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Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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haben«, murmelte Keiro, »und da befindet sich auch der Weg nach draußen.« Er streckte sich auf dem Bett aus und sah hinauf zur weißen Decke. »Und dieser ganze Quatsch mit den Büchern  – ich glaube kein Wort davon.«
    Blaize hatte ihre Fragen über die Aufzeichnungen des Gefängnisses mit einem Lachen beiseitegewischt. »Dieser Turm war leer und wurde vermutlich eigens dafür gebaut, diese Bücher aufzubewahren«, hatte er an diesem Abend gesagt, während er Brot am Tisch herumreichte. »Ich bin zufällig auf den Ort hier gestoßen, und er hat mir gefallen, also bin ich eingezogen. Ich kann Euch versichern, ich hatte keine Ahnung, wie es kommt, dass die Bücher mit diesen Bildern darin hier aufbewahrt werden, und ich habe auch weder die Zeit noch Lust dazu, sie mir anzusehen.«
    Â»Aber Ihr fühlt Euch hier sicher«, hatte Gildas gemurmelt.
    Â»Ich bin hier in Sicherheit. Niemand kann mich hier oben erreichen. Ich habe alle Augen entfernt, und die Käfer kommen nicht so hoch. Natürlich hat Incarceron viele Mittel und Wege, die Menschen zu bespitzeln, und ganz sicher stehe ich unter Beobachtung, denn meine Bilder tauchen genauso im Buch auf wie die aller anderen. Im Moment natürlich nicht, was an
der seltsamen Kraft Eures Schlüssels liegt. Im Augenblick sind wir alle unsichtbar.« Daraufhin hatte er gelächelt und sich die Narben an seinem Kinn gerieben. »Wenn ich ein solches Gerät hätte, dann könnte ich viel davon lernen. Ich gehe allerdings nicht davon aus, dass Ihr Euch davon trennen wollt, oder doch?«
    Â 
    Â»Er will ihn haben.« Keiro setzte sich mit einem Ruck auf. »Habt ihr gesehen, wie er geguckt hat, als Gildas ihn ausgelacht hat? Da war eine Kälte in seinem Gesicht. Irgendetwas blitzte da auf. Er will den Schlüssel für sich haben.«
    Finn setzte sich mit angezogenen Knien auf den Fußboden. »Er wird ihn nie bekommen.«
    Â»Wo befindet er sich?«
    Â»In Sicherheit, Bruder.« Finn klopfte auf seinen Mantel.
    Â»Gut.« Keiro streckte sich wieder aus. »Und behalte immer dein Schwert in Reichweite. Dieser grindige Sapient macht mich ganz nervös. Ich mag ihn nicht.«
    Â»Attia sagt, wir sind seine Gefangenen.«
    Â»Diese kleine Schlampe.« Aber Keiro war mit seinen Gedanken ganz woanders; Finn beobachtete ihn, wie er sich vom Bett rollte, aufstand und einen kurzen Blick auf sein Spiegelbild in der raureifüberzogenen Fensterscheibe warf. »Doch keine Sorge, Bruder. Keiro hat einen Plan.«
    Er schlüpfte in seinen Mantel und verließ den Raum, nachdem er vorsichtig den Kopf durch die Tür gesteckt hatte.
    Als Finn allein war, zog er den Schlüssel heraus und sah ihn sich an. Attia schlief. Gildas hingegen fand keine Ruhe, sondern hatte sich in die Bücher vertieft, wie es schon die ganze Zeit der Fall gewesen war, seit sie hier angekommen waren. Leise machte Finn die Tür zu und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Dann aktivierte er den Schlüssel.
    Rasch erschien das Licht.

    Â 
    Er sah ein Zimmer, in dem überall Kleidungsstücke verstreut herumlagen, und es war so hell, dass es ihm in die Augen stach. Sonnenlicht fiel durch ein Fenster herein. Außerhalb des Lichtkegels, den der Schlüssel erzeugte, war ein großes, schweres Holzbett mit Vorhängen zu erkennen und eine Wand mit geschnitzten Paneelen. Und dann erblickte er Claudia, die kaum zu atmen wagte.
    Â»Du musst mich vorwarnen! Man hätte dich sehen können.«
    Â»Wer denn?«, fragte Finn.
    Â»Die Mägde, die Schneiderin. Himmel noch mal, Finn!«
    Ihr Gesicht war rot, ihr Haar zerzaust. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie ein weißes Kleid trug, dessen Miederteil reich mit Spitze und Perlen besetzt war. Ein Hochzeitskleid.
    Einen Moment lang wusste er nicht, was er sagen sollte. Dann hockte sie sich neben ihn auf den binsenübersäten Fußboden. »Wir haben versagt. Wir haben zwar das Tor geöffnet, aber es führte gar nicht ins Gefängnis, Finn. Es war alles ein dummer Irrtum. Alles, was wir gefunden haben, war das Arbeitszimmer meines Vaters.« Sie klang, als hadere sie mit sich selbst.
    Â»Aber dein Vater ist der Hüter«, sagte Finn langsam.
    Â»Was immer das zu bedeuten hat.« Ihre Miene war düster.
    Finn schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, ich könnte mich an dich erinnern, Claudia. An dich, an ein Außerhalb , an all

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