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Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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die Leiter hoch.«
    Als Keiro sich umdrehte, begann alles wieder zu wackeln. Finn starrte hinunter. Das Beben hob die Bodenplatten, als ob
unter ihnen eine Meereswelle wogte. Noch ehe Finn sich hätte in Bewegung setzen können, drehte sich die ganze Welt. Er stürzte krachend nieder, dann rollte er abwärts, einen Abhang hinunter, den es eigentlich gar nicht geben sollte. Als er gegen einen Pfeiler prallte, keuchte er auf, und Schmerz schoss ihm durch die Seite.
    Die ganze Halle neigte sich.
    Mit einer übelkeiterregenden Gewissheit wurde ihm klar, dass der Turm des Sapienten zusammenstürzte, weil er an seinem schmalen Fundament Risse bekommen hatte. Als die Strickleiter Finns Schulter streifte, versuchte er, sie zu fassen zu bekommen. Keiro war bereits an Bord des Schiffes und beugte sich über die silberfarbene Reling zu ihm herunter. Finn machte sich hastig an den Aufstieg, und sofort, als die beiden sich erreichen konnten, verschränkten sie ihre Hände ineinander.
    Â»Ich habe ihn!«, gellte Keiro. »Und los!«
    Das Schiff erhob sich. Finn stieß einen Angstschrei aus, als er endlich aufs Deck rutschte. Die ganze Schiffskonstruktion schwankte und schaukelte, dann begannen die Taue, die es am Boden festhielten, eines nach dem anderen nachzugeben, und das Schiff stieg langsam hoch.
    In der Turmwand vor ihnen prangte eine Öffnung, die zu dem breiten Vorsprung führte, auf dem Blaize das Luftschiff gelandet hatte. Gildas versuchte mit seiner ganzen Kraft, das Speichenrad herumzudrehen, doch das führte nur dazu, dass das Schiff einen Satz machte, welcher sie alle von den Füßen riss, und dass Kaskaden von Dreck, Staub und Geröll von oben auf das Deck und die Segel niederprasselten.
    Â»Irgendetwas hält uns noch fest«, brüllte Gildas.
    Keiro beugte sich weit über die Reling. »Du meine Güte! Da ist ein Anker!«
    Er richtete sich wieder auf. »Los, kommt, es muss irgendwo eine Winde geben.«

    Sie öffneten eine Luke und kletterten in die Finsternis unter Deck hinein. Über ihnen hörten sie das Poltern von zusammenstürzendem Mauergestein.
    Sie stießen auf ein ganzes Labyrinth von Gängen. Finn bog in den nächstbesten ein und stieß alle Türen auf, an denen er vorbeikam; jede einzelne dahinterliegende Kabine war leer. Es gab keine Vorräte, keine Fracht, keine Besatzung. Ehe er jedoch Zeit hatte, darüber nachzugrübeln, hörte er Keiro aus der Dunkelheit weiter unten heraufrufen.
    Â 
    Es war kaum etwas zu sehen im untersten Deck, nur eine runde Ankerwinde, die den größten Teil des Raumes ausfüllte. Keiro steckte die bereitliegende Eisenstange in die Spule. »Hilf mir.«
    Gemeinsam drückten sie. Nichts geschah; der Mechanismus war unnachgiebig und der Anker an einer schweren Kette befestigt.
    Noch einmal stemmten sie sich mit aller Kraft dagegen, Finn spürte, wie es an seinen Muskeln riss, und dann, ganz langsam, mit stockendem Ächzen, setzte sich die Winde kreischend in Bewegung.
    Finn knirschte mit den Zähnen und drückte weiter; Schweiß trat auf sein Gesicht. Neben sich hörte er Keiro keuchen und stöhnte.
    Mit einem Mal war da noch jemand. Attia, noch immer bleich, begann neben ihm, sich an der Eisenstange abzumühen.
    Â»Was … kannst du … schon bewirken?«, knurrte Keiro.
    Â»Offenbar genug«, zischte sie zurück, und Finn sah zu seiner Überraschung, dass sie grinste. Ihre Augen unter dem zerzausten Haar leuchteten, und die Farbe war in ihr Gesicht zurückgekehrt.
    Der Anker vibrierte und löste sich schließlich. Das Schiff schwankte, dann stieg es ganz plötzlich auf.
    Â»Wir haben es geschafft!« Keiro presste seine Hacken auf den
Boden und stemmte sich weiter gegen das Holz, und völlig unerwartet begann das Rad, sich unter ihrem vereinten Gewicht immer rascher zu drehen. Die große Ankerkette rasselte durch ein Loch im Boden herauf und wickelte sich gehorsam auf die Winde.
    Kaum dass der Anker vollständig gelichtet worden und die Winde zum Stillstand gekommen war, ließ Finn vom Rad ab und stürmte die Stufen des Niedergangs hinauf. Aber als er wieder auf dem obersten Deck angekommen war, blieb er mit einem angstvollen Schrei wie angewurzelt stehen.
    Sie segelten mitten in den Wolken, welche an ihnen vorbeisausten und nur hin und wieder den Blick auf Gildas freigaben, der fluchend am Steuerrad stand. Die großen Segel

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