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Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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»Lauf!«
    Aber es war zu spät. Es gab ein Zischen und ein Krachen. Keiro wurde das Schwert aus der Hand gerissen, das klirrend gegen die Wand schlug, wo es verkehrt herum hängen blieb.
    Auch Finn wurde von einem übermächtigen Sog erfasst, der ihn gegen das Gestein prallen ließ; der Schlüssel in seiner Tasche
hielt ihn dort fest. Der Dolch, den er in der Hand hielt, ließ seinen Arm mit enormer Kraft flach an der Wand kleben.
    Â»Aha. Jetzt spüre ich dich, Finn. Jetzt fühle ich deine Angst.«
    Er konnte sich nicht bewegen. Einen entsetzlichen Moment lang glaubte er, er würde in das Material der Wand selbst hineingezogen werden. Dann riss Gildas an ihm, und er ließ den Dolch los. Als seine Hand sich daraufhin sofort vom Gestein lösen ließ, begriff er, dass der Fels zu einem Magneten geworden war. Eisenstücke und Bronzeplatten flogen wie in einem heftigen, waagerechten Schneesturm durch die Luft: Sofort sammelten sich Werkzeuge, Metallteile und riesige Kettenglieder an der Wand. Finn duckte sich und fluchte, als ein Geschoss unmittelbar neben seinem rechten Ohr aufschlug. »Lass mich los!«, brüllte er.
    Sein Körper wurde zwischen dem Schlüssel und dem Magneten schier zerdrückt.
    Gildas hatte bereits nach dem Kristall gegriffen; der alte Mann stemmte seine Absätze auf den Boden und keuchte: »Helft mir.« Auch Attias kleine Hände umklammerten nun den Schlüssel. Langsam, als ob sie ihn aus unsichtbaren Fingern lösten, zogen sie den Schlüssel von Finns Körper, und Keiros Eidbruder fiel strauchelnd vornüber.
    Â»Los! Los!«
    Incarceron lachte sein tiefes Lachen. »Aber du kannst doch nicht verschwinden. Nicht ohne deinen Bruder.«
    Obwohl Finn bereits zur Flucht angesetzt hatte, machte er sofort kehrt.
    Keiro stand an der Wand. Seine rechte Hand war in seltsamem Winkel dagegen gepresst; die Rückseite seiner Hand wirkte wie auf der schwarzen Oberfläche festgeklebt. Einen Moment dachte Finn, dass er sein Schwert losreißen wollte, und zischte: »Lass es hier!«, doch dann drehte sich Keiro um und warf ihm einen Blick zu. In seinen Augen stand kalte Wut.

    Â»Es ist nicht das Schwert.«
    Finn packte den Arm seines Eidbruders und zog.
    Er löste sich nicht.
    Â»Lass los.«
    Â»Ich halte nichts fest«, zischte Keiro. Er wandte sein Gesicht ab. Finn sah genauer hin.
    Â»Aber …«
    Sein Eidbruder wandte ihm in einer raschen Bewegung den Kopf wieder zu, und Finn war entsetzt über den Zorn in seinen Augen. »Es liegt an mir, Finn. Begreifst du denn nicht? Bist du denn so dumm? An mir!«
    Der Nagel seines rechten Zeigefingers blieb an der Wand haften, und als Finn nach Keiros Hand griff und daran zog, bewegte sie sich nicht. Der Fingernagel wurde mit solcher Kraft von dem Magneten angezogen, dass er nicht zu lösen war.
    Â»Soll ich ihn gehen lassen?«, fragte das Gefängnis tückisch.
    Finn sah Keiro an, und Keiro erwiderte den Blick. »Ja«, flüsterte er.
    Mit einer Gewalt, die sie alle zusammenzucken ließ, fielen alle Metallteile von den Wänden, und es gab ein ohrenbetäubendes Getöse.
    Â 
    Claudia blieb stehen. »Was war das?«
    Â»Was?«
    Â»Dieser Lärm?«
    Â»Es gibt immer Geräusche hier im Gefängnis. Bitte erzähle weiter von der Königin. Sie klingt so …«
    Â»Es kam von dort hinten.« Claudia starrte durch einen schwach erleuchteten Durchgang, an dem sie gerade hatte vorbeigehen wollen, und sah einen niedrigen Gang, dessen Decke kaum hoch genug war, um aufrecht zu stehen, und der von Spinnennetzen überzogen war.

    Incarceron lachte, aber es lag eine Spur von Furcht darin. »Um Finn zu finden, musst du geradeaus weitergehen.«
    Claudia schwieg. Plötzlich spürte sie die angespannte Allgegenwärtigkeit des Gefängnisses rings um sich herum, als ob es den Atem anhielt und abwartete. Sie fühlte sich klein und verletzlich, als sie sagte: »Ich denke, du belügst mich.«
    Einen Moment lang geschah nichts. Eine Ratte rannte durch den Gang, erblickte sie und schlich um sie herum. Dann sagte die Stimme Incarcerons nachdenklich: »Deine Vorstellung von Finn ist von einer törichten Romantik: der verlorene Prinz, der eingekerkerte Held. Du erinnerst dich an einen kleinen Jungen und willst, dass er es ist. Doch selbst wenn Finn wirklich Giles ist, dann ist das ein ganzes Leben her und gehört in eine

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