Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
Vom Netzwerk:
ihn mit einem Wutausbruch zum Schweigen. »Genug, Mann! Habt Ihr nicht gehört, was ich sagte? Ihr könnt Euch jetzt wieder ganz um Eure teure Kleidung und Euer Parfüm sorgen, mehr bleibt uns jetzt nicht mehr.«
    Als ob Evian nicht begriffen hätte, was geschehen war, nestelte er unruhig an seinem engen Rüschenhemd herum und öffnete
es ein Stück am Kragen. »Wir können doch nicht zulassen, dass die Sache so endet.«
    Â»Uns bleibt keine andere Wahl.«
    Â»All unsere Träume. Das Ende der Ära.« Er schob seine Hand in seine Jacke. »Ich kann das nicht zulassen. Ich werde das nicht zulassen.«
    Er hatte sich in Bewegung gesetzt, noch ehe Jared begriff, was geschehen würde. Ein Messer blitzte und sauste auf die Königin herab. Da sie sich gerade herumdrehte, traf die Klinge sie oben an der Schulter; sie schrie entsetzt auf. Sofort lief ihr das Blut über ihr goldenes Kleid. Überall gab es Spritzer und kleine Lachen, die größer wurden, während Sia um Atem rang, sich an Caspar festklammerte und in die Arme der Höflinge taumelte.
    Â»Wachen!«, schrie der Hüter. Das Wort klang wie ein Peitschenhieb.
    Jared drehte sich um.
    Evian wich stolpernd zurück; sein rosafarbener Anzug war blutverschmiert. Er musste begriffen haben, dass er versagt hatte. Die Königin war hysterisch, aber sie war nicht tot, und es gab keine Möglichkeit für ihn, noch einmal zuzustechen. Zumindest würde er sie nicht noch einmal treffen können. Soldaten stürmten herein, ihre spitzen Piken schlossen sich um Evian wie ein Ring aus Stahl und trennten ihn von der Königin. Er starrte Jared an, ohne ihn wirklich wahrzunehmen, dann den Hüter und zuletzt Caspar, der bleich vor Schreck war.
    Â»Ich handle im Namen der Freiheit«, sagte er ruhig, »in einer Welt, in der es keine Freiheit gibt.«
    Mit tödlicher Geschicklichkeit drehte er das Messer um und stieß es sich mit beiden Händen ins Herz. Sofort brach er zusammen, stürzte zu Boden, zuckte noch einen Moment lang und lag dann ganz still. Als Jared sich an den Wachen vorbeigedrängt hatte und sich über ihn beugte, sah er, dass der Tod beinahe
unmittelbar eingetreten war. Noch immer sickerte langsam das Blut durch den Seidenstoff.
    Entsetzt und ungläubig schaute Jared auf das feiste Gesicht und in die starren Augen.
    Â»Wie dumm«, sagte der Hüter hinter ihm. »Und schwach.« Er griff nach unten, riss Jared am Arm hoch und drehte ihn grob zu sich herum.
    Â»Seid Ihr schwach, Meister? Das habe ich immer geglaubt. Nun werden wir ja sehen, ob ich recht hatte.« Er wandte sich an die Wachen. »Bringt den Meister in seinen Raum und schließt ihn ein. Schafft alle Geräte her, die ihr dort findet. Postiert zwei Männer draußen vor der Tür. Er darf das Zimmer nicht verlassen und keine Besucher empfangen.«
    Â»Sir.« Der Mann verbeugte sich.
    Man hatte die Königin hinausgeleitet, und die Menge begann sich zu zerstreuen. Mit einem Schlag wirkte die Große Halle leer. Im leichten Windzug, der durchs Fenster wehte, schaukelten die Blumen- und Orangenblütengirlanden. Als man Jared aus dem Saal führte, trat er auf herabgefallene Blütenblätter und klebrige Süßigkeiten  – die Überbleibsel einer Hochzeit, die niemals stattfinden würde.
    Kurz bevor man ihn zur Tür hinausstieß, warf er einen Blick zurück und sah den Hüter, der beide Arme auf dem hohen Kaminsims abstützte und sich über die leere Feuerstelle beugte. Seine Hände, die auf dem weißen Marmor ruhten, waren zu Fäusten geballt.
    Â 
    Nichts geschah, außer dass ein weißes Licht anging. Als Claudia ihre Augen öffnete, brannten sie; ihre Sicht war verschwommen, und ungefähr eine Minute lang sah sie nur kleine, dunkle Punkte über die Wände der Zelle schwirren und sie in Schatten tauchen.
    Ganz sicher war sie in einer Zelle. Es roch furchtbar. Der Gestank
war sogar so stark, dass sie würgte und versuchte, nicht noch einmal den üblen Geruch nach Feuchtigkeit, Urin, verrottenden Körpern und dem Stroh einzuatmen, das sich überall um sie herum auftürmte. Sie saß auf einem aufgeschütteten Haufen, aus dem ein Floh hervorgehüpft kam und auf ihrer Hand landete. Mit einem angewiderten Aufschrei sprang sie auf und schüttelte ihn ab, schauderte und kratzte sich.
    Also dies war Incarceron.
    Es war genau so, wie sie es

Weitere Kostenlose Bücher