Incarceron
könnt.«
»Wo ist Keiro?«, fragte Gildas barsch.
Finn antwortete: »Ich weià es nicht.« An Blaize gewandt, fügte er hinzu: »Dann lasst Ihr uns also einfach so wieder gehen?«
Blaize musterte ihn, und seine grauen Augen waren ganz gelassen. »Natürlich. Mein Ziel war immer nur, Euch zu helfen. Gildas hat mir überzeugend deutlich gemacht, dass Ihr weiterziehen müsst.«
»Und der Schlüssel?«
»Ich muss ohne ihn auskommen.«
Attia saà am Tisch, die Hände übereinandergelegt.
Als sie Finns Blick auffing, zuckte sie kaum merklich mit den Schultern. Blaize stand auf. »Ich werde Euch jetzt alleine lassen, damit Ihr Pläne machen könnt. GenieÃt Euer Essen.«
Nachdem er verschwunden war, herrschte Schweigen, bis Finn ansetzte: »Wir haben ihn falsch eingeschätzt.«
»Ich halte ihn immer noch für gefährlich. Wenn er ein Sapient ist, warum heilt er denn nicht diese Pocken, an denen er leidet?«
»Was weiÃt du denn schon von den Sapienti, du einfältiges Mädchen?«, knurrte Gildas.
Attia kaute an ihren Fingernägeln. Doch als Finn die Hand nach einem Apfel ausstreckte, kam sie ihm zuvor, riss das Obststück an sich und biss hinein. »Ich koste dein Essen vor«, murmelte sie. »Schon vergessen?«
Finn wurde wütend. »Ich bin nicht der Flügelherr. Und du bist nicht meine Sklavin.«
»Nein, Finn.« Sie beugte sich über den Tisch in seine Richtung. »Ich bin deine Freundin. Und das bedeutet weitaus mehr.«
Gildas setzte sich. »Irgendwelche Nachrichten von Claudia?«
»Sie haben versagt. Das Tor führte nirgendwohin.«
»Genau, wie ich es mir gedacht habe.« Der alte Mann nickte bedächtig. »Das Mädchen ist schlau, aber wir dürfen keine Hilfe von ihr und ihrem Lehrer erwarten. Wir dürfen nur Sapphique allein folgen. Es gibt eine Geschichte, die davon handelt, wie â¦Â«
Seine Hand griff nach einem Apfel, doch Finn hinderte ihn. Seine Augen waren auf Attia geheftet. Diese war halb aufgestanden und bleich geworden, dann würgte sie plötzlich, und die Frucht fiel ihr aus den Fingern. Finn war mit einem Satz bei ihr und fing sie auf, als sie sich zusammenkrümmte und mit beiden Händen ihre Kehle umfasste.
»Der Apfel«, keuchte sie. »Er verbrennt mich.«
26
Ihr habt übereilt gewählt. Ich habe Euch vorher gewarnt.
Sie ist viel zu klug, und Ihr unterschätzt den Sapienten.
KÃNIGIN SIA AN DEN HÃTER IN
EINEM PRIVATEN BRIEF
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E r ist vergiftet!« Finn kletterte über den Tisch, um Attia zu stützen; sie hustete und umklammerte seine Arme. »Gildas, tu doch etwas!«
Gildas stieà ihn beiseite. »Hol meine Medizintasche. Schnell!«
Es kostete Finn wertvolle Sekunden, sie zu finden, und als er sie endlich zu Gildas brachte, hatte dieser Attia auf die Seite gelegt. Sie krümmte sich noch immer vor Schmerzen. Der Sapient griff die Tasche und kramte darin herum; dann löste er den Verschluss eines kleinen Fläschchens und hielt es an Attias Lippen. Attia strampelte.
»Sie erstickt«, murmelte Finn, aber Gildas fluchte nur und zwang ihr die Flüssigkeit in den Mund. Sie schluckte, hustete und wand sich in Krämpfen.
Dann, mit einem entsetzlich gequälten Laut, erbrach sie sich.
»Gut«, sagte Gildas leise. »So ist es richtig.« Er hielt sie fest; seine flinken Finger tasteten nach ihrem Puls und legten sich auf die feuchte Haut ihrer Stirn. Wieder musste sie sich übergeben, dann sackte sie zusammen. Ihr Gesicht war weià und fleckig.
»Ist alles drauÃen? Wird sie es schaffen?«
Aber Gildasâ Stirn lag noch immer in Falten. »Zu kalt«, murmelte er. »Hol eine Decke.« Dann: »Schlieà die Tür und bewach sie. Wenn Blaize kommt, darfst du ihn nicht hereinlassen.«
»Warum sollte er â¦Â«
»Der Schlüssel, du dummer Junge. Er will den Schlüssel. Wer, auÃer ihm, könnte für das hier wohl verantwortlich sein?«
Attia stöhnte. Sie zitterte jetzt, und ihre Lippen und die Haut unter ihren Augen hatten einen seltsamen Blaustich angenommen. Finn gehorchte und schlug die schwere Tür zu.
»Ist alles wieder aus ihr drauÃen?«
»Ich weià es nicht. Aber ich glaube kaum. Es könnte sofort in den Blutkreislauf gelangt sein.«
Finn starrte ihn bestürzt an. Gildas kannte sich mit Gift aus; die
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