den Grund zu gehen. Es blinzelte geblendet und schwang den Kopf hin und her, um besser zu sehen. Kaum hatte der Amanori ihn entdeckt, stieß er einen zornigen Laut aus, der Ähnlichkeit mit dem Rollen von Donner hatte. Er spie einen Blitzstrahl in Yarens Richtung, verfehlte ihn jedoch, weil die Strahlen der untergehenden Sonne seine Zielgenauigkeit trübten. Wie Yaren es vorhergesehen hatte, schoss der Drache nun schnaubend aus der Höhle und übersah in seiner Wut die Falle. Er geriet mit seinem linken Hinterbein in die Schlinge. Als die Liane sich festzog, kam der Angriff des Amanori abrupt ins Stocken. Brüllend sah er nach, was ihn da festhielt. Darauf hatte Yaren nur gewartet. Er stürmte vor. Die Bestie riss ihren schlangenartigen Hals blitzartig herum und schnappte mit messerscharfen Zähnen nach seinem Kopf. Yaren rollte sich unter dem Angriff des Amanori weg und wirbelte herum. Das Ungeheuer hauchte erneut einen Blitzstrahl aus. Dieser war besser gezielt. Nur durch einen seitlichen Sprung gelang es Yaren, aus der Gefahrenzone zu entkommen. Anscheinend hatte er seinen Gegner unterschätzt!
Er zog sich ein Stück zurück. Der Drache versuchte ihm zu folgen, wurde jedoch durch die Schlinge behindert. Wütend richtete er sich auf und peitschte mit seinen Schwingen den Boden. Die Liane konnte der geballten Kraft der gewaltigen Muskeln nicht standhalten und riss mit einem scharfen Knall. Im selben Moment sprang Yaren vorwärts. Das war seine letzte Chance!
Bevor er jedoch mit seinem Kesh zustoßen konnte, traf ihn ein unerwarteter Blitzstrahl. Weiße Lichtzungen leckten knisternd über seine Rüstung. Ein schmerzhaftes Prickeln lief durch seinen Körper und sein linker Arm fühlte sich auf einmal taub an. Dennoch gelang es ihm, seinen Angriff zu Ende zu führen und sein Kesh zwischen den Hornplatten zu versenken, die den Bauch des Amanori schützten. Helles Blut schoss aus der Wunde, als er die Waffe zurückzog und sich mit einer seitlichen Rolle vor Zähnen und Klauen in Sicherheit brachte. Die Bestie brüllte, dass es Yaren in den Ohren gellte.
Sie umkreisten einander lauernd. Der Amanori schien langsam schwächer zu werden, während das Blut stoßweise aus der Wunde spritzte, doch noch immer war er ein tödlicher Gegner. Als die Sonne hinter den Hügeln versank, kam wieder Wind auf und wirbelte Sand hoch. Yaren musste blinzeln, als ihm ein Körnchen ins Auge geriet. Für einen Lidschlag abgelenkt, sah er zu spät, wie der Schwanz des Drachen zum Schlag ausholte. Er versuchte auszuweichen, doch die stachelbewehrte Spitze traf ihn heftig am rechten
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