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Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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Claudia Rufe und Klatschen hören. Offenbar lehnte sich Caspar aus dem Fenster seiner Kutsche, um sich willkommen heißen zu lassen.
    Â»Ganz sicher wollen alle die Braut sehen«, murmelte Jared.
    Â»Sie ist noch nicht da.«
    Schweigen. Dann fügte Claudia hinzu: »Meister, ich fürchte mich.« Sie spürte seine Überraschung. »Ganz ehrlich. Dieser Ort jagt mir Angst ein. Zu Hause, da weiß ich, wer ich bin und was ich zu tun habe. Ich bin die Tochter des Hüters und weiß, wo ich stehe. Aber dies hier ist ein gefährlicher Ort voller Fallstricke. Mein ganzes Leben lang war mir klar, dass mich dieses Schicksal erwartet, aber nun bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich mich ihm stellen kann. Die Leute bei Hof werden mich verschlingen und mich zu einer der ihren machen wollen, und ich werde mich nicht ändern. Nein, ich werde mich nicht verändern. Ich will ich selber bleiben.«
    Jared seufzte, und sie sah, dass er seine dunklen Augen starr auf das verhüllte Fenster gerichtet hielt. »Claudia, du bist die mutigste Person, die ich kenne.«
    Â»Ich bin nicht…«
    Â»Doch, bist du. Und niemand wird dich je verändern. Du wirst hier herrschen, auch wenn das nicht einfach sein wird. Die Königin ist mächtig, und sie wird dich beneiden, weil du jung bist und ihren Platz einnehmen wirst. Deine Macht hier wird ebenso groß wie ihre sein.«
    Â»Aber wenn sie dich wegschicken …«
    Er wandte sich ihr zu. »Ich werde nicht gehen. Ich bin zwar kein mutiger Mann, wie ich immer wieder feststellen muss, und
ich gehe Konfrontationen aus dem Weg. Ein einziger Blick von deinem Vater reicht aus, mir einen eisigen Schauer über den Rücken zu jagen, Sapient hin oder her. Aber sie können mich nicht dazu bringen, dich zu verlassen, Claudia.« Er setzte sich aufrecht hin und rutschte ein Stück von ihr fort. »Seit Jahren schon sehe ich dem Tod ins Auge, und das macht mich immer waghalsiger.«
    Â»Sprich nicht davon.«
    Er zuckte kaum merklich mit den Achseln. »Irgendwann wird es so weit sein. Aber wir dürfen nicht so viel an uns selbst denken. Wir sollten überlegen, wie wir Finn helfen können. Gib mir den Schlüssel, damit ich ihn noch ein wenig mehr erforschen kann. Er ist so komplex gestaltet, dass ich bislang kaum mehr als eine vage Ahnung von seiner Funktionsweise habe.«
    Während die Kutsche mit einem Satz über eine Schwelle rumpelte, holte Claudia den Kristall aus ihrer verborgenen Tasche und reichte ihn Jared. Genau in dem Moment, als sie das tat, flackerten die Flügel des Adlers tief im Innern des Kristalls, sodass es aussah, als ob der Vogel damit schlug und davonfliegen wolle. Rasch öffnete Jared den Vorhang, sodass sich die Sonne auf den blitzenden Facetten brach.
    Der Adler flog.
    Er flog über eine dunkle Landschaft und eine verkohlte Ebene. Weit unten gähnte ein Spalt im Boden, und der Vogel schoss hinunter. Er legte sich schräg und segelte pfeilschnell in die Kluft, sodass Claudia vor Angst die Luft zwischen den Zähnen einsog.
    Der Schlüssel wurde schwarz. Ein einziges, rotes Licht pulsierte im Innern. Doch noch während Jared und sie wie gebannt auf das Sichtfeld starrten, kam die Kutsche ruckelnd zum Halt, die Pferde stampften und schnaubten, und die Tür wurde
aufgerissen. Der Schatten des Hüters verdunkelte die Öffnung. »Komm, meine Liebe«, sagte er leise. »Sie warten alle auf dich.«
    Ohne Jared noch einen Blick zuzuwerfen, ja sogar ohne nachzudenken, trat Claudia aus der Kutsche heraus, ergriff den Arm ihres Vaters und richtete sich auf.
    Gemeinsam stellten sie sich der doppelten Reihe von Beifall klatschenden Höflingen, den prachtvollen, seidenen Bannern und der ausladenden Treppe, die empor zum Thron führte.
    Dort saß die Königin in einem beeindruckenden, silbernen Kleid mit riesigem Rüschenkragen. Selbst aus der Entfernung war das Rot ihrer Haare und Lippen auffällig, und die Diamanten an ihrem Hals funkelten wie Sterne. Hinter ihrer Schulter stand, wie ein finsterer Schatten, Caspar.
    Der Hüter bemerkte mit leiser Stimme: »Ich denke, ein Lächeln wäre jetzt angebracht.«
    Und Claudia gehorchte. Sie setzte ein strahlendes, selbstbewusstes Lächeln auf, das so falsch war wie alles in ihrem Leben. Es war wie ein Mantel über der eisigen Kälte in ihr.
    Dann begannen sie und ihr Vater, die Treppe zu erklimmen.
    Â 
    Es war das

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