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Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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er sagte: »Hör auf damit, Claudia. Lass es gut sein. Frag nicht weiter nach, denn die Antwort könnte dich zerstören. Das ist alles, was ich sagen werde.« Er stand wieder auf, groß und dunkel, und seine Stimme wurde schneidend. »Und nun zum Schlüssel: Nichts von dem, was du damit angestellt hast, ist mir entgangen. Ich weiß von eurer Suche nach Bartlett und eurer Kommunikation mit Incarceron. Und ich weiß von diesem Gefangenen, den du für Giles hältst.«
    Sie starrte ihn ungläubig an, und er lachte sein trockenes Lachen. »Es gibt unzählige Gefangene in Incarceron, Claudia, und du glaubst ernstlich, du hättest den richtigen gefunden? Zeit und Raum funktionieren dort anders. Dieser Junge könnte jeder sein.«
    Â»Er hat ein Mal, das seine Herkunft verrät.«
    Â»Dann trägt er es jetzt also. Ich will dir etwas über das Gefängnis erzählen.« Seine Stimme klang jetzt grausam; er ging zu seiner Tochter und starrte sie an. »Es ist ein geschlossenes System. Nichts geht hinein, nichts gelangt heraus. Wenn die Gefangenen sterben, dann werden ihre Atome, ihre Haut, ihre Organe weiterverwendet. Jeder von ihnen besteht aus den Überresten anderer Verstorbener . Sie sind repariert, recycelt, und wenn kein organisches Material mehr zur Verfügung steht, dann werden eben Teile aus Metall und Plastik hinzugefügt. Finns Adler bedeutet nichts. Vielleicht gehört er gar nicht zu ihm. Und auch die Erinnerungen, die der Junge zu haben glaubt, könnten nicht seine eigenen sein.«

    Claudia wurde kalt vor Entsetzen, und sie wollte, dass der Hüter aufhörte zu sprechen, doch sie brachte kein Wort heraus. »Der Junge ist ein Dieb und ein Lügner.« Unbarmherzig fuhr er fort: »Er gehört zu einer Bande von Mördern und Totschlägern, die Jagd auf andere machen. Ich gehe davon aus, dass er dir das erzählt hat?«
    Â»Ja«, fauchte sie.
    Â»Wie überaus ehrlich von ihm. Hat er dir auch berichtet, dass eine unschuldige Frau in einen Abgrund gestoßen wurde und sterben musste, damit er an seine Kopie des Schlüssels gelangen konnte? Und zwar, nachdem er ihr sein Wort gegeben hatte, dass ihr nichts geschehen würde!«
    Sie schwieg.
    Â»Also nicht«, sagte er. »Das dachte ich mir.« Er trat einen Schritt zurück. »Ich will, dass dieser Unsinn aufhört. Ich will den Schlüssel wiederhaben. Sofort.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Â»Unverzüglich, Claudia.«
    Â»Ich habe ihn nicht«, flüsterte sie.
    Â»Dann muss Jared …«
    Â»Lass Jared aus dem Spiel.«
    Der Hüter packte Claudia am Arm. Seine Hand war kalt, sein Griff fest wie ein Schraubstock. »Ich will den Schlüssel haben, oder du wirst es bereuen, dass du dich mir widersetzt hast.«
    Sie versuchte, ihn abzuschütteln, aber er hielt ihren Arm umklammert. Durch ihr zerzaustes Haar hindurch starrte sie ihn an. »Du kannst mir nichts tun. Ich bin alles, was du brauchst, um deinen Plan in die Tat umzusetzen, und das weißt du.«
    Einen Moment lang starrten sie einander an. Dann nickte John Arlex und ließ sie los. Ein weißer Ring zog sich um ihr Handgelenk, wo das Blut aus ihrer Haut gewichen war, und es sah so aus, als trüge sie eine Fessel.

    Â»Dich kann ich tatsächlich nicht verletzen«, sagte er heiser.
    Sie starrte ihn mit großen Augen an.
    Â»Aber da ist ja noch Finn. Und da ist Jared.«
    Sie wich einen Schritt zurück, zitterte, und kalter Schweiß lief ihr über den Rücken. Einen kurzen Moment lang kreuzten sich ihre Blicke. Claudia war sich nicht sicher, ob sie noch ein einziges Wort über die Lippen bringen würde, und so drehte sie sich stattdessen um und stürmte zur Tür hinaus. Doch die Worte des Hüters erreichten sie noch, und sie war gezwungen, sie zu hören: »Es gibt keinen Weg aus dem Gefängnis heraus. Bring mir den Schlüssel, Claudia.«
    Â 
    Sie warf die Tür hinter sich ins Schloss. Ein vorübereilender Diener starrte sie überrascht an. Im Spiegel gegenüber sah Claudia, warum: Sie erblickte ein zerzaustes, rotgesichtiges kleines Ding, dessen unglückliches Gesicht zu einer finsteren Miene verzogen war. Sie wollte laut aufheulen vor Wut, ging jedoch zu ihrem Zimmer, schloss die Tür und warf sich aufs Bett.
    Mit beiden Fäusten trommelte sie auf die Kissen ein und vergrub das Gesicht darin, dann rollte sie sich ganz klein

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