Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
Vom Netzwerk:
Dachsjagd oder womit auch immer du dir sonst so die Zeit vertreibst.«
    Er schien erfreut. »In Ordnung. Gute Idee. Wir sehen uns später, Claudia.«
    Die Königin hob eine ihrer makellos gezupften Augenbrauen. »Das ist wohl kaum die angemessene Art und Weise für einen Thronerben, mit seiner zukünftigen Braut zu sprechen.«
    Auf halbem Wege zur Tür blieb Caspar stehen, drehte sich auf dem Absatz um und kam zurück. »Das Protokoll ist für die Untertanen gedacht, Mutter. Nicht für uns.«
    Â»Das Protokoll sichert uns unsere Macht, Caspar. Vergiss das nicht.«
    Er schnitt eine Grimasse, machte eine tiefe, formvollende Verbeugung vor Claudia und küsste ihr die Hand. »Ich sehe Euch am Altar, Claudia.« Sie erhob sich und machte mit kühler Miene einen Knicks, woraufhin er sagte: »In Ordnung. Dann breche ich jetzt auf.«
    Er ließ die Tür ins Schloss knallen, und sie konnten seine schweren Stiefel die Treppe hinunterpoltern hören.

    Die Königin beugte sich über den Tisch. »Ich bin so froh, dass wir mal ein bisschen Zeit für uns haben, Claudia, denn ich habe Euch noch etwas zu sagen. Ich weiß, meine Liebe, dass es Euch nichts ausmachen wird, wenn ich offen spreche.«
    Claudia versuchte, nicht die Stirn zu runzeln, aber ihre Lippen hatte sie unwillkürlich fest aufeinandergepresst. Liebend gern hätte sie sich ebenfalls zurückgezogen und auf die Suche nach Jared gemacht. Ihnen blieb nur noch so wenig Zeit!
    Â»Ich habe meine Meinung geändert und Meister Jared aufgefordert, den Hof zu verlassen.«
    Â»Nein!«
    Es war ihr herausgerutscht, ehe sie sich eines Besseren hätte besinnen können.
    Â»Doch, meine Liebe. Nach der Hochzeit wird er an die Akademie zurückkehren.«
    Â»Ihr habt kein Recht …« Claudia war aufgesprungen.
    Â»Ich habe sogar jedes Recht.« Das Lächeln der Königin war süß und tödlich. Sie beugte sich vor. »Nur damit wir uns richtig verstehen, Claudia: Es gibt nur eine Königin hier. Ich werde Euch unterweisen, aber ich werde keine Rivalin dulden. Und das sollte zwischen uns eindeutig geklärt sein, denn wir sind uns sehr ähnlich, Claudia. Die Männer sind schwach; selbst Euer Vater lässt sich lenken. Ihr jedoch seid als meine Nachfolgerin erzogen worden. Wartet ab, bis Eure Zeit da ist. Ihr könnt noch eine Menge von mir lernen.« Sia lehnte sich zurück, und ihre Finger trommelten auf die Unterlagen. »Setzt Euch wieder, meine Liebe.«
    Ihre Worte hatten einen unbarmherzig drohenden Beiklang. Langsam ließ Claudia sich sinken.
    Â»Jared ist mein Freund.«
    Â»Von nun an werde ich Eure Freundin sein. Ich habe viele Spione, Claudia. Sie berichten mir so einiges. Meine Entscheidung wird für Euch das Beste sein.«

    Sie streckte sich und läutete eine Glocke; sofort erschien ein Diener mit gepuderter Perücke und in Livree. »Sagt dem Hüter, dass ich ihn erwarte.«
    Als er wieder fort war, öffnete sie eine Schachtel mit Pralinen, nahm sich einen Moment Zeit, um auszuwählen, und bot Claudia mit einem Lächeln den Rest an.
    Claudia war wie betäubt, als sie den Kopf schüttelte. Sie fühlte sich, als hätte sie eine hübsche Blume gepflückt und erst dann bemerkt, dass sie von innen her längst verrottet und voll kriechender Maden war. Ihr dämmerte, dass sie nie die Königin als die eigentliche Gefahr angesehen hatte. Immer war es ihr Vater gewesen, den sie gefürchtet hatte. Nun wurde ihr klar, wie grundlegend sie sich getäuscht hatte.
    Claudia beobachtete Sia, die ein leichtes Lächeln auf ihren roten Lippen zur Schau trug. Mit einem Taschentuch mit Spitzenrand tupfte sie sie ab. Als die Türen aufgestoßen wurden, lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück und ließ einen ihrer Arme über die Lehne baumeln. »Mein lieber Hüter: Was hat Euch aufgehalten?«
    John Arlex wirkte erhitzt.
    Claudia fiel sofort die Röte in seinem Gesicht auf, obwohl sie so sehr mit ihren eigenen trüben Gedanken beschäftigt war. Ihr Vater war nie in Eile, doch jetzt waren seine Haare ein wenig zerzaust, und sein dunkler Mantel stand am Kragen offen.
    Er machte eine höfliche Verbeugung, aber seine Stimme war eine Spur zu atemlos. »Ich bitte um Verzeihung, Ma’am. Es gab etwas, das meiner sofortigen Aufmerksamkeit bedurfte.«
    Â 
    Nichts kam durch die Falltür.
    Finn sagte: » Klettert

Weitere Kostenlose Bücher